ROMUVOS Band – Entscheidung bei Fleisch und Whiskey!!

Band

Artist

Interview vom

22.04.2022

Website

Homepage

Die Multi-Kulti Truppe ROMUVOS haben uns mit ihren letzten beiden Alben „The Baltic Crusade“ (2020) sowie dem kürzlich veröffentlichten „Spirits“ vollauf begeistert. Dabei fasziniert vor allen Dingen der Stil, der sich aus traditionellem Folk aus dem Baltikum und Epic Metal zusammensetzt. Kein sinnloses Gebolze stört den Genuss, vielmehr bestimmen Atmosphäre und das Zusammenspiel der traditionellen, akustischen Instrumente mit den harten E-Gitarren das Geschehen. Also unterhielt ich mich mal mit Velnias, dem Songwriter und Frontmann des Quintetts. Und es entwickelte sich ein höchst emotionales Interview, das mich wirklich beeindruckt hat und mich über viele Dinge im Nachhinein denken lassen, sogar hier und da schlucken ließ.

Hi Velnias, ich habe mich als Vorbereitung natürlich im Vorfeld etwas über eure Band im Netz schlau gemacht. Viel ist allerdings nicht zu erfahren, nur dass es euch seit 2014 gibt und ihr seitdem vier Platten veröffentlicht habt. Ist das Line-Up seitdem stabil oder wie haben sich ROMUVOS bis heute entwickelt?

2014 habe ich das erste Album „Romuvan Dainas“ als Ein-Mann-Projekt veröffentlicht. Später, als ich die Arbeit am zweiten Album „Infront Of Destiny“ fast abgeschlossen hatte, beschloss ich, die Produktion und die Atmosphäre des Projekts zu verbessern, und eine komplette fünfköpfige Band wurde gegründet. Ich dachte, wenn man mehr Musiker an Bord hat und jeder sein Herz und seine Seele in die Songs steckt, wird das viel besser klingen. Und natürlich klingt das Album viel besser, wenn man einen Schlagzeuger hat und echtes, analoges Schlagzeug aufnimmt! Und so veröffentlichten wir das Album „Infront Of Destiny“ als komplette Band. Ungefähr zu dieser Zeit mussten wir den Bassisten wechseln, seitdem war das die einzige Veränderung, die wir innerhalb der Band vorgenommen haben. Der ehemalige Bassist hat nur wenige Live-Shows mit uns gemacht, konnte aber keines unserer Alben aufnehmen und mitspielen.

Okay, dann stell unseren Lesern deine Band doch mal am besten vor und erkläre, wo ihr eure Zelte aufgeschlagen habt.

Gerne! Ich bin Litauer und lebe derzeit mit meiner Familie, also meiner Frau und unseren Zwillingen, einem Jungen und einem Mädchen, in Israel. Unser Gitarrist Ofer lebt in Deutschland, und zwar Berlin. Der Schlagzeuger Morax stammt aus der Ukraine, lebt aber mittlerweile auch in Israel. Und schließlich Bendor, der Folk-Instrumentalist, der alle traditionellen Instrumente wie Flöten, Schellen, Bouzouki oder Maultrommel beherrscht! Da ist noch Aujuolas, unser Bassist, die beide ebenfalls in Israel leben. Es ist also tatsächlich eine spezielle Mischung, aber ich muss betonen, dass unsere Band baltischen Folk Metal spielt, in unseren Texten und unserer Musik findet man viele baltische Einflüsse und Themen…das ist es, was uns und unseren Sound ausmacht.

Wie kam es denn dazu, dass ihr gerade Folk-Elemente aus dem Baltikum in euren Sound als wichtiges Merkmal integriert habt? Ist das Songwriting denn ein Band-Ding?

Meine Mutter ist Litauerin und mein Vater Lette. Ich bin mit Volksmärchen aufgewachsen und glaube, dass ich diese Wurzeln im Laufe meiner Kindheit übernommen habe. Hinzu kommt, dass ich wahrscheinlich tief in meiner Seele und meinem Herzen mit dem Baltikum und unseren Traditionen verbunden bin. Viele Jahre lang hatte ich als Künstler das Bedürfnis, diese Emotionen auszudrücken und meine Sehnsucht und Liebe für die heidnischen Traditionen des Baltikums widerzuspiegeln. Erst in einem späteren Alter, etwa 2013, begann ich, diese Ideen in die Musik einzubringen und nutzte sie als meinen Antrieb und meine Seele als Musiker. Romuvos werden immer „meine“ Band sein, ich schreibe die Musik und die Texte, obwohl die anderen Bandmitglieder mir sehr helfen und ihre eigenen Sichtweise mit einbringen, wie man die Songs spielt und was bei jedem Schritt des Weges zu tun ist. Sie sind also auch sehr beschäftigt, was uns als Band zusammenschweißt.

Aber da sind ja neben den Folk-Elementen noch andere Einflüsse herauszuhören. Ich denke da beispielsweise an das in meiner Review angesprochenem Solo in dem Lied „Spirits Of The Oak“, das mich tatsächlich an David Gilmour von PINK FLOYD erinnert. Das ist wahrscheinlich meine persönliche Meinung, ich weiß, aber wie sieht es mit anderen Einflüssen bei euch aus?

Oh wow, David Gilmour, haha, das fasse ich als großes Kompliment auf!! Ich schätze, das könnte tatsächlich ein versteckter Einfluss sein, obwohl ich die meiste Zeit meines Lebens Metal höre. Ich betrachte mich als einen wirklich hingebungsvollen Metal-Fan! Aber als Musiker kenne ich natürlich noch mehr Bands und Künstler außerhalb der Metal-Szene, eine meiner großen Inspirationen sind DEAD CAN DANCE, FRANK ZAPPA und sogar CHICK COREA. Die Metal-Einflüsse sind Gruppen wie FALKENBACH,  SUMMONING, MORTIS, HELHEIM, WARDRUNA, HEILUNG, ROTTING CHRIST, BATHORY und tatsächlich etwas HEIDEVOLK. Die Liste ist lang, aber das sind die Künstler, die mich am meisten beeinflusst haben und ich glaube, ich habe mich insgesamt auch sehr von ihnen inspirieren lassen. Für „Spirits“ habe ich mich stark von WARDRUNA,  HEILUNG,  FALKENBACH und DEAD CAN DANCE beeinflussen lassen, die Stimmung und das Ambiente waren mir sehr wichtig für dieses Album, ebenso wie die die Atmosphäre, die ich zu schaffen versuchte.

Das ist dir absolut gelungen, denn die Stimmung auf der Platte ist meines Erachtens beeindruckend! Wie entstehen denn die Songs genau?

Das ist eine gute Frage, denn ich habe eine nette Geschichte zu erzählen, die nicht viele kennen und bei euch vielleicht sogar zum ersten Mal erzählt wird. Ich habe noch ein anderes Nebenprojekt namens VELNIAS, das ist ein Dungeon-Synth Soloprojekt, mit dem ich bereits 5 Alben veröffentlicht habe, alle unter dem Label „WereGnome Records“. Alle Alben sind im Kassettenformat und somit sehr im Underground behaftet, limitiert auf 50 bis 60 Exemplare! Wen es interessiert, kann sich das gerne mal auf youtube oder im Bandcamp anhören. Wie auch immer, ich arbeitete am sechsten Album für dieses Projekt, konzentrierte mich sehr auf die tiefe Atmosphäre, frei von jeglichen Regeln und nicht an feste Noten oder Akkorde gebunden. Als ich fast fertig war, ließ ich wie immer meine Frau über die Lieder hören. Nach dem 3. Lied sagte sie: „Das ist gut, aber was und wann werden die anderen Bandmitglieder spielen? Und warum singst du nicht selbst?“ Ich habe geantwortet: „Oh nein, nein, das ist nichts für ROMUVOS, das ist für mein Dungeon-Synth-Projekt. „Nun, das muss das nächste ROMUVOS Album sein“, antwortete sie. In diesem Moment war ich echt verblüfft, ich habe Tag und Nacht darüber nachgedacht und nach 3 Tagen habe ich beschlossen, es einfach auszuprobieren. Es war ein Kampf, das Schlagzeug und die Gitarren mit dem in Einklang zu bringen, was ich produktionstechnisch bereits mit dem Ambiente und den Keyboards gemacht hatte. Ich musste mir den Arsch aufreißen, um es unter ROMUVOS zu machen, aber trotzdem den Geist der Musik beizubehalten. Nachdem ich ein paar Demos angefertigt hatte, überließ ich der Band bei einem Treffen die Entscheidung. Es war eine ziemlich schnelle Entscheidung, die wir alle im Rahmen eines großartigen Festmahls aus Fleisch, Bier und Whisky getroffen haben, haha.

Es war eine gute Entscheidung! Immer super, wenn man sich bei gutem Essen und Getränken austauschen kann! Was ist euch denn noch besonders wichtig, über ROMUVOS zu erfahren. Ich stelle es mir nämlich echt krass vor, gerade in einem Land wie Israel zu leben, wo zurzeit Krieg und Terror das tägliche Leben bestimmen. Und du hast ja erzählt, dass auch ein Ukrainer zum Line-Up gehört. Ich hab jetzt echt wieder eine Gänsehaut beim Schreiben dieser Zeilen!

Ja, da spricht du ein Thema an, das anderen vielleicht schwer zu vermitteln ist. Wir wissen leider, was ein echter Krieg ist und haben sogar an einigen teilgenommen, während viele Bands nur darüber singen (Anmerkung des Verf.: denkt er da vielleicht an SABATON??). Ich habe für meine Familie und Freunde gekämpft, nicht für eine andere Ideologie oder ein Land. Ich möchte hinzufügen, dass wir keineswegs eine Nazi-Band sind, wir haben keinerlei NS- oder kriegsverherrlichende Ideen! Wir verachten diesen Standpunkt zutiefst und hoffen sehr, dass die Leute überhaupt keine Politik in die Metal-Szene bringen. Seid euer eigener Herr, lasst euch nicht reinreden auf eurem Weg im Leben, geht euren eigenen und lasst euch nicht verbiegen!

Dem stimme ich total zu, nicht jeder Patriot ist Nazi, es wäre schön, wenn das mal in einige Köpfe hineinginge. Aber das ist ein Thema, das wir an dieser Stelle und in der Musik sowieso nicht abschließend regeln können. Weltfrieden wird wohl niemals gänzlich stattfinden können fürchte ich. Aber genug mit diesem Thema! Ich würde euch nämlich nur zu gerne mal live sehen, haben wir eine reelle Chance dazu?

Wir haben gute Neuigkeiten, denn wir werden diesen Sommer bestimmt auf europäischen Festivals auftreten und sind gerade einer Booking-Agentur beigetreten. Also hoffen wir, einige Termine und Auftritte in diesem Jahr zu bekommen. Momentan ist leider nicht fest geplant in Deutschland zu spielen, aber das ist eigentlich ein Muss, da die meisten unserer Spotify-Hörer aus Deutschland kommen. Wir hoffen also, mindestens einen Auftritt in Deutschland zu ergattern, so wie wir letztes Jahr beim WGT-Festival in Leipzig spielen durften.

Auch dafür drücken wir euch die Daumen! Letzte Frage: Veröffentlicht ihr eigentlich auch auf Vinyl?

Ja selbstverständlich! Und ihr könnt sogar noch auswählen, wir haben das grüne und das blaue Vinyl, aber beeilt euch, denn es ist nicht mehr viel zu haben, weil die Teile streng limitiert sind. Über unsere Facebook-Seite und beim Bandcamp könnt ihr gerne zuschlagen!

"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)