Power Quest – Neuanfang!

Power Quest


Leider habe ich die Briten Power Quest nie so richtig auf dem Schirm gehabt, geschweige denn gehört, erst durch die superbe EP „Face The Raven“ bin ich auf die Truppe um Bandleader und Ex-Eden’s Curse Mitglied. Stever Williams gestoßen. Umso größer war, meine Freude als dieser mit neuem Label und neuer Scheibe wieder an der Front war und ich ihn für ein ausführliches Interview ausquetschen konnte. Hierbei erwies sich der Brite als freundlicher und ergiebiger Erzähler den man seine Aussagen auch abnimmt. Auch erzählt er schonungslos wie hart es im Musikbusiness zugeht und man eher Geld ausgibt als einnimmt. Da können viele kleine Bands und Anfänger was lernen.

Steve, toll das du mit deiner Band Power Ques zurück bist und dies noch mit einem guten Album. Bitt erzähl doch unseren Lesern ein bißchen von der Zeit der Stille und deinem neuen Lineup!

Es ist toll zurück zu sein, das ist sicher und ich bin sehr froh zu hören dass du es magst unser neues Album zu hören! Nun, viele Leute haben mich gefragt, warum ich Power Quest 2013 beendet habe. Trauriger weise war es ein ganz einfacher Grund, aber immer noch eine schwierige Entscheidung nach 12 Jahren für mich! Der Grund waren Finanzen! Ich hatte so viel Geld in die Band über die Jahre investiert, dass ich eine Menge Schulden aufgebaut hatte und wenn ich weiter so verfahren wäre, hätte ich wohl mein Haus verloren. Als einziger Geldgeber der Band konnte ich keine andere Entscheidung treffen als aufzuhören. Die nächsten drei Jahre spielte ich Keyboard bei Eden’s Curse, nahm ein Studio-und Livealbum in der Zeit auf. In der Zeit arbeitete ich wie ein Verrückter in meinem normalen Job. Überstünden an vielen Tagen für Monate damit ich meine Schulden tilgen konnte. Herbst 2015 begann ich Power Quest zu reaktivieren und an Weihnachten kontaktierte ich Rich Smith (Drums) und Paul Finnie die mit mir seit 2009 zusammen spielten. Beide waren heiß darauf wieder loszulegen was mich wirklich ermutigte. Unseren neuen Sänger Ashley Edison kenne ich nun sechs Jahre. Ich habe seine andere Band Dendera mehrfach live gesehen und sie haben auf unser Abschiedsshow 2013 in London im Vorprogramm gespielt. Ash kam sogar als Gast bei „Netherworld“ auf die Bühne! Er war der Kerl den ich für das neue Line-up unbedingt haben wollte und ich freue mich sehr dass er dabei ist! Er kann alles was die vorherigen Sänger auch konnten! Die Gitarristen Glyndwr Williams und Andy Kopczyk kamen April 2017 in die Band und sind eine Offenbarung. Sie formten ein tolles Team und sind auf und jenseits der Bühne beste Freunde. Sie singen auch tolle Backing Vocals, so dass wir nun vier Stimmen auf der Bühne haben!

Power Quest ist eine Gruppe mit vielen Line-up Wechseln, glaubst du dies hat euch etwas ausgebremst, während viele Acts erfolgreicher wurden?

Ich denke schon, dass dies sicherlich uns nicht geholfen hat mit den vielen Line-up Wechseln. Der große Crash kam 2009 als Alessio, Andrea und Francesco gingen kurz nach Steve Scott. Da war ich das letzte Mitglied. Es ist aber wichtig zu verstehen, dass Steve nach 10 Jahren London zurück nach Neuseeland ging und die anderen auch Jobs und andere Bands hatten und so wenig Zeit hatten, weshalb sie die Band verließen. Drummer Francesco rief auch an als er davon hörte und sagte es mache keinen Sinn einen italienischen Drummer zu haben wenn die Band in England lebt. Es sind halt Entscheidungen die Leute treffen musste und ich muss die respektieren und mit manchen bin ich noch sehr eng befreundet. Ich denke auch, dass wir aus der Sache gelernt haben.

„Sixth Dimension“ hat ein echt düsteres Artwork. Die Figur darauf erinner mich etwas an Orden Ogans Maskottchen Alister Vale, der war auch auf eurer EP. Bitte erzähle uns etwas über den Hintergrund, gibt es ein textliches Konzept?

Ah, ok. Die Figur des Albumcovers war schon auf „Master Of Illusion“ von 2008 und veränderte sich etwas auf „Blood Alliance“ 2011. Bis heute war er auf vier Alben. Die Idee dahinter war Portale und Dimensionen darzustellen und wie Dinge bekannt aber anders dort aussehen. Ich hatte Ideen wie das Zimmer aussehen sollte, bin aber ein schlimmer Zeichner. Ich arbeitete eng mit Felipe Machado Franco und erklärte ihm was ich wollte und er kam der Sache sehr nahe. Es ist kein Konzeptalbum, aber ein Thema geistert durch das Album, die Idee von Hoffnung und des nicht Aufgeben. Das bezieht sich stark auf den Song „Lords Of Tomorrow“. Ich bin einer der glaub das Menschen die warten gute Dinge passieren! Das merke ich auch jetzt mit der Band. Es ist niemals zu spät.

Ein Freund von mir fragte mich was ihr für Musik macht als er die CD sah. Ich sagte es ist eine dunklere Version von Freedom Call gemischt mit etwas Stratovarius (Die Stimme von Ashley) und britischem Hard Rock und Melodic Metal. Kannst du das verstehen und wie würdest du deine Musik einem Fremden erklären?

Ich weiß was du meinst, wir haben eine Menge gemeinsam mit dem Jungs von Freedom Call und wir sind aktuell auch wirklich gute Freunde. Es war wirklich eine Freude mit denen für drei Konzerte in Japan vor kurzem abzuhängen zusammen mit unseren Freunden von Twilight Force. Ich denke unsere Instrumentierung ist ein wenig schneller an bestimmten Stellen aber da ist ein latenter Hard Rock Einfluss der daraus resultiert dass ich ein Teenager in den 80ern war und Bands wie Journey, Van Halen und Toto liege, genauso wie Kiss. Wie ich das beschreiben würde? Gute Frage! Ein Mix aus Power Metal, Hard Rock, Prog und Classic Metal mit massiven Ohrwürmern und großen Vocals (lacht).

Apropos Freedom Call, deren Gitarrist Lars Rettkowitz spielte ein Gastsolo auf dem Album. Ebenso Ex-Nightwish Sängerin Anette Olzon. Wieso diese beiden Musiker?

Nun das ist ganz einfach, zumindest wenn es Lars betrifft. Ich liebe es Gastauftritte von Freunden zu haben und ich bin ein großer Fan von Lars‘ Gitarrenspiel, deshalb war ich voll happy als er sagte er wolle auf dem Album spielen. Anette war eine andere Situation da ich sie nicht kannte. Als Richard West von Threshold und ich den Titelsong schrieben kamen wir an den Pinkt wo wir dachten es wäre toll eine weibliche Stimme an Bord zu haben. Wir testeten dies erst mit Richards Frau Kelly ob es klappt und alles lief gut. Zum Glück mochte Annette den Song und wollte mitmachen. Ich sollte aber auch einen anderen Gast erwähnen, den früheren Power Quest Gitarristen Andrea Martongelli. Er spielte ein Killersolo auf dem Song „Revolution Fighters“. Wir sind immer noch willig uns gegenseitig zu helfen als wären wir noch zusammen in einer Band!

Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke ich sah euch niemals auf einem deutschen Festival. Willst du in Zukunft mehr Konzerte spielen?

Ja, wir sollen wirklich öfters in Deutschland spielen! Jedoch haben wir nur eine Handvoll Shows bei euch gespielt. Die beste war 2012 mit Freedom Call und du hast Recht, Freedom Call haben noch nie auf einem deutschen Festival gespielt! Um ehrlich zu sein, wir haben bisher nur zwei europäische Festivalauftritte gehabt. „Prog Power“ in Belgien 2012 und das „Sabaton Open Air 2017“ im August. Das war die beste Show seit langem und wir spielten das komplette Debütalbum exklusiv für diese Fans. Ich denke wir spielen mehr Konzerte als bevor. Bald geht es mit Dragonforce auf Uk Tournee und dann haben wir im Oktober vier Headlinershows in England. Wir haben alle Jobs und manche von uns haben Kinder, so dass es da ein Limit mit Tourneen gibt die wir realistisch pro Jahr machen können. Traurig, aber wahr. Außerdem sind da mehr Risiken für einen 45 Jahre alten Mann in Sachen Job als bei einem 21 Jahre alten Kerl. Wir haben mit der Band niemals Geld verdient oder ein Gehalt zahlen können. Alles wird in die Band zurück gesteckt um das nächste Album oder Videos zu finanzieren.

Ehrliche Worte! Du warst und bist der Hauptsongwriter der Band. Meist ist es sonst der Sänger oder Gitarrist in einer Metalband, selten der Drummer oder Keyboarder. Ich schätze du kannst auch Gitarre spielen, oder wie schreibst du die Lieder?

Ich denke es ist etwas anderes, wenn der Keyboarder der Bandleader ist (lacht). Nach all den Jahren als ich Dragonforce verließ war es die Idee mehr Keyboard orientierten Metal zu machen. Ich denke es ist ein weiterer Punkt der Power Quest von den anderen Power Meta Bands abhebt. Denn die Herangehensweise ist anders. Auf dem neuen Album schrieb ich drei Lieder auf der Gitarre ohne Nahe einem Keyboard gewesen zu sein. Das kommt später und da ist es die Challenge Arrangements zu finden die nicht mit den Riffs kollidieren. Es sind die Lieder: „Revolution Fighters“, „Face the Raven“ und „Starlight City“. Ich bin kein Gitarrist, aber ich kann genug spielen um die Gitarre als Schreibinstrument zu nutzen, ich habe sogar etwas Akustikgitarre auf dem neuen Album gespielt, was das erste Mal seit dem Debüt ist, dass ich Gitarre auf einem unserer Alben spiele!

Deine alten Alben sind auf verschiedenen Labeln erschienen und einige sind nicht einfach zu bekommen wie z.B. „Master Of Illusion“. Ich finde sie noch nicht mal bei Amazon neu, gebraucht für über 60 Euro. Manch anderes Album hat einen Fantasiepreis von 187 Euro – verrückt! Bekommst du bei den Alben die Rechte zurück, wird es Neuauflagen geben?

Ja, ein Haufen Fans haben genau dieselben Kommentare gebracht und ich sah einige von diesen Preisen, verrückt! Ich habe Ausgaben von unserem Originaldemo für 200 Dollar online gesehen! In dieser Phase habe ich keine Pläne die alten Scheiben neu heraus zu bringen. Ich denke ich würde eher eine Neuaufnahme in der Zukunft wählen. Zum Beispiel unser Debüt würde wirklich etwas davon haben mit echten Drums und einer besseren Produktion versehen zu werden. Da spielt mal wieder die finanzielle Seite eine Rolle. Wir müssen schauen wie sich die Dinge verbessern über die Jahre. Im Moment schaue ich eher nach vorne als zurück und ich denke es ist wichtig, dass sich das neue Line-up etabliert.

Du bist seit 2002 aktiv und hast niemals ein Livealbum oder eine DVD heraus gebracht (oder als Set mit beidem!) Ich las nur etwas von einer Bonus-DVD. Ist dies ein Projekt was du vielleicht in der nahen Zukunft machen willst?

Nein, wir haben niemals ein Livealbum oder eine DVD gemacht! Wir hatten die Möglichkeit unsere Show beim „Prog Power USA“ filmen zu lassen, aber da hatten wir zwei Ersatzgitarristen für diese Show, weshalb ich dachte es wäre keine gute Idee da es nicht die akutelle Band repräsentiert. Wir brauchten die Ersatzleute da nicht genug Zeit war um Visas für Andy und Glyn zu bekommen, da sie sich der Band im April anschlossen. Wir machten mal eine Bonus-DVD zum „Magic Never Dies“ Album mit Bootleg Material von einer Londoner Show aus den frühen Tagen. Aber das wurde schnell zusammengezimmert und ist sehr rau. Aber witziger Stoff für die Fans, hoffentlich machen wir eines Tages eine DVD, aber ich bin nicht in Eile und es ist nicht ein Toppunkt auf meiner Wunschliste. (lacht).

Der Steve ist echt sympathisch, hoffentlich läuft es nun besser für die wieder erstarkte Truppe!

"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)