MENTALIST – Aller guten Dinge sind drei!

Band

Mentalist

Interview vom

27.09.2022

Die Saarländer Power Metaller MENTALIST mit dem schwedischen Frontmann haben quasi in drei Jahren ohne Konzerte drei Alben in hoher Qualität veröffentlicht. Mit Konzerten und Tourneen hatten sie etwas Pech wegen Corona und jetzt wegen dem Überangebot und den gestiegenen Preisen. Trotzdem schaut Gitarrist und Songwriter Peter Moog positiv in die Zukunft wie ich dem Interview entnehmen kann! Aber es gab auch viel zu erzählen.

Ich habe mich ja mal auf Livefootage von euch gefreut vom Feuerfänger Festival, schließlich war das die erste Liveshow für euch, wenn ich mich nicht irre, was war los, hat Corona zugeschlagen?

Wir haben uns fleißig vier Wochen auf das Konzert vorbereitet und waren dann natürlich enttäuscht, als wir es nicht spielen konnten. Gesundheit geht vor. Es hat einfach zwei Musiker von uns mit gesundheitlichen Problemen erwischt, kein Corona, eher bezüglich Lautstärke. Inzwischen sind wir aber alle wieder erholt.

Ihr habt ja seit längerem keinen Bassisten mehr, gut live war ja eh nichts, wollt ihr denn weiterhin mit Gästen arbeiten wie Mike Le Pond? Manche Bands wie Powerwolf und die Blind Guardian Jungs haben ja auch keinen Bassisten mehr oder nur als Gast.

Wir lieben Bassisten und Bass in der Musik. Am liebsten würden wir mit Mike spielen, aber den müssten wir für jedes Konzert aus den USA einfliegen. Es gibt keine Eile bei der Suche nach einem Bassisten. Es wird sich ein persönlicher Match ergeben und dann erhöht sich die Anzahl der Mentalisten auf fünf.

In Sache Artwork denke ich, dass dies die stärkste Sache bisher ist, vor allen Dingen da ich das mit dem Motorrad irgendwie seltsam fand, aber toll gemalt. Was ist denn dein Lieblingsartwork?

Das zweite Werk „A Journey Into The Unknown“ muss man sich als Gesamtkunstwerk vorstellen – ich finde es auch mit dem Motorrad grandios: Die ganzen Feinheiten befinden sich im Hintergrund, sowohl auf dem Front- als auf dem Backcover – und zwar Hinweise zu allen Songs. Ein üppiger Eye-Catcher hätte hier vielleicht den Fokus von den Feinheiten weggenommen. Mir persönlich gefällt das neue Cover auch am besten. Der Mentalist spielt gegen eine nicht sichtbare Person Schach und was sich auf dem Schachbrett abspielt, passiert auf dem Backcover in Realität – in diesem Fall wird ein Imperium zum Fall gebracht. Die Spielfiguren auf dem Schachbrett entspringen den Songs des Albums. Wir lieben es mit Andreas Marschall zu arbeiten. Er versteht genau, was wir wollen – und bringt dann noch seine eigenen Ideen ein.

 

Boxsets sind bei Metalfans ja immer noch beliebt und physische Veröffentlichungen wie LPs. Das Alles habt ihr ja wieder samt Plüschpuppe. Nach dem DORO Debakel mit der WARLOCK Figur, wie wollt ihr das umsetzen und die Fans zufrieden stellen? Ich habe nur Plüschpuppe gelesen… Ich finde so Figuren auch von Spielen wie Assasssin’s Creed immer recht cool.

In unserem Musik-Video „Noah’s Ark“, welches von einem Zeichner aus Bulgarien erstellt wurde, hat dieser den Mentalisten in einer coolen Comic-Version gezeichnet. Uns war sofort klar, dass wir diesen als Plüschfigur haben wollen und unsere nette Band-Managerin Birgitt Schwanke hat uns dabei geholfen. Als es um die Bestückung der Fanbox ging, in welche wir traditionell schon viel reinstecken, war klar, dass dieser kleine Mentalist neben u.a. Bandshirt und Karaoke-CD mit in die Box kommt.

Ihr habt euch ja wieder nicht lumpen, Marschall Artwork, Jacob Hansen Produktion, Gäste wie Mike LePond von Symphony X und Oliver Palotai von Kamelot an den Keys. Das ist ja alles nicht billig. Glaubst du das würdigen die Metalfans in der heutigen schnelllebigen Zeit noch oder macht ihr das wie viele Musiker mir sagen für euch, weil euch das in 1. Linie gefallen muss?

Ich gebe die Hoffnung nie auf! Heute ist das Hauptproblem, dass der Journalismus nicht mehr so existiert wie in den 80ern und 90ern. Da war vielleicht nicht alles perfekt, aber Magazine haben es immer wieder geschafft, die wesentlichen Bands hervorzuheben – und haben quasi den Markt nach Qualität vorgefiltert. Heute kann sich jeder Band weltweit von zuhause selbst produzieren und vermarkten. Der Musikmarkt, die Hörer und vermutlich auch die wenigen verbleibenden Journalisten werden geflutet. Es ist auch für mich ein Problem in dieser unendlichen Menge die für mich relevanten guten neuen CDs zu entdecken. Es gibt keine Garantie, dass man als gute Band heute entdeckt wird – was sehr bedauerlich ist. Wir sind Romantiker und versuchen in der Band nicht nur musikalisch das Beste zu bieten, weshalb wir eben so Weltklasse-Gastmusiker wie Mike LePond und Oliver Palotai haben. Wir versuchen auch die Palette – eben vom guten Artwork, Produktion – qualitativ bestmöglich zu gestalten. Das heißt ebenfalls nicht, dass man damit erfolgreich ist oder wird, aber zumindest gibt es einem persönlich das Gefühl alles herausgeholt zu haben. Und zur finanziellen Frage. Gute CDs zu produzieren ist, solange man nicht zu den absolut bekannten Bands gehört, ein Minusgeschäft. Man muss es schon sehr ambitioniert sein, viel reinzustecken. Insofern ist die Musik heute eigentlich kaputt. Durch die Musik verdienen Bands nichts mehr, weil kaum noch CDs verkauft werden. Sie spielen meist nicht mal die Produktionskosten ein. Es bleiben dann noch Konzerte und Merchandising. Eigentlich sollte es anders sein. Gute Musik sollte sich lohnen. Und wegen der Musik sollten Bands erfolgreich sein.

Wahre, traurige Worte! Die Texte wirken sehr breitgefächert und teils auch geschichtlich und von Mythen geprägt, oder irre ich mich? Aber was ist denn eine „Heavy Metal Leia?“

Das ist richtig. Wir sind eine Band, die manchmal auch politische und soziale Aussagen trifft, z.B. geht es in dem Song „Tears Within A Paradise“ u.a. um Umweltverschmutzung, bei „25 Years Of Slavery“ um Sklaverei. Ein Song wie „Columbus“ beschreibt eher geschichtlich die Entdeckung Amerikas und die Motivation dahinter, während z.B. „Stairs Of Ragusa“ eher einen Text zu Selbstfindung abbildet. Mit „Noah’s Ark“ gibt es einen nicht ganz ernstgemeinten, biblischen Bezug. Der Titelsong „Empires Falling“ beschreibt am Beispiel Roms, dass Imperien – egal wie ambitioniert sie versuchen ihre Macht zu vergrößern – nie für die Ewigkeit gemacht sind.Die Frage bzgl. des Songs „Heavy Metal Leia“ ist nicht ganz unbegründet: Unsere Testhörer im Januar mutmaßten zuerst, dass dieser Song, der live sicherlich sehr gut rüberkommt, über Prinzessin Leia von Star Wars geht. Die Wahrheit ist jedoch, dass es ein Song über ein Tier ist, wie es z.B. auch bei dem aus dem Radio bekannten Song „Mandy“ der Fall ist. In diesem konkreten Fall über meinen Hund Leia, der mich zu allen Plätzen begleitet und sogar beim Komponieren auf meinem Schoß sitzt. Er ist trotz einer gewissen Grundaggressivität in der Band beliebt und erhielt schnell den Spitznamen „Heavy Metal Leia“ – und wurde nun mal in einem Song geehrt. Er ist tatsächlich auch als Schachfigur auf dem Cover zu finden.

Cool! Ihr habt zwei Bonustracks auf der an sich schon langen Scheibe, diese fallen leicht aus dem Rahmen musikalisch meiner Meinung, sind es deshalb Bonustracks geworden oder wie siehst du das?

Bei einem Bonustrack hast du völlig Recht. „BumbleBee“ ist ein eher leicht „angejazzter“ Acid-Metal Track. Den Song habe ich mal geschrieben um meine Schwester zu ärgern – allerdings hat er neben seiner Beharrlichkeit auch eine Menge Verrücktheit. Der Band hat’s gut gefallen – und nun hat der Song über die Hummel nun auch Metal-Schlagzeug von Thomen Stauch und Bassläufe von Mike LePond. Er wird nicht jedem gefallen, deshalb haben wir ihn nur als Demo auf’s Album gepackt.Bei „Forbidden Fruits“ ist das anders. Wir hatten einen Song mehr, als wir eigentlich auf das Album packen wollten und dann musste ein Song weichen. Aber was machen Eltern? Sie lieben alle ihre Kinder. Der Song ist ein normaler Power Metal-Song, hochmelodisch, etwas ungewöhnlich im Aufbau – ich mag ihn. Ich finde auch dass das Paradies, in welchem die verbotene Frucht gegessen wurde, im Intro musikalisch gut umgesetzt wurde. Statt Verbannung in die Ewigkeit wurde der Track nun als Bonus-Track verbannt.

Generell laufen eure Alben locker länger als 60 Minuten. Plant ihr das, oder ergibt sich das einfach?

Kurz gesagt, weil wir so viele Songs haben. Oft haben wir sehr viele Einfälle und arbeiten deshalb meistens an mehr Songs, als eigentlich aufs Album passen. Wir können uns danach auch nur schwer von einzelnen Songs trennen. Denn jeder Song hat etwas wofür man ihn liebt: ob es jetzt Melodien, rhythmische Hooks, emotionaler Gesang oder einfach die Story sind. Einen Song, bei dem man etwas liebt, vom Album zu lassen tut einfach weh. So liebe ich bei „Revolution“ die Geschwindigkeit und die Energie, bei „Stairs Of Ragusa“ den emotionalen Gesang, bei „Tears Within A Paradise“, die melodischen Gitarren, bei „Empires Falling“ der erzählende aufbauende Stil und z.B. bei „If You Really Want“ seine Einfachheit und dennoch aufbauende Wirkung. Ich möchte nicht auf einen der Songs verzichten!

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Wie soll es in naher Zukunft weitergehen?

Auch wenn man es nicht glauben mag, haben wir ungefähr das halbe vierte Album schon fertig geschrieben. Wir hatten viele Ideen zu neuen Songs, so dass wir uns immer spontan hingesetzt und aufgenommen haben. Es wird also nächstes Jahr definitiv ein viertes Mentalist-Album kommen, welches von gefühlvolleren Balladen über melodische Metal Songs bis zu schnellen Songs alles enthält, was Mentalist ausmacht. Live wird man uns dann im September in Deutschland auf der Bühne sehen. Vielleicht klappt es im März auch mit einer Europa-Tour. Das wird im Moment gerade ausgetüftelt.

"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)