Devicious – drittes Album, zweiter Sänger!

Drei Alben in drei Jahren ist schon eine Leistung, besonders wenn das Niveau stimmt. Bei den Süddeutschen Devicious ist das so und sie haben soeben ihre „Phase Three“ mit dem neuen Album eingeläutet. Grund genug für uns mit Bandkopf, Bassist und Songwriter Alex Frey ein Schwätzchen zu halten.  Dabei konnten wir ihm auch ein paar wie wir meinen, interessante Aussagen entlocken. Corona war da auch noch kein Thema zum Zeitpunkt des Gespräches.

Alex, seit eurer letzten Scheibe hat sich bei euch ja wieder einiges getan, das Label bleibt stabil. Aber euer Sänger ist nicht mehr dabei, was war los?

Änderungen in der Formation einer Band sind ja heutzutage keine Seltenheit mehr. Wird der Sänger getauscht, ist es dann eben besonders auffällig. Zoran war ein fantastischer Sänger und ein toller Kerl. Allerdings war das Leben „On the Road“ nichts für ihn und wenn man es nicht gewohnt ist täglich auf der Bühne zu stehen, dann leidet eines Tages auch die Stimme darunter und da wollten wir alle nichts riskieren. Es gab keinen Streit oder böses Blut, wir sind heute noch in Kontakt und er wünscht uns nichts als Erfolg.

Wie seid ihr denn an euren neuen Frontmann gekommen der ja auch Musicalsänger zu sein scheint und eine gute Ecke jünger ist!?

Die Suche haben wir damals über unsere sozialen Medien gestartet und es gab mehr als 200 Zuschriften. Darunter auch einige bekannte Gesichter aus der Szene. Wir wollten aber unbedingt eine neue Stimme haben. Jemanden den man nicht mit Zoran vergleichen kann. Als wir uns quasi schon für eine weibliche Stimme aus Finnland entschieden hatten, kam die Bewerbung von Antonio eingetrudelt. Beim Lesen der Bewerbung wusste ich schon, dass er ein ganz besonderes Kerlchen ist. Und dazu sah er auch noch grandios aus. Wir haben ihn ein Demo einsingen lassen und innerhalb von 48 Stunden war die Sache entschieden. Musicalsänger ist sein Beruf und Frontmann zu sein ist seine Berufung! Das Alter spielt da überhaupt keine Rolle. Antonio ist einer von uns, wir machen etwas was wir seit der Kindheit lieben. Und wer in einer Rockband spielt und sich das Kind im Manne nicht bewahrt hat, der hat auch nichts in einer Band zu suchen. Wichtig ist das gemeinsame Ziel! Der einzige messbare Unterschied ist, dass plötzlich 20 Jahre alten Mädchen in der ersten Reihe stehen und völlig ausflippen, aber es gibt schlimmeres (lacht).

„Phase Three“ klingt wie die Stufe eines Masterplans, wie kommt dann die Frau auf dem wieder mal sehr gelungenen Artwork dazu ins Spiel? Habt ihr solch einen Plan?

Natürlich hatten wir nicht geplant drei CDs innerhalb von 30 Monaten zu veröffentlichen. Aber wenn der Sänger des aktuellen Albums nicht mehr dabei ist und der neue Sänger live eingeschlagen hat wie eine Bombe, dann muss er auch seine eigenen Songs bekommen. „Phase Three“ bedeutet eigentlich, dass wir schon ein bisschen was hinter uns haben und dass noch jede Menge von uns kommen wird! Einen Masterplan gibt es da nicht wirklich. Wir lieben es einfach live zu spielen und unsere Fans zu treffen. Wenn man dann von einer Tour mit so viel Rückenwind nach Hause kommt, ist die Motivation einfach riesengroß mehr gute Songs zu schreiben, um diese auf den nächsten Shows unseren Fans präsentieren zu können und abzufeiern. Die Geschichte der Frau auf dem Cover wird übrigens im CD Booklet und auf dem Vinyl-Sleeve erzählt. Einige unserer Fans hatten bereits bemerkt, dass es sich hier um die gleiche Dame handelt wie beim „Never Say Never“ Cover. Auf der Rückseite des Booklets schaut sie ja im Wasser stehend über ihre Schulter in die Kamera. Auf „Phase Three“ lösen wir das auf. Wir erzählen ihre Geschichte, wie sie von der schönen Unbekannten im Wasser zur goldenen Göttin wird.

Früher konnten sich Bands Zeit lassen, Bands wie The Unity, Serious Black und ihr scheinen mir unglaublich Gas zu geben in Bezug auf Konzerte und vor allen Dingen Alben Veröffentlichungen. Muss das sein in dieser schnelllebigen Zeit um nicht vergessen zu werden?

Wir hatten ursprünglich ja nicht vor so schnell neue Alben zu veröffentlichen aber wir hatten ja unsere Gründe. Wenn du schon The Unity ansprichst, wir haben vor knapp 12 Wochen ein Konzert mit ihnen gespielt. Ihre Ankündigung für das neue Album kam auch für mich überraschend – aber geil! Sie können gar keine schlechte Musik machen, ein klarer Pluspunkt für die Musikwelt. Ich denke bei der einen oder anderen Band die jährlich ein Album auf den Markt schmeißt, hat das politische Gründe oder die Angst des Vergessenwerdens geht einher. Bei uns ist das aber nicht so. Wir wollten neue Songs haben. Songs die für Antonios Stimme geschrieben sind. Denn der Junge hat es mehr als verdient Songs zu singen die zu ihm und seiner Stimme passen und die er im Studio eingesungen hat, anstelle sich permanent mit Zoran vergleichen zu lassen. Mit Antonio wurde ein neues Zeitalter bei Devicious eingeläutet und dazu gehört für uns zwingend auch eine neue Platte mit ihm.

Für mich ist die neue Scheibe auch eine Spur rauer und härter als die Vorgänger, auch der Gesang ist natürlich anders! Wo siehst du denn die Unterschiede?

Ich persönlich würde sie weder als rauer noch als härter bezeichnen. Sie ist einfach viel druckvoller als alles was wir vorher gemacht haben. Die Keyboards sind auf dieser Scheibe etwas in den Hintergrund gerückt und die Gitarren und der Gesang stehen absolut im Vordergrund. Dazu Refrains mit eingängigen Hooks gepaart mit den klassischen Devicious Trademarks. Ich denke uns ist bisher auf keiner Scheibe die Balance zwischen Rock ’n Roll und Melodien besser gelungen. Dass er anders klingen wird, hat man ja schon live erleben können. Außerdem haben wir beim Songwriting mehr als bisher darauf geachtet, dass die Songs auch live funktionieren. Auf „Reflections“ hatten wir wirklich tolle Songs wie z.B. „We’re Dying“. Fast jeder mit dem ich gesprochen habe, nannte diesen Song als den „Überraschungshit“ auf dem Album. Wenn wir ihn dann live gespielt haben, haben die Leute Fußpilz vor langer Weile bekommen. Versprochen, das wird bei den „Phase Three“ Songs ganz, ganz anders.

Einige Bands gehen trotz des übervollen Konzertmarktes schon nach dem zweiten oder dritten Album auf nicht immer erfolgreiche Headlinertourneen. Bisher wart ihr gerne im netten Package unterwegs, wie wollt ihr das 2020 handhaben?

Mit der Ankunft von Antonio hat sich sofort etwas in der Wahrnehmung bei den Fans verändert. Er kam direkt mal mit mehreren Fan Clubs im Gepäck bei uns an, die er sich bei seinen Musical Hauptrollen von „Bat out of Hell“ und „Rock of Ages“ ersungen hatte. Zudem haben wir ein paar wirklich schöne Festivals gespielt, wie zum Beispiel das „Indoor Summer“ in Hamburg, das „HEAT Festival“, das „Rock ’n Loc Festival“ und die „Rocknacht in Tennwil“ in der Schweiz. Ich denke 2019 haben sehr viel Leute Devicious für sich entdeckt. Die Vorverkäufe für „Phase Three“ haben bereits jetzt die Gesamtverkäufe der beiden Vorgänger übertroffen und da sind wir natürlich megastolz drauf. Und wir freuen uns sehr zum Release von „Phase Three“ mit Crystal Ball touren zu dürfen. Wir haben uns über deren Einladung wie Bolle gefreut! Nicht zuletzt, weil Steven Mageney auf unserer Tour mit Maverick und Twentydarkseven für sieben Konzerte als unser Sänger eingesprungen ist, wofür wir ihm immer noch sehr dankbar sind! Im Oktober ist es aber dann soweit, wir werden mit den Sons of Sounds eine Double Headliner Tour spielen. Ich denke, das wird eine sehr coole Sache werden, weil wir doch ein sehr unterschiedliches Publikum haben, welches aber die Musik der jeweils anderen Band mächtig abfeiern wird. DeVicious ist bereit für eine Headliner Tour und wird auch das Publikum anziehen, das man für solch ein Vorhaben braucht. Wir haben uns die Ärsche abgespielt, wir waren sehr fleißig und das Publikum hat uns stets geliebt. Ich denke die werden sich freuen endlich mal ein komplettes Set von uns zu hören.

Das hört sich doch gut an! Wer ist denn bei euch für Musik und Texte zuständig und wie wichtig sind dir Liedtexte? Seid ihr klassische Proberaumschreiber oder macht ihr das alleine daheim?

Ich schreibe alle Songs im Studio. Aber traditionell steuert unser Gitarrist Radivoj pro Album einen Song bei. Dieses Mal war es übrigens unsere erste Single „Firefly“. Und unser Bonustrack auf „Phase Three“ ist eine Piano Ballade von Antonio. Texte sind mir genauso wichtig wie die Musik. Vielleicht ist dir aufgefallen, dass unsere Lieder relativ lange Spielzeiten haben. Das liegt daran, dass jeder Song eine zweiteilige Strophe hat. Ich bin überhaupt kein Fan davon 3:30 min „Cookie Cutter“ Songs zu schreiben.  Cookie Cutter sind vorgefertigte Templates die genau vorgeben was sie beinhalten und wie lange die Lieder dauern dürfen gehen. Ich will eine Geschichte erzählen und je nach Stimmung und Ernsthaftigkeit werden die Lyrics in schöne Metaphern eingebaut oder ich gebe dem Zuhörer voll auf die Zwölf, indem ich sage wie ich etwas sehe. Wie immer gibt es bei uns aufmunternde Texte, mal etwas düsteres „Calling my Name“ oder mal was ganz Leichtes wie bei „Our Song“.

"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)