Rubbish – trotzen mit Zuversicht der Lage

Mit Rubbish aus Münster gibt es ein Trio, das musikalisch voll den Zeitgeist der Achtziger Jahre trifft. Eingängige Melodien, gute Texte, satte Gitarren und atmosphärische Synthies sind die Zutaten, aus denen der typische Rubbish-Sound besteht. Festlegen wollen sich die Musiker aber nicht, denn dazu ist die Abwechslung auf dem insgesamt dritten Album „Some Times“ zu groß. Und so unterhielt ich mich mit Songwriter und Gitarrist Sebsatian Schnabel, der mich überraschenderweise aus der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf anruft, anstatt dem von mir erwarteten Münster. Aber wie das Leben manchmal so spielt…und so dürft ihr auch mal ein Interview mit einer noch nicht so bekannten Band aus Deutschland lesen, deren Musik aber zweifellos eine größere Hörerschaft verdient hätte. Getreu dem Motto: Support the local Underground!

Hallo Sebastian, schön dass wir uns mal persönlich sprechen, nachdem ihr euch artig für die guten Rezis für „Dear John“ (2017) und eurem neuen Album via Facebook bedankt habt. Erzähl unseren Lesern doch einfach mal, wie lange es euch in dieser Besetzung schon gibt und was ihr bisher so geleistet habt.

Ja, wir sind tatsächlich schon eine alte Band! In dieser Besetzung gibt es uns wirklich schon fast 20 Jahre! Ich selbst bin Ende 2001 dazugestoßen und habe meinen Vorgänger, den Volker abgelöst. Jürgen, unser Drummer kam kurz vor mir zur Band, nur Carsten, unser Sänger war schon vorher dabei. Schon damals haben wir die ersten Aufnahmen bei Michael Voss gemacht und haben da schon festgestellt, dass wir diesen Weg dringend weiterverfolgen wollen. Jetzt sind wir Album Nummer drei und das ist ein großartiges Gefühl!

Wobei drei Alben in fast zwanzig Jahren sich nicht gerade viel anhört, oder?

Das stimmt natürlich, wobei Album Nummer zwei durch enorm viele Umwege und Unwägbarkeiten entstanden ist. Da war von Umzug über Krankheit bis hin zu beruflich wie privat bedingten Umständen alles dabei. Deshalb haben wir Stück für Stück daran gebastelt, um das Album fertig zu bekommen. Wir können uns also guten Gewissens bei Guns` n Roses und „Chinese Democracy“ einreihen, haha! Aber jetzt waren wir für „Some Times“ ja für unsere Verhältnisse unfassbar schnell nach nur drei Jahren.

 Habt ihr schon damals diesen Stil aus New Wave, Hardrock und Gothic gespielt oder hat sich das über die Jahre entwickelt? Ich kenne nämlich euer erstes Album nicht, wie ich zugeben muss.

Gute Frage, mit Jürgen wurde der Stil definitiv härter, vorher war der Sound eher shreddiger. Klar, das melancholische Moment war schon immer vorhanden, was zu einem großen Teil an der Stimme von Carsten liegt. Insgesamt möchte ich aber behaupten, dass sich stilistisch über die Jahre gar nicht so viel geändert hat. Klar, wir versuchen ja auch mit der Zeit immer komplexer, ein bisschen ausgefuchster zu werden, allein was das Songwriting angeht. Mag auch sein, dass der eigene Anspruch steigt und wir damals im jugendlichen Leichtsinn früher mit dem zufrieden waren, was wir abgeliefert haben.

 Merkt ihr eigentlich selbst, dass eine positive Entwicklung stattgefunden hat?

Eigentlich nicht, wobei schon der Plan war, zumindest keine schlechteren Songs als früher zu schreiben. Wir nehmen sowieso nur Lieder auf, die uns in dem Moment gefallen und hinter denen wir stehen können. Zuerst kamen uns sogar Zweifel, weil wir uns fragten, ob das alles nicht zu bunt ist und ob das noch zusammenpasst. Carsten ist unser Ideen-Vulkan, der kommt immer mit allerlei Zeug um die Ecke. Manchmal feilen wir zusammen an einer Melodie, manchmal am Refrain und so geht das immer hin und her bis wir alle zufrieden sind. Aber wenn wir dann zufrieden sind, gehen wir auch gleich ins Studio und nehmen auf. Deshalb gibt es auch keinen roten Faden bei uns, umso schöner, wenn die Vielfältigkeit den Hörern gefällt, denn Musik muss gehört werden. Bei uns steht absolut der Spaß an den jeweiligen Songs im Vordergrund.

Wie war das denn an der Live-Front für euch in der jüngeren Vergangenheit? Leider ist ja bis Ende August erstmal keine Bühnenpräsenz möglich, um euer neues Album zu promoten.

Ja, saure Gurken-Zeit. Vor drei Jahren haben wir natürlich gespielt und wollten das jetzt größer aufziehen. Jetzt schlägt uns natürlich das Schicksal ein Schnäppchen und der Wurm ist etwas drin. Wir haben tatsächlich eine Zeit lang sehr viel live gespielt, aber als wir uns räumlich etwas voneinander entfernt haben, wurde es logischerweise etwas weniger. Ich bin beispielsweise arbeitsbedingt nach Düsseldorf gezogen. Klar, geprobt und aufgenommen haben wir weiterhin in Münster, aber wir haben uns mehr um die Studioarbeit als um Live-Auftritte gekümmert. Jetzt soll das aber endlich anders werden, wenn es denn wieder möglich sein wird, dass wir uns wieder mit mehreren Menschen in einem Raum treffen können. So langsam scheint es ja wieder aufwärts zu gehen, was uns natürlich Mut macht. Denn ganz klar, wir sind eine Live-Band und müssen raus auf die Bühne!

Gutes Stichwort! Euer Sound auf CD ist von vielen Synthies geprägt. Wie bekommt ihr diesen Sound auf die Bühne? Arbeitet ihr damit Samples?

Nein, ganz im Gegenteil! Unser Live-Sound unterscheidet sich grundlegend von dem, den du von den CDs kennst. Wir haben uns aber ganz bewusst dafür entschieden. Live haben wir nämlich einen zweiten Gitarristen und lassen die Synthies komplett weg. Dadurch klingen unsere Songs natürlich rauer, reduziert und härter. Wenn du mit Samples oder Sequenzer arbeitest, musst du genau auf den Punkt und geplant spielen und machst dich dadurch zum Sklaven der Klicks. Das ist sehr schwierig und nimmt dir auch irgendwie den Live-Charakter, des Direkten oder auch die Möglichkeit zur Improvisation. Sicher, früher haben Bands wie Pink Floyd oder Supertramp dadurch wahre Live-Kunstwerke erschaffen, aber wir können und wollen das auch nicht.

Ich möchte nochmal auf eure Einflüsse zu sprechen kommen, von denen sich ja wirklich kein Musiker freisprechen kann. Klingt eure Musik deshalb so abwechslungsreich, weil die Geschmäcker von euch Dreien so unterschiedlich sind?

Das Witzige ist, dass uns genau dieser Umstand am Anfang unseres Bestehens als Schwäche vorgeworfen wurde! Bei der ersten Platte schrieben viele, dass der berühmte rote Faden fehlen würde. Klar sind wir unterschiedlich unterwegs. Jürgen ist z.B. der klassische Hard Rock-bzw. Metal Drummer, angefangen von Motörhead bis hin zu Iron Maiden hat er als Jugendlicher alles aufgesogen. Unser Sänger kommt dagegen mehr aus der dunklen Ecke, das heißt er steht total auf Killing Joke oder Joy Division. Und ich komme halt eher aus den Achtzigern und der Glam Rock-Klamotte wie Guns `n Roses. Obwohl Jürgen und ich so die Schnittmenge aus den 70ern und 80ern bilden, wer mag nicht Bands wie Deep Purple oder Whitesnake? Und genau diese Schnittmenge ist insgesamt gesehen wohl auch die Musik, die du bei Rubbish hörst.

Okay, schreibt ihr eure Songs auch gemeinsam?

Also für die Melodien und Akkorde sind nur Carsten und ich verantwortlich, wobei Jürgen natürlich seinen Teil an der Rhythmus-Arbeit dazugibt. Aber am reinen Gerüst arbeiten nur Carsten und ich, wobei Carsten natürlich die Texte schreibt. Der Impuls zu einem Song kommt meistens von Carsten, aber wir feilen dann zusammen so lange daran herum, bis es allen gefällt. Vorher geht es nicht ins Studio zum Aufnehmen.

Ja prima! Heute kam eure neue digitale Single heraus, Glückwunsch dazu! Denn es handelt sich um einen Klassiker aus den achtziger Jahren, und zwar „Fade To Grey“ von Visage! Schön fetzige Gitarren machen das Lied ganz anders als gewohnt und im Rubbish-Sound klingt es total super! Wie kam es dazu, schließlich gehört dieses Lied nicht zu denen, die oft gecovert werden?

Genau, dass wollten wir auch nicht. Den Ball hat Michael Voss ins Spiel gebracht. Er meinte, dass es cool wäre, ein Cover mit auf das Album zu nehmen. Wir hatten dann eigentlich die Idee, etwas ganz Exotisches auszuprobieren, aber trotzdem etwas, was viele Leute kennen. Etwas total Abgenudeltes sollte es natürlich auch nicht sein! Und so sind wir uns gemeinsam durch Youtube gelaufen, bis wir eben bei „Fade To Grey“ hängengeblieben sind. Schon nach wenigen Sekunden war uns klar, dass das genau der Song ist, den wir gesucht haben. Denn der passt genau zu uns, auch textlich, und wir konnten uns vorstellen, ihn in unseren Rubbish-Sound präsentieren zu können.

Das habt ihr wirklich gut hinbekommen. Dann drücken wir euch die Daumen, dass es bald wieder mit Live-Auftritten losgehen kann und wünschen viel Erfolg mit „Some Times“, einem sehr schönen Album!

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Die Melodie muss stimmen!