Wolfpakk – 10 Jahre, fünf Alben!

Mit „Nature Strikes Back“ erschien kürzlich das fünfte Album des All Star Projekts WOLFPAKK. Die beiden Leitwölfe Michael Voss (u. a. Mad Max) und Mark Sweeney bieten hier wie gewohnt mal wieder eine ganze Armada an hochkarätigen Gästen auf, die deren Kompositionen mit ihren Stimmen bzw. Leistungen an verschiedenen Instrumenten bereichern. Oftmals drücken sie den jeweiligen Songs dann sogar ihren Stempel auf, was von den beiden Machern durchaus mit ins Kalkül einbezogen wurde und auch zum Konzept gehört. Insgesamt liegt die Zahl aller beteiligten Musiker bei den fünf Platten bei über 150! Und dabei sind mit Drummer Gereon Homann (Eat The Gun) und Jean-Marc Viller (Callaway) neben Michael und Mark nur zwei Konstanten darunter, da darf man schon mal erstaunt die Augenbrauen heben. Mit dem Schweizer Songwriter und Sänger Mark Sweeney unterhielten wir uns zwei Tage vor der Veröffentlichung von „Nature Strikes Back“ unter anderem über die kleinen Stellschrauben, an denen gedreht wurden.

Mark, schön dass du dir für unsere Leser Zeit genommen hast. Ich habe als Vorbereitung für unser Interview meine erste Story über euch nochmal gelesen. Das muss so ungefähr vor 9 Jahren gewesen sein, jedenfalls habe ich dich damals nach etwaigen Wunschgästen befragt. Und schon da fiel als erster Name Michael Sweet von Stryper. Es hat also lange gedauert bis dir dieser Wunsch jetzt endlich erfüllt wurde.

Ja, den Michael Sweet habe ich tatsächlich schon bei den Vorbereitungen zum ersten Album als Wunsch geäußert. Da Michael Voss vor vielen Jahren mal mit Mad Max gemeinsam mit Stryper auf Tournee war, hatte er noch seine Telefonnummer. Wir haben 10 Jahre um ihn gebuhlt, aber es kam vorher immer wieder was dazwischen, auch die tragische Geschichte als damals vor etwa neun Jahren seine Frau starb. Dann kamen Tourneen oder Krankheiten, irgendetwas war immer. Ja, jetzt hat es endlich geklappt, er hat mich kontaktiert und mich gefragt, wie er den Song denn singen sollte. Ich schrieb ihm zurück, dass er einfach alles in Grund und Boden schreien sollte und das hat er dann auch gemacht (lacht). Nein wirklich, absolute High Class, was er beim Titeltrack abgeliefert hat, ich bin immer noch total glücklich darüber. Ich habe kürzlich im Rock Hard gelesen, er würde mit seinem Geschrei Tinnitus verursachen, aber mir ist das scheißegal was die schreiben, für mich passt das perfekt zum Song und das nehme ich mit ins Grab!

Falls die Leser das Album nicht kennen sollten, wir redeten bei meiner Einstiegsfrage über das Titelstück und Opener von „Nature Strikes Back“. Zu weiterem Personal der Gäste kommen wir später sicher nochmal zurück. Zunächst fiel mir nämlich auf, dass ihr nicht nur bei einem anderen Label gelandet seid, sondern dass ihr auch mal ein stilistisch völlig anderes Coverartwork ausgewählt habt. Die ersten vier waren, im Vergleich zum jetzigen ja eher „einfach“ gehalten.

Beides hängt irgendwie miteinander zusammen. Bis jetzt hat nämlich immer ein Künstler oder Grafiker von AFM die Covers gemacht, natürlich immer in Absprache mit uns. Als wir jetzt zu Massacre Records wechselten, wollte ich auf einen früheren Kontakt zurückgreifen, als ich noch bei Crystal Ball gesungen habe. Dabei bin ich auf Rainer Kalwitz gestoßen, der das Cover von „Hard Impact“ gemacht hat. Ich war mal auf seiner Homepage und dabei gesehen, dass er sich als Künstler extrem weiter entwickelt hat. Ich habe ihm also gesagt, was das Thema ist und wie ich mir das in etwa vorstelle. Er meinte dann, dass er das wenn überhaupt richtig machen will und das Cover malen würde. So richtig wie früher von Hand und mit Pinsel! Ich finde jedenfalls, dass er das richtig gut gemacht hat. Wie gefällt es dir denn?

Ja doch, im Vergleich zu den vorherigen Artworks kein Vergleich. Da ist es richtig schade, dass „Nature Strikes Back“ nicht als Vinyl erscheint, dann käme das Bild natürlich noch besser zur Geltung.

Das stimmt leider. So ein Cover kostet natürlich mehr als ein Foto, das am Computer entsteht, aber es hat sich gelohnt.

Du lebst ja in der Schweiz und bist wie ich weiß oft in den Bergen unterwegs. Du wanderst, fährst Mountain Bike und im Winter Ski. Da bekommst du die Themen Umwelt und Klimawandel sicherlich sehr direkt mit. Von daher ist der Titelsong ja aktueller denn je, auch in Hinsicht auf die Buschbrände in Australien oder verheerenden Überschwemmungen in Asien!

Schon, aber du solltest dabei wissen, dass viele der Songs schon fast zwei Jahre parat stehen. Wir haben unmittelbar nach „Wolves Reign“ schon angefangen mit dem Schreiben von neuen Stücken. Wir hätten theoretisch vier Monate nach dem Release von „Wolves Reign“ schon wieder eine Platte veröffentlichen können sage ich mal scherzhaft. Die meisten Songs waren schon geschrieben, natürlich noch nicht mit den Gästen eingespielt, aber Texte und Musik standen größtenteils. Naja, jedenfalls werden wir jetzt von einigen abgestempelt, weil wir „Greta-Metal“ spielen würden, dabei ist das Thema Umwelt für uns nicht neu. Auf „Cry Wolf“ 2013 war schon der Song „A Matter Of Time“ mit Johnny Gioeli oder „Mother Earth“ mit Ronnie Atkins auf „Wolves Reign“. Wir haben das also immer wieder mal, weil das Thema mich logischerweise beschäftigt. Womit ich nur etwas Mühe habe bei dieser Geschichte ist das Schwarz-Weiß Denken von vielen Leuten momentan. Ich sehe mich da eher im Graubereich, ich werde weiter fliegen, auch mein Auto weiter fahren und bestimmt hin und wieder mal eine Plastiktüte benützen. Sicherlich versuche ich bei den alltäglichen Dingen auf Nachhaltigkeit zu achten und wenn das jeder in seinem kleinen, persönlichen Bereich auch macht, tut das unserem Planeten und der Natur sicherlich gut. Aber bitte nicht das strikte „Nur ich hab Recht“-Gehabe, wie es gerade modern ist. Diese Ich-Mentalität von vielen geht mir ein wenig auf den Keks.

Du sprichst mir aus der Seele! Ein Thema, über das wir noch stundenlang reden könnten, so komplex ist das. Lass uns lieber wieder zur Musik zurückkehren. Unter den vielen Gastsängern auf eurer neuen Platte ist auch ein Landsmann von dir, und zwar Ex-Victory Shouter Fernando Garcia. Wo hast du ihn denn bitteschön ausgebuddelt?

Haha, ja, das ist auch eine lustige Geschichte. Ich kannte ihn früher zwar schon, habe aber den Kontakt völlig verloren, er war viele Jahre wie vom Erdboden verschluckt. So habe ich über meine Kontakte, auch bei Facebook, versucht herauszufinden wo er sich verstecken könnte. Ein Ex-Schlagzeuger von Krokus hat mir gesagt, ich sollte es mal über die Renate versuchen, das sei seine Lebenspartnerin. Dazu muss man wissen, dass ebendiese Renate früher bei Crystal Ball das Merchandise gemacht hat. Ich habe sie also angerufen und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Klar, Fernando war über zehn Jahre nicht mehr in einem Studio und hat gesungen. Am Anfang war er deshalb noch ein wenig nervös, aber ich hab ihm gesagt, dass das wie Fahrradfahren ist und er das nicht verlernt. Und je länger er vorm Mikro stand, desto besser wurde er. Er hat dann den Song innerhalb von drei Stunden eingesungen, eigentlich unfassbar!

Dementsprechend groß war auch die Resonanz der vielen Fans, die ihn trotz der langen Auszeit nicht vergessen haben. Wie schätzt du es denn ein, werden wir aufgrund der möglichen Starthilfe von Wolfpakk zukünftig mehr von Fernando hören?

Schwierig, ich weiß es ehrlich gesagt nicht, vielleicht wenn eine richtige Band mit Booking-Agentur dahintersteht. Er wird sicher nicht in Pubs vor 15 oder 20 Zuschauern auftreten, was ich absolut verstehen kann, schließlich hat er die größten Bühnen der Welt bespielt und er wird auch nicht jünger. Wir werden uns überraschen lassen müssen.

Du sagtest mir kürzlich, dass es immer schwieriger wird, ein derart zeitaufwendiges und teures Projekt wie Wolfpakk auf die Beine zu stellen. Höre ich da etwa einen möglichen Abschied heraus?

So würde ich das nicht unbedingt sagen. Aber ich habe vor, mir jetzt erstmal eine Pause zu gönnen. Wir haben jetzt in zehn Jahren fünf Alben herausgebracht, was für mich unglaublich ist. Immer Vollgas bei der Organisation, auch mit Vossi, der schließlich auf gefühlt hundert Hochzeiten tanzt. Es ist ja nicht nur das, dazu kommt das Schreiben der Songs, die Texte, das Aussuchen der richtigen Musiker, das alles ist ein Riesen-Aufwand. Ich sehe das so: Ich bin jetzt einen Marathon gelaufen, ruhe mich ein wenig aus, warte auf die Reaktionen, denke nach und dann werden wir sehen, ob ich nochmal einen Marathon laufen will oder lieber Badminton spiele. Ich werde zu gegebener Zeit die Zukunft mit Vossie besprechen. Ich sage jetzt weder ja noch nein noch vielleicht und lasse bewusst diese Frage offen.

Möglichkeiten gibt es ja einige für dich. Ich hatte da zum Beispiel kürzlich mal wieder deine Solo-CD „Slow Food“ im Player, die mir, obwohl stilistisch weit weg vom Metal immer noch gut gefällt. Auch hier schließt sich der Kreis von deiner Vergangenheit zur Aktualität, denn der Produzent von „Slow Food“ war Michael Bormann! Und genau der singt mit seiner gewohnt affenstarken Röhre bei „Lone Ranger“!

Genau! Auch Michael Bormann und ich hatten uns bis jetzt etwas aus den Augen verloren. Als wir uns kürzlich dann wieder zum Video-Dreh getroffen hatten, war das sofort wieder wie früher, das war wie heimkommen. Wir haben ja den gleichen Musikgeschmack, verstanden uns auf Anhieb wieder gut und ihm muss man auch nichts erklären. Er weiß genau wie er sich bewegen muss, was er zum Video-Dreh anziehen muss und es gibt auch keine Anlaufschwierigkeiten. Und wer weiß, wer weiß? Vielleicht gibt es die nächste Wolfpakk nur mit Bormann, Voss und Sweeney, oder ich klinke mich ganz aus und überlasse das Singen nur denen, die es auch wirklich gut können, haha! Nein, Spaß beiseite, ich kann mir vieles vorstellen, auch mal wieder eine Soloplatte wäre eine Option.

Oder eine Duett-Platte mit Beatrice Egli!

Ja, genau, ich mache jetzt auf Schlager, endlich mal richtig Kohle verdienen!! Du hast mich jetzt auf eine tolle Idee gebracht!

Wie auch immer die Zukunft von Wolfpakk und Mark Sweeney aussieht, wir wünschen euch nur das Beste!

Die Melodie muss stimmen!