TASKFORCE TOXICATOR – Science Fiction, Thrash Metal und die Achtziger

Band

Taskforce Toxicator

Interview vom

22.10.2023

Schon die Eigenproduktionen als EPs und später als EP Compilation waren stark! Nun sind die Ruhrpott Nachwuchs Thrasher TASKFORCE TOXICATOR mit einem amtlichen Studioalbum zurück an der Veröffentlichungsfront. Grund genug für uns mit Gitarrist Dominik Rothe ein ausführliches Interview über Band und Album zu führen. Dabei wurde natürlich auch Bandname und Artwork besprochen.

Taskforce Toxicator klingt wie der Name eines B-Movie aus den Achtzigern, ich denke da nur an „The Toxic Avenger“ oder die „Delta Force“ Reihe, sehe ich das richtig?

An sowas haben wir tatsächlich gar nicht gedacht. Die Assoziation passt trotzdem perfekt! Unser Bandname bezieht sich auf unser Bandmaskottchen, den Toxicator, der auf den Covern all unserer Veröffentlichungen zu sehen ist. Er ist ein Weltraumkrieger, der durch das Universum zieht und den Kampf gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit aufnimmt. Dabei schart er eine Gruppe von weiteren Kriegern um sich, die das gleiche Ziel verfolgen, das Universum vom Bösen zu befreien. Zusammen bilden sie die Taskforce Toxicator. So eine Mischung aus dem Toxic Avenger und Delta Force kommt also hin. Da wir alle Fans von Achtziger-Trash- und Actionfilmen sind, können wir mit dieser Assoziation auf jeden Fall sehr gut leben.

Das Artwork eures quasi Debütalbums ist echt mal ein Hit, wurde das extra für euch entworfen? Alienfilme treffen „Star Wars“.  Das passt ja gut zum Rest!

Freut uns, dass dir das Artwork gefällt! Ja, das hat der gute Timon Kokott für uns entworfen. Wir sind ehrlich gesagt vollkommen baff gewesen, als er uns die finale Version geschickt hat. Noch mehr baff waren wir allerdings, als wir das Artwork zum ersten Mal auf dem Cover der Vinylversion des Albums gesehen haben. Das war nochmal was ganz anderes als es nur am PC-Bildschirm oder auf dem Handy zwecks Feedbacks zu begutachten. Wir sind mehr als glücklich mit dem Cover. Timon hat unsere Vorgaben perfekt umgesetzt und wie immer seinen eigenen, unverwechselbaren Stil eingebracht. Die „Alien“-Filme stehen für den optischen Stil ebenso Pate wie „Star Wars“. Unser Sänger Fabi kam nach einer Probe mit der Idee an, dass Artwork als Hommage zum Filmplakat des ersten „Star Wars“-Films aufzuziehen. Da unser Schlagzeuger Lysander und ich riesige „Star Wars“-Fans ist, brauchte er uns da gar nicht erst überzeugen. Hendrik und Lars waren da ebenfalls schnell dabei. Es gab nach diesem Vorschlag von Fabi praktisch keine weitere Diskussion mehr über das Artwork. Wichtig war es uns, diese Idee mit dem Stil zu kombinieren, den Timon beim Artwork unserer „Reborn In Thrash“-EP etabliert hatte, um einen Wiedererkennungswert zu kreieren. Daher kommen Elemente wir das fiese Alien im Hintergrund oder der Dinosaurier. Meiner Meinung nach hat Timon es perfekt geschafft, etwas Eigenes aus der Inspiration zu machen, die wir ihm geliefert haben. Und ja, uns war es wichtig, ein Artwork zu haben, das perfekt zu Fabis Texten und der Musik auf „Laser Samurai“ passt. Wir haben uns bei jedem Arbeitsschritt des Albums Gedanken darüber gemacht, wie wir die einzelnen Elemente miteinander verbinden können, um ein in sich stimmiges Gesamtkunstwerk zu schaffen.

Auch textlich seid ihr anscheinend da schwer auf dieser Welle, wobei „Laser Samurai“ textlich etwas an diverse Gimmick Metal Bands der heutigen Zeit erinnert. Wie kommt ihr zu Texten wie „Hangar One“ oder „If It Bleeds“ ? Das klingt ja nach Megadeth und Arnie Hommage…

(lacht) Die Arnie-Hommage hast du auf jeden Fall gut erkannt. Live werden wir „If It Bleeds“ auch mit einem entsprechenden Sprach-Sample aus dem ersten „Predator“-Film einleiten. Zudem haben wir zu dem Song noch ein Musikvideo gedreht, das einen Tag vor Albumrelease online geht. Darin gibt es allerdings keine Querverweise auf den Film. „Hangar One“ hingegen ist keine Anspielung an Megadeth. Wobei ich natürlich verstehe, wie man darauf kommt. Als Fabi mit dem Titel ankam, haben wir viel darüber diskutiert, ob wir den Song wirklich so nennen können, weil er so ähnlich zu „Hangar 18“ ist. Schlussendlich haben wir den Titel so gelassen, weil alle Alternativen, die wir diskutiert haben, im Kontext der Lyrics weniger Sinn ergaben. Und am Ende ist es auch nichts Schlimmes, wenn die Leute sich an Megadeth erinnern fühlen, schließlich ist diese Band definitiv ein großer musikalischer Einfluss für uns und wir alle schätzen sie sehr.

Musikalisch seid ihr aber auch sehr an die USA und deren Thrash-Bands angelehnt, dazu gibt es noch ein paar fette Gangshouts. Wer hat euch denn so beeinflusst und warum?

Ja, der Bay-Area-Thrash aus den USA ist wohl unser größter musikalischer Einfluss. Frühe Metallica, Exodus, Death Angel, Testament – das ist der Sound, auf den wir stehen. Einen besonderen Grund gibt es da nicht. Als wir Taskforce Toxicator gegründet haben, war klar, dass es Thrash Metal wird, aber ansonsten haben wir uns keine Vorgaben gemacht und der Kreativität freien Lauf gelassen. Daher kommen dann auch die von dir erwähnten Gangshouts und damit einhergehenden Crossover-Thrash-Einflüsse von Bands wie Municipal Waste oder Dr. Living Dead. An manchen Stellen scheint auch ein wenig klassischer Heavy Metal durch. Wir setzen uns da keine Grenzen, wobei es uns wichtig ist, trotz verschiedener Einflüsse einen kohärenten Sound zu haben. Wenn auf einem Album zehn Songs sind, die allesamt so klingen, als kämen sie von zehn verschiedenen Bands, ist das mehr verwirrend und seltsam als cool. Das möchten wir vermeiden. Abwechslung ist uns aber wichtig, damit es nicht eintönig wird. Deswegen haben wir mit „Snow Controlled“ einen langsamen Song in der Mitte platziert, um den Leuten etwas zum Durchatmen zu geben zwischen all dem Geballer, haha. Der ruhige Mittelteil von „Slaughterhouse“ erfüllt eine ähnliche Funktion. Das Songwriting auf „Laser Samurai“ ist so vielseitig wie nie zuvor bei uns. Manches kommt für Leute, die uns schon länger kennen, sicherlich etwas überraschend. Doch im Gesamtkontext des Albums ergeben diese kleinen musikalischen Schlenker in andere Richtung für uns allesamt Sinn, um der Platte eine fesselnde Dramaturgie zu geben. Würde das Album ausschließlich aus Dreieinhalb-Minuten-Songs in Höchstgeschwindigkeit bestehen, würde sich im Laufe der Spielzeit irgendwann Langeweile einstellen. Das wollten wir um jeden Preis vermeiden.

Ihr habt vor kurzem zwei vergriffene EPs von euch mit Bonustracks quasi als Album „Skull Splitting Force“ neu veröffentlicht, coole Idee! Sowas hatte ich bei einer Undergroundband noch nicht erlebt, wie kam das?

Nachdem die EPs auf CD ausverkauft waren, hatten wir schlicht gar keine CDs mehr. Aber es haben immer wieder Leute nach CDs gefragt. Dazu kam, dass wir zwei neue Songs für eine Split mit einer befreundeten Band aufgenommen hatten, aus der leider nichts geworden ist. Als wir darüber sprachen, was wir mit den beiden Songs machen sollen, kam schnell die Idee auf, sie zu einer Compilation mit den EPs auf einer CD zusammenzufassen. Dadurch haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die EPs sind auf CD wieder verfügbar, aber in anderer Form als zuvor, wodurch die Originalveröffentlichungen einzigartig bleiben. Und die beiden neuen Songs kommen ebenfalls noch zum Zuge. Als wir die EP-Compilation in Aussicht gestellt haben, haben uns einige Leute geschrieben, dass sie eine solche Compilation kaufen würden, obwohl sie die EPs schon haben. Da kommt es genau richtig, dass sie auch zwei neue Songs bekommen und die Lyrics im Booklet zum ersten Mal abgedruckt sind. Zumal wir allen, die die ursprünglichen EPs besitzen, einen Rabatt auf die Compilation geben. Ich denke, da kann sich niemand beschweren.

Was sind eure Pläne für nach dem Album und wie sehr ihr die derzeitige Metalszene als Undergroundband, die gerade ihr Labeldebüt veröffentlicht hat?

Als erstes stehen für uns jede Menge Auftritte von September bis Dezember an. Los geht es am 8. September in der Trompete in Bochum und danach machen wir zahlreiche Clubs unsicher. Wir haben schon mächtig Bock drauf, den Leuten unsere neuen Songs live zu präsentieren. „Laser Samurai“ wird bei all diesen Auftritten im Fokus der Setlist stehen. Zudem haben wir zu zwei Songs noch Musik- beziehungsweise Lyric Videos in der Hinterhand, die im Laufe des Jahres erscheinen werden, um den Leuten regelmäßig etwas Neues zu präsentieren. Im Hintergrund arbeiten wir zudem schon an Songs fürs nächste Album. Das soll nicht allzu lange auf sich warten lassen. Beim zweiten Teil deiner Frage, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll (lacht). Grundsätzlich denke ich, dass die Metalszene immer noch sehr lebendig ist. Wenn ich Shows im Ruhrgebiet besuche, ist da meistens viel los und die Leute drehen immer noch durch, wie es sich für Metalkonzerte gehört. Doch es lässt sich natürlich nicht leugnen, dass der Markt für Konzerte deutlich schwieriger geworden ist. Seit Corona sind die Leute vorsichtiger geworden, wenn es um den Kartenvorverkauf geht, was zu vielen abgesagten Shows und Festivals führt. Das macht uns definitiv Sorgen für die Zukunft, da vor allem kleinere Festivals und Konzerte von diesem Problem betroffen sind. Und genau die sind essenziell für junge Bands wie uns, um sich einen Namen zu machen und vielleicht irgendwann zu einem größeren Act heranzuwachsen. Sollten kleine Veranstaltung irgendwann gänzlich sterben, würde die Basis der Szene wegfallen, auf der alles andere aufbaut. Trotz all dieser Probleme lässt sich die Leidenschaft der Leute aber zum Glück nicht so einfach töten. Wir haben dieses Jahr eine Show in Haltern am See gespielt, die vom dortigen Rockbüro organisiert wurde. Der Laden war rappelvoll, die Stimmung war super und am Ende waren Veranstalter, Fans und Bands gleichermaßen glücklich mit dem Abend. An solchen Abenden merkt man, dass der Underground trotz aller Schwierigkeiten noch lebt. Und das wird sich nicht ändern, so lange Menschen mit Leidenschaft bei der Sache sind.

So sollte es sein!

"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)