In den letzten Jahren (vor Corona!) wurde es zu einer schönen Tradition, dass die Herren von EXTRABREIT zu ihrer sogenannten Blitz Tournee aufbrachen. Diese führte sie auch immer kurz vor dem Jahreswechsel in die Hansestadt Hamburg. Aus den bekannten Gründen wurde dieser Termin nun immer wieder verschoben, aber hier und heute kann das Konzert dann endlich stattfinden.
In der gut gefüllten Markthalle findet sich ein illustres Publikum, vornehmlich etwas älter, aber hier und da hat ein Vater auch seinen Stammhalter mitgebracht. Eine Vorband brauch es nicht, und EXTRABREIT hätten ja auch rein theoretisch Material um mehrere Stunden zu spielen. Aber dem ist nicht so, und pünktlich wie die Maurer stehen die fünf Herren aus Hagen auf der Bühne und legen mit „Extrabreit“ auch direkt los. Die zweijährige Bühnen Abstinenz merkt man der Band nicht an, tight wie ein Uhrwerk geht es direkt mit „Her Mit Den Abenteurn“ weiter. Erst dann spricht Frontmann Kai Havaii direkt das Publikum an und bedankt sich für die Treue der Fans. Das ungeschriebene Gesetz „man geht nicht mit einem Iron Maiden Shirt zu einem Iron Maiden Konzert“ (Bandnamen beliebig austauschbar!) hat sich bei den EXTRABREIT Fans noch nicht herumgesprochen. Ich sehe sehr viele EXTRABREIT Leibchen aus unterschiedlichen Jahren, aber alle werden mit Stolz und wahrscheinlich auch Nostalgie getragen.
Auf der Bühne geht es derweil munter weiter. „Geisterbahn Fahrn“ und „Glück Und Geld“, beides Songs, die schon 40 Jahre auf dem Buckel haben!
Und trotzdem ja immer noch aktuell sind, wenn man Textzeilen wie „Graugesichter hinter Windschutzscheiben“ oder „Mediengeile, schweinisch schnelle Popmusik“ hört. Es folgt ein weiterer Klassiker, „Kleptomanie“, und die gesamte Markthalle sing mit. Hüften bewegen sich, Füße wippen mit und der Kopf wird ebenfalls nickend in Wallungen gebracht. Jetzt gibt es mit „War Das Schon Alles“ und „Die Fressen Aus Dem Pott“ zwei Lieder deutlich jüngeren Ursprungs.
Das Quintett auf der Bühne ist nach wie vor sehr fokussiert bei der Sache. Die beiden Gitarristen Stefan „Kleinkrieg“ Klein und Bubi Hönig zocken ihre Riffs, während die Rhythmusfraktion um den Bassisten Lars „Larsson“ Hartmann und Schlagzeuger Rolf Möller ein solides Songgerüst zimmert. Große Bühneaction darf man bei den „Breiten“ nun nicht erwarten, die Herren sind Mitte 60. Aber man merkt dass hier gestanden Musiker auf der Bühne stehen, und mit Sänger Kai Havaii hat man einen Frontmann am Start, der genau weiß wie man ein Publikum ansprechen muss.
Mit „Polizisten“ folgt ein echtes erstes Highlight und der Song sorgt immer noch für Gänsehaut. Danach „1-1-0“, bevor EXTRABREIT Sänger Kai die Bühne seinem Gitarristen Stefan Kleinkrieg die Bühne überlässt.
Dieser hat vor kurzem ein neue Solo Scheibe auf den Markt gebracht, und darf nun drei dieser Songs darbieten, ein feiner Zug.
Danach geht es dann weiter mit dem Streifzug durch mehr als 40 Jahre EXTRABREIT. Alte wie neue Tracks werden zum Besten gegeben, bevor dann mit dem Hans Albers Cover „Flieger, Grüß Mir Die Sonne“ und „Hart Wie Marmelade“ erstmal Feierabend ist.
Natürlich war es dass noch nicht, und unter großem Jubel kehren die 5 Herren aus Hagen zurück auf die Bühne. Man lässt die Schule brennen (hier singen dann wirklich ALLE mit) und es folgt ein Lied über einen gewissen Karl-Heinz-Jürgen.
Erneut verabschiedet sich die Band, nur um unter noch größeren Jubel ein allerletztes Mal die Instrumente einzuschalten. „Sturzflug“ und „Alptraumstadt“ beenden dann das Konzert tatsächlich.
Ein ganz starker Auftritt einer deutschen Rock Institution an einem Abend, an dem einfach alles passte. Guter Sound, eine Band die nach langer Zeit mal wieder live zeigen konnte was sie drauf hat, und ein sehr dankbares Publikum, dass seine Loyalität gegenüber der Band zu jeder Sekunde zum Ausdruck brachte!