1986 gründeten Sänger Jim Jidhed und Gitarrist Tony Borg in Stockholm die Rockband Alien. Doch trotz erster Erfolge mit u.a. so großartiger Songs wie „Only One Woman“ oder „I`ll Survive“ trennten sich zwei Jahre später schon die Wege der beiden Musiker für lange Zeit. Tony machte zwar mit Alien weiter, doch Jims Nachfolger Pete Sandberg konnte dessen große Fußstapfen nicht wirklich ausfüllen. Aber auch fast unzählige andere Musiker gaben sich über die Jahre die Bässe, Klampfen, Keyboards und Drum-Kits fast wie die berühmten Klinken in die Hände. Jetzt sind sie ein Trio und alles Originalmusiker. Die gewohnten Melodien sind ja noch vorhanden, wie mir Jim Jidhed nach der in diesen Zeiten leider obligatorischen Frage nach seinem Gesundheitszustand bestätigt!
Hallo, vielen Dank der Nachfrage, wir sind hier alle soweit okay! Ich hoffe, euch geht es auch gut da wo ihr euch gerade aufhaltet!
Jim, wir müssen natürlich über die neue Alien-Platte reden. Der Titel „Into The Future“ dürfte, wenn man sich den Gesamt-Sound so anhört, nicht zufällig gewählt sein, oder täusche ich mich da? Der Vorgänger „Eternity“ klang ja noch eher nach den Anfängen von Alien.
Wir haben schon einige Jahre zuvor über härtere Gitarren und dementsprechend auch einen härteren Sound mit Alien gesprochen. Sogar schon unmittelbar vor der Produktionsphase zu „Eternity“. Zu dieser Zeit konnte ich mich allerdings noch nicht so recht durchsetzen. Dann kam diese Frage vor zwei Jahren erneut auf den Tisch und alle drei von uns waren dann dafür, eine ganz demokratische und mehrheitliche Entscheidung. In dieser rein musikalischen Hinsicht ist der Titel also wirklich purer Zufall. Denn unsere Absicht war, die Band in eine Zukunft zu bringen, in der man von uns spricht, das sollte uns dann hoffentlich gelungen sein, haha! Wir sind jedenfalls mit der Entscheidung sehr zufrieden. Außerdem sind ja noch einige der alten Alien-Merkmale enthalten wie ich finde, so dass man uns als Band durchaus noch erkennt. Wir haben halt ein wenig mit den Arrangements und dem Sound herumexperimentiert, ganz so wie das bei unseren Anfängen auch der Fall war! „Eternity“ entstand damals unter ganz anderen Voraussetzungen, noch ganz im guten alten Geist der achtziger Jahre. Das Songwriting, die ganze Produktionsphase und das Ergebnis sollte ein nostalgischer Trip für die Fans und die Band sein.
Du hast im Laufe der Jahre auch diverse Solo-Platten veröffentlicht, das letzte vor drei Jahren. Dabei war auch Musik in schwedischer Sprache im Singer-Songwriter-Stil, du legst dich musikalisch also scheinbar nicht so gerne fest. Da von der Plattenfirma die Infos über die Facts von „Into The Future“ eher spärlich waren, hier die Frage ob du auch bei den neuen Liedern am Songwriting beteiligt?
Ja natürlich, ich bin bei Alien für den melodischen Teil verantwortlich! Ich bezeichne mich selber gerne als „Melody-Maker“, ich schreibe also die Gesangs-Harmonien und Melodien sowie aber mit Tony Borg zusammen auch einen großen Teil der Musik. Die Texte stammen übrigens von Janet Morrison Minto, die auch schon bei den ersten Alien Platten in den 80ern viele Texte geschrieben hat. Aufgenommen wurde „Into The Future“ in verschiedenen schwedischen Studios, unter anderen in Göteborg und Stockholm. Den finalen Mix übernahm der allseits bekannte und überaus versierte Erik Mårtensson (ECLIPSE), es wurde also nichts dem Zufall überlassen, aber das nur am Rande und zur Information für unsere Leser.
Jim, Alien gehört bei uns in Deutschland immer noch zu einer sehr beliebten AOR-Band. Wirst du nicht ein wenig traurig, wenn du an vergangene Zeiten, verpasste Chancen, die vielen Besetzungswechsel und Streitereien innerhalb der Band in der Vergangenheit denkst?
Wir sind speziell den deutschen Fans sehr dankbar, das möchte ich hiermit nur noch einmal ganz deutlich sagen! Aber ob ich traurig bin oder mich über die Vergangenheit ärgere, das kann ich wirklich nicht behaupten. Das Leben ist so wie es ist und wir stehen eben genau da, wo wir jetzt stehen. Ich denke nicht gerne an die Vergangenheit oder was gewesen wäre bzw. hätte geschehen können, wenn ich die Band nicht verlassen hätte damals. Das bringt doch niemanden weiter und ist von daher also völlig sinnlos. Mein Motto ist: Verbleibe niemals an einem Punkt in der Vergangenheit, wenn du guten Mutes in die Zukunft gehen kannst!
Weise Worte von einem erfahrenen Künstler! Gerade die Zukunft macht vielen Kollegen von dir hier in Deutschland zurzeit große Sorgen. Die Corona-Pandemie bestimmt das öffentliche Leben und viele Musiker aber auch Veranstalter, Techniker und so weiter müssen um ihre Existenz fürchten! Wie sieht es denn bei euch in Schweden aus und wie gehst du mit der Situation um? Arbeitest du vielleicht an neuer Musik in der freien Zeit?
Eigentlich ist es bei uns genauso wie bei euch. Stand heute (-das Interview fand Mitte Oktober statt-der Verf.) dürfen nicht mehr als 300 Leute im Saal sein, man darf während der Konzerte nichts essen oder trinken, alle müssen sitzen und Abstände müssen gewahrt werden. Sehr sehr traurig das Ganze! Uns bleibt nichts anderes übrig als positiv zu denken und hoffen, dass der ganze Spuk bald vorbei ist. Meinem Sohn Robin geht es genauso, denn er ist genau wie sein Vater auch ein „Melody-Maker“ und Sänger bei der Band CREYE. Momentan arbeite ich jedoch nicht an neuer Musik. Das kann sich aber schon bald wieder ändern, haha!
Wir bleiben gespannt!