Despised Icon – Shadow Work

Artist

Despised Icon

Albumtitel

Shadow Work

Genre

Deathcore

Ich liebe die extremen Ausschläge nach oben, in unserer heiß geliebten Stromgitarrenmusik, doch für meine defizitäre Aufmerksamkeit macht ein Großteil der Death-, Grind-, Slam-, Schießmichtot-Szene viel zu häufig die immer gleichen Fehler.Bei all der technischen Finesse, die heuer zweifelsohne, bei erstaunlich vielen Bands selbst für Laien erkennbar ist, mangelt es auf der anderen Seite an geschmeidigem Songwriting, an einem Händchen für nachvollziehbare Strukturen mit – wenigstens etwas – Wiedererkennungswert und, sicher auch der unüberschaubaren Masse geschuldet, an gewissen Alleinstellungsmerkmalen. Was die Produktion angeht (Kompressoren auf Vollgas, Dynamik – Handbremse), fang ich besser erst gar nicht an.

Streng genommen mach ich jetzt schon viel zu viel auf, denn DESPISED ICON klingen jetzt auch nicht räudig wie POSSESSED in den Achtzigern oder filigran wie Death, stolpern aber auch nicht in die anderen Fallen. Hinzu kommt, dass ich die Band wie kaum eine zweite der Szene feiere, also Obacht: subjektive Fan-Denke voraus!

Satte sechs Jahre hat es gedauert, dass wir nach dem letzten Killeralbum “Purgatory” neues Material der Kanadier um die Ohren geknüppelt kriegen, und wie man in der kleinen Einleitung vermutlich herauslesen konnte, hat sich das Warten wieder Mal gelohnt. Ohne großes Brimborium geht es, einmal kurz Luft geholt, mit dem Titelsong in die Vollen. Brutalst nach vorne knallender Death Metal ist die Basis, derb ratterndes Grindcore-Geballer, erbarmungslos groovender Hardcore und sogar vereinzelt flirrende Black Metal Harmonien sind die weiteren Zutaten, die zu keinem Zeitpunkt der gut 37 Minuten Langeweile aufkommen lassen. DESPISED ICON schreiben – im direkten Vergleich – sogar kleine Hits und verstehen es zudem wie keine andere Band im harten Sektor, all ihre Ideen und Einflüsse in schlüssige Arrangements zu packen. Es gibt nicht „den Grind-Song“, oder „den Hardcore-Song“, hier ist alles im Fluss und wirkt so natürlich. Gerade hat dich Alex Erian mit ungewohnt melodischen Tönen angeschrien (sehr geil!), dann bumst dich ein Blastbeat weg, und im nächsten Moment erklingt ein erhabenes, beinahe schon klassisches Metal-Solo, das dich ehrfürchtig auf die Knie gehen lässt. Im nächsten Song geben sich dann dicke Moshparts, düstere Melodien und ein Haupt-Riff, die Hand, dass man am ehesten noch auf den ersten CANNIBAL CORPSE Platten verortet hätte. Der Song heißt eventuell nicht umsonst „Corpse Pose“. So geht das über die komplette Lauflänge, und es wird nicht langweilig. Und DAS kann sich „Shadow Work“ gar nicht groß genug ans Revers heften. Dafür braucht es übrigens keine drei Gastsänger, die verbuche ich einfach mal unter „kann man machen“.

Gefühlt 95% aller anderen Bands aus dem Knüppel-Sektor haben mich in der Regel nach der Hälfte der Platte verloren, doch DESPISED ICON bekommen es auf Album Nummer 7 mehr denn je hin, mit ihrer Form der rohen Brutalität nicht abzustumpfen. Chapeau bas, messieurs!

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Infos

Release

31.10.2025

Laufzeit

45:00 Minuten

Label

Nuclear Blast / Believe

Fazit
Wo andere immer schneller trommeln, immer komplexer shredden, immer tiefer grunzen, immer höher schreien, schreiben sechs Kanadier einfach immer bessere Songs. „Nur“ 14 Punkte, weil ich Angst habe, dass sie es nochmal toppen können!
14
von 15
Geniestreich
Ich war nur einmal krank!