Lonewolf – Verlust, Covid und alte Bekannte

Die seit 1991 existierenden Franzosen und Undergroundhelden Lonewolf spielen immer noch ihren Stil wie am Anfang und haben sich für das 10. Album einiges einfallen lassen. Wir sprachen mit dem deutschstämmigen Frontmann und Rhythmusgitarristen Jens Börner der uns freundlich und informative Antworten lieferte.

Hallo Jens, erst einmal mein Beileid zum Tode deiner Mutter, ich weiß wie das ist, mein Vater starb auch vor kurzem. Wie kam es, dass du ein Lied darüber gemacht hast, dazu noch mit deutschen Passagen und einer recht langen Laufzeit?

Vielen Dank Thorsten. Dir auch mein Beileid. Das ist irgendwie ganz von selber gekommen. Fast wie eine Kur, sozusagen. Musik meint für mich so viel, dass das vielleicht eine Lösung war, darüber besser hinaus zu kommen und den Tod meiner Mutter, so früh, endlich zu akzeptieren, bzw. „weiter“ zu gehen in meinem Leben. Die deutschen Passagen sind eigentlich eine Idee von meiner Tochter. Wir waren zusammen neben dem Todesbett meiner Mutter, haben das also zusammen erlebt, und als ich ihr sagte das ich ein Lied über seine Oma schrieb, hat sie mich gefragt warum ich nicht auf Deutsch schreibe. Ganz einfach so kam das. Danach haben wir zusammen am Text gearbeitet „the circle is complete“, sozusagen. Was die Laufzeit angeht, also das kam ganz von selber und spontan. Es hätte genauso gut kürzer wie länger sein können – das hang wirklich vom Feeling ab, wie wir den Song verarbeitet haben.

Auch Mark Shelton habt ihr als Band mit dem Track „Manilla Shark“ Tribut gezollt, hast du ihn gekannt und waren Manilla Road ein Einfluss für deine Musik?

Manilla Road sind in den Top 3 meiner Favoriten Bands, seit immer eigentlich. Ich höre sie mindestens einmal pro Woche seit 1987 oder 1988. Diese Band hat mich immens geprägt, und ist seit der Stunde 0 ein riesiger Einfluss für mich. Mark ist seit eh und je ein großes Vorbild für mich. Musikalisch erstens, natürlich, weil wie ich in dem Song sage Mark einer der ersten war der mir beigebracht hat, wie weit man dank der Musik, reisen und träumen kann,  und zweitens war ich immer verblüfft als ich jung war, wie ihm das egal war die ganzen Leute die damals sagten Manilla Road wäre scheiße, der Gesang wär scheiße und seine Songs wären unverständlich. Ihm war das so was von egal…er macht Musik für die Fans, der Rest juckte ihn nicht; Ich fand das sowas von geil damals…hat mir viel beigebracht! Ich kannte ihn „nur“ als Fan. Habe öfters mit ihm gesprochen, und ich hatte das Glück auch mehrmals mit Manilla Road in Europa zu spielen, das waren immer fantastische Momente wie nur die Musik dir bringen kann.

Ist der Song „Underground Warriors“ ein Lied über Bands wie Lonewolf?

Genau. Über Bands wie uns, ABER auch über die Fans die es eben machen das wir durchkommen und immer noch da sind. Diese ganze Underground Szene, wo die Fans die Bands aufrecht halten und wir, die Bands, den Fans danken uns die treue (und lebendig!) zu halten indem wir Alben ohne Kompromisse, scheiß Trends etc. rausbringen.

 Division Hades“ wurde wieder in deutscher Hand gemischt und gemastert, genauer gesagt von Charles Greywolf von Powerwolf. Ist der jetzt euer Hausproduzent?

Ja, also ich glaube das kann man jetzt so langsam sagen, ganz ehrlich ja. In Frankreich gibt es ein Sprichwort: „On ne change pas une equipe qui gagne“, was so viel heißt wie: „Man ändert nicht eine Mannschaft die gewinnt“. Und so sind wir. Wir arbeiten gerne mit den gleichen Leuten die Jahre hinweg –wenn es gut geht gibt es überhaupt keinen Grund zu wechseln. Das gilt für Charles, aber auch für Peter Sallaï, unser Cover Gestalter oder Massacre Records, unser Label. Wir sind da sehr treu.

Die Ergebnisse sprechen ja auch für sich. Ihr habt ja den Wolf immer auf den recht farbenfrohen Artworks in gewissen Positionen, wieso ist er jetzt Grieche? Könnt ihr euch auch andere Artworks vorstellen in der Zukunft?

Ganz einfach, weil Hades ja ein Griechischer Gott war bzw. ist. Deswegen ist alles griechisch „getoucht“ auf dem Cover. Dazu ist es eigentlich auch fast ein kleines Augenzwinkern an die griechischen Fans, da Hellas uns seit eh und je unterstützt, wir dort regelmäßig auftreten und gut verkaufen. Also, der Stil der Artworks sollte schon derselbe bleiben denke ich. Ich denke das unsere letzten Artworks wirklich Klasse sind, und denke auch das der Fan darauf Wert legt und ein gutes Artwork, in diesem Stil, erwartet. Dementsprechend sollte sich in diesem Sinne nicht sehr viel ändern in den nächsten Jahren.

Line-Up Wechsel sind ja normal! Wie kam es denn, dass euer alter Gitarrist Damien Capolongo zurückkam?

Damien ist jemand, den ich seit seinem Ausstieg aus der Band nie aus der Sicht verloren habe. Wir sind stets wie Brüder geblieben, auch nach seiner Zeit in Lonewolf. Wir hatten damals, vor allen Dingen am Ende, große Musikalische Probleme zusammen, aber auf persönlicher Ebene sind wir stets sehr nah geblieben. Als Michael Hellström, Leadgitarrist auf unserem vorletzten Album „Raised On Metal“, sich entschied, auszusteigen, stand ich natürlich wieder allein da um zu komponieren. Da ich keiner bin, der von Technik und/oder Informatik etwas versteht, kann ich also nicht zuhause aufnehmen. Ich versteh da überhaupt nix, ich brauch jemand der mir sagt „los spiel“ und „stop“, der für mich auf die Knöpfe drückt, und ich nur noch spielen muss (lacht) Dadurch habe ich Damien angerufen, ob es ihn störte, dass ich meine ganzen Ideen/Songs bei ihm aufnehme mit ihm hinter dem Computer. Es machte ihm überhaupt kein Problem, im Gegenteil ich glaube er hatte viel Spaß da hinter dem „Mischpult“ sozusagen, und mich aufzunehmen. Er begann mir sogar sehr schnell Ideen zu geben, und da kam es ganz naturell das ich in eines Tages fragte, ob er nicht Bock hätte, wieder in Lonewolf zu steigen. Wir waren eh schon dabei, zusammen an Songs zu feilen, irgendwie kam alles als hätten wir aufgehört vor zwei Monaten zusammen zu spielen, dabei waren es zehn Jahre. Aber so blöd und Klischee es auch klingen mag, die Magie war einfach zurück. Wir sind beide auch natürlich reifer geworden, was uns sehr hilft uns besser, musikalisch, zu verstehen und besser zu begreifen, was der andere hier und da erwartet. Und mit dem Alter ist es einfacher sich hinzusetzten und zu sprechen über das, was nicht geht, als sofort loszubrüllen wie die Jugend das oft will (lacht).

Für euer 10. Album habt ihr euch mit den Neuaufnahmen der alten Lieder ja was Besonderes einfallen lassen und sogar das alte Line-up dafür reaktiviert! War das günstiger, einfacher als eine Live-CD oder DVD? Ich glaube nicht, dass ihr sowas schon habt!

„Division Hades“, als 10. Album, sollte ja etwas Spezielles für die Fans werden, die uns die Treue halten und gemacht haben, dass wir heutzutage immer noch da sind. Ein Live Album wurde als Idee auch erwähnt, aber durch viele Aspekte stellt das sich aufwendiger heraus. Ich denke ein Live Album kommt mal heraus, nach all diesen Alben wäre das schon was Schönes. Aber wenn es mal so weit sein soll, dann nur auf dieses Live Album fokussieren. Hier hatten wir ja auch an unserem Album, „Division Hades“, zu arbeiten, und das wäre dann vielleicht zu aufwendig geworden Ganz abgesehen das es mit der Covid Krise wohl richtig problematisch geworden wäre. Es kam die Idee alte bis uralte Songs neu aufzunehmen. Massacre waren davon sofort begeistert und haben uns sofort dafür unterstützt, dann ging es los. Ich glaube die Bonus CD ist etwas sehr interessantes für die Fans geworden. Unser 92er Demo „The Dark Throne“ dürften eh nur die ganz wenigsten kennen, denn es ist sogar nie auf YouTube aufgetaucht. Und unser 94er Demo, „The Calling“, war vom Sound und spielerischen Fähigkeiten her Grottenschlecht. Die Songs selber habe ich aber immer gemocht, und sie mit aktuellem Sound den Fans präsentieren zu können ist etwas was mich riesig freut. Und zu diesen alten Demo Songs haben wir Fan Faves von den beiden ersten Alben dazu gepackt, den der Sound war damals sehr schlecht und diese beiden Alben sozusagen „Reste“ unser Demo tagen sind, viel darauf stammte aus alten Tagen davor. Das gibt eine sehr homogene Bonus CD, der Fan kriegt zwei CDs, ich denke sie werden sich freuen. Jedenfalls sind die ersten Reaktionen, seit es offiziell ist das „Into the past we ride“, die Bonus CD mit dem Album kommt, sehr begeistert und die Neugierde groß, und darüber Freue ich mich natürlich.

Wollt ihr eigentlich mal eure uralten Scheiben neu auflegen, ich denke nicht das diese gut zu bekommen sind, oder habt ihr da die Rechte nicht?

JB: Unsere zwei ersten Alben wurden auf einer Doppel-CD re-released, via Skol Records, vor ein paar Jahren. Diese CD dürfte nicht soo schwer zu finden sein.Unser drittes Album, „Made in Hell“, dürfte heutzutage das schwerste zu finden sein. Was die Rechte angeht, bin ich mir sicher, dass die zwei ersten Alben uns gehören, aber bei „Made in Hell“ bin ich mir da gar nicht sicher, bzw. erinnere mich nicht. Auf jeden Fall wären die Rechte denk ich mal nicht so schwer zu haben, das Album kam damals bei Eat Metal Records raus, ein griechisches Label das ein sehr guter Freund von mir führt. Aber geplant ist da nichts, um ehrlich zu sein.

Musikalisch hat sich bei euch (bewusst) wenig geändert, oder sehe ich das falsch? alte Running Wild und Grave Digger passen ja immer noch gut aus Vergleich!

JB: Absolut! Wenn man sich die Bonus CD anhört, wo manche Songs so 25 Jahre alt sind, merkt man dass schon damals unsere Einflüsse die gleichen waren. Hauptsächlich wie erwähnt, Running Wild, Grave Digger und die ganze Deutsche Welle mit den alten Stormwitch und Tyrant, aber auch eben diese epischere Seite a la Manilla Road. Wir sind all diese Jahre unserem Stil treu geblieben, und ehrlich gesagt, bin ich da schon ein bisschen stolz drauf.

Das dürft ihr auch! Wie sieht es mit eurem Status in Europa und Frankreich aus, seid ihr etwas aus dem Underground entwachsen, oder voll drin, was denkst du?

JB: Nö, also wir sind da voll drin, klar. Halt in einer Underground Nische, wo es reicht um regelmäßig Albums rauszubringen und in Europa zu spielen. Das ist an für sich für eine True Metal Band aus Frankreich eigentlich gar nicht schlecht denke ich, und ich hoffe unser Glück zu schätzen wissen, denn das bringt natürlich Freude und (gute) Aufregung!

2020 ist ja quasi schon am Ende und dank Covid 19 schlecht „bespielbar“, was plant ihr für 2021?

Also ich hoffe das alle gecancelten Gigs dieses Jahres und die auf 2021 verschoben wurden auch wirklich stattfinden werden!! Deutschland ist auf der Liste, wie Spanien und Griechenland. Ich hoffe das wird alles noch ok und wir „Division Hades“ zusammen mit den Fans zelebrieren können! Dieser Kontakt fehlt wirklich. Genauso wie es fehlt einfach als Fan auf Konzerte, Festivals zu gehen. Unsere Religion zu „fühlen“, alle zusammen. Als Musiker oder Fan, scheißegal. Aber zusammen sein, ganz einfach, und zelebrieren!

Das hoffen wir auch!

"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)