FROG LEAP / MARKTHALLE, HAMBURG

Billing

Frog Leap

Ort

Martkhalle, Hamburg

Datum

02.04.2025

Bilder

Marc Schallmaier

Es ist schon lange her dass ich zu einem Konzert gegangen bin auf dem nur eine Band spielte. Und das auch er eher unfreiwillig, denn als ENDSEEKER im Herbst 2015 in der Astra Stube (RIP!) auftraten war die Support Band sehr kurzfristig abgesprungen. Ein Ersatz war nicht aufzutreiben in der Kürze der Zeit, und so spielten ENDSEEKER ihren Set einfach zweimal, mit Pause und veränderter Reihenfolge im zweiten Teil. Ein grandioser Abend.
Das ist so heute nicht zu erwarten, denn die Band von Leo Moracchioli hat genug Cover Versionen am Start.
Das die Markthalle ausverkauft ist verwundert mich auch nicht wirklich. Leo hat seinen You Tube Kanal seit über zehn Jahren und logger an die fünf Millionen offizielle Follower, und Live Auftritte waren bisher sehr rar gesät. Aber der Aufforderung seiner Fans die Cover Versionen auch mal auf die Bühne zu bringen konnte Leo irgendwann nicht mehr zurückweisen. Womit wir beim heutigen Abend sind.

Wie schon gesagt: eine Vorband gibt es heute nicht. Und so gibt es eine recht wilde Playlist zu hören, die sich durch die Lautstärke deutlich von der üblichen Hintergrundbeschallung abhebt und somit auch gewollt abgespielt wird. So folgt auf das Techno One Hit Wonder „Cotton Eye Joe“ mal eben „Chop Suey“ von SYSTEM OF A DOWN, nur um dann von „Toxic“ von BRITNEY SPEARS gekontert zu werden. Gewöhnungsbedürftig, aber auch sehr unterhaltsam. Und damit bin ich nicht alleine, denn viele Leute im Publikum singen mit oder schwofen fröhlich zu den Techno & Pop Songs.
Um Punkt 20.00 Uhr geht das Licht aus und es Zeit für FROG LEAP. „Party Rock Anthem“ ist ein grandioser Einstieg und die Fans sind sofort komplett am Start.
Aber Moment mal, hier stimmt doch was nicht. Wo ist der Gitarrist Rabea Massaad? Und wer zupft stattdessen die sechs Saiten? Wo ist der große Plüschhase, der sonst die Band unterstützt und das Publikum anheizt? Das die (zusätzliche) Sängerin Hannah Boulton erst später auf die Bühne kommt ist jetzt kein Geheimnis.
Später stellt sich heraus das der Hase gar nicht dabei ist. Leo erzählt lapidar irgendwas von einer Fußverletzung. Den Namen des Gitarristen konnte ich auch nach Recherchen nicht ausfindig machen. Warum das so interessant ist? Der Mann hat ein ausgeprägtes Verlangen zur Selbstdarstellung. Zu jedem Solo stellt er sich ganz weit an den Bühnenrand, gefolgt von einem Gesichtsfasching zwischen extremen Schmerzen und unendlicher Selbstgeilheit. Das passt irgendwie gar nicht zu der sonst so selbstironischen Art von Frontmann Leo Moracchioli.

Ob Erik Torp wirklich am Bass ist? Keine Ahnung, der Herr am Tieftöner schafft es wirklich immer im kompletten Dunkel zu stehen.
„Sweet Home Alabama“ ist der zweite Song, zudem auch die Sängerin Hannah mit auf die Bühne kommt. Trotz der genannten Umstände ist das Publikum gut drauf, singt mit und feiert sich und die Metal Versionen der bekannten Klassiker.
„The House Of The Rising Sun“ klingt super, bevor mit „Hello“ von ADELE eines meiner Lieblingsstücke von FROG LEAP kommt. Allerdings begeht Leo hier meiner Meinung nach einen großen Fehler, denn der Song wird live von Hannah Boulton gesungen, während das Cover „normalerweise“ von Leo interpretiert wird. Und genau DAS macht diese Cover Version so großartig.
Nicht falsch verstehen, Hannah ist ein tolle Sängerin und macht ihre Sache wunderbar, aber hier lebt die Neuinterpretation eben durch den aggressiven Metal Gesang von Leo. Sehr, sehr schade.
„Blinding Lights“ ist eher was für die neueren Semester, bevor mit „Come Together“ von den BEATLES nahezu die gesamte Band ihr Können unter Beweis stellt. Denn hier singt dann auch Schlagzeuger Truls Haugen mit und stellt sein Talent beeindruckend vor.
„Africa“ von TOTO ist durch zahlreiche Cover Versionen unterschiedlicher Kapellen leider etwas totgenudelt, und warum man ein Kinderlied wie „Row, Row, Row Your Boat“ in den Set aufnimmt, wo man doch tonnenweise geile Songs in petto hat, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Mit „I’m Gonna Be (500 Miles)“ bekommen FROG LEAP wieder die Kurve, nur um dann wieder mit „Therefore I Am“ den Schwung aus der Nummer zu nehmen. Mittlerweile macht sich das auch im Publikum bemerkbar, denn auf enthusiastisches Abfeiern folgt mit dem nächsten Track eher ein Schulterzucken. Dieser Wechsel bleibt uns noch erhalten, denn auf das kongeniale „Ghostbusters“ folgt mit „Get Ur Freak On“ ein lahmer Stinker.
Die Band ist dabei sehr routiniert, und an den oben gemachten Beschreibungen hat sich nichts geändert. Der Bassist steht im Dunklen, der Gitarrist leidet (oder findet sich geil), Hannah besticht mit Vocals und ihrer Präsenz und Leo (warum zum Henker hat der sich die Haare abrasiert?) hält den Laden zusammen, mal mit Gitarre, mal nur mit seiner Stimme.

Wir steuern auf das Ende zu, „Barracuda“ und „Eye Of The Tiger“ heben die Stimmung wieder ordentlich an, bevor mit „Uptown Funk“ (da kenne ich nicht mal das Original!) der reguläre Abend beendet wird. Als Zugabe gibt es „Dance Monkey“ und „Zombie“, bevor Schicht im Schacht ist.
Auch hier finde ich dass FROG LEAP einen taktischen Fehler machen, denn es gibt genügend stimmungshebendere Songs als Rausschmeißer als ein Protestsong über den Nordirlandkonflikt.

Das Publikum ist, soweit ich das erkennen kann, im großen und ganzen zufrieden. Das You Tube Phänomen mal live gesehen und gut 90 Minuten Klassiker im Metal Gewand, ist doch eine feine Sache.
Ich für meinen Teil bin ein wenig zwiegespalten: taktische Fehler in der Setlist und bei der Wahl des Gesangspart, sowie etwas zu viel Routine in der Performance. Aber gut, ich habe FROG LEAP nun auch Live gesehen und wer weiß ob Leo nochmal auf Tour gehen wird oder lieber weiter in Norwegen seine Videos dreht.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Not everyone likes Metal - Fuck them!!!