CueStack – Hasselhoff und Industrial Rock!

Das Wiener Industrial-Rock Duo Cuestack ist den meisten Menschen, wenn überhaupt durch den Song und die Kollaborarion mit „Knight Rider“ und „Baywatch“ Held David Hasselhoff (!) in dem coolen Youtube Clip von „Through The Night“ bekannt. Doch die Band auf diese Tatsache zu reduzieren wäre nicht fair. Daher gibt es zu ihrem guten Debüt ein Interview mit den beiden Österreichern Martin Kames und Bernth Brodträge!

Hallo, die Frage muss ich stellen, was ist denn ein CueStack? Ein Stapel von Listen, was bedeutet euch der Name?

Martin: Ein CueStack ist ein sehr spezieller Begriff aus der Show-Lichttechnik. Ich bin ja seit bald 20 Jahren Licht-Designer und dieses Wort begleitet mich schon mein halbes Leben. Ein Cue ist sozusagen eine Szene also zum Beispiel die Lichtstimmung die man für eine Strophe, einen Übergang, einen Refrain oder wann auch immer einsetzen möchte. Jeder Szenenwechsel benötigt einen eigenen Cue. Setzt man alle diese Szenen zusammen hat man eine Aneinanderreihung von Cues und diese bilden einen ganzen Song. So ein Stapel an Cues wird CueStack genannt und mit anderen Worten ist CueStack einfach nur ein lichttechnischer Ausdruck für einen Song. Je nach Musikrichtung können diese ganz unterschiedlich viele Szenen haben. Als ich 2011 – 2013 für Bushido das Lichtdesign gemacht habe hatten meine CueStacks meist nur wenige Cues. Zum Beispiel Intro, Strophe, Refrain, Ende – wie Hip Hop halt eben so aufgebaut ist. Mit meinen vielen Tourneen mit Machine Head sieht so eine Songstruktur schon auch Mal anders aus. Halo von Machine Head hat in meiner Lichtshow einen CueStack mit über 150 Cues.

Die andere Frage ist bei einem Debüt und einer EP, wie kam es zur Gründung einer Band und das nur mit zwei Leuten. Wolltet ihr das so oder habt ihr keinen Bassisten und echten Drummer gefunden, oder wolltet ihr das auch gar nicht?

Bernth: Wir gehen bewusst den Weg zu zweit, da uns das die kreative Arbeit und viele Entscheidungen sehr vereinfacht. Natürlich arbeiten wir aber im Studio sehr gerne mit verschiedenen Produzenten zusammen, um die passenden Sounds für das Projekt zu finden – uns macht es einfach sehr viel Spaß zu experimentieren und den Sound vieler „klassischer“ Instrumente durch Samples oder andere Ideen zu ersetzen. Martin: Da ich das Projekt immer aus der „Equipment-Sicht“ betrachtet habe war mein erster Ansatz der, dass ein Sattelschlepper in dem die Bühne transportiert wird ja nur zwei Sitzplätze hat, (lacht). Dass man für eine Bühne und unsere Show natürlich einiges an Personal bräuchte liegt eh auf der Hand, aber ich fand den Gedanken irgendwie cool, dass wir selbst vorfahren könnten nur zu zweit“.

Ihr seid ja als Sessiongitarrist und Lichtdesigner länger in der Szene unterwegs, in wie weit ist das vom Vorteil bei Gründung einer Band?

Bernth: Wir konnten beide sehr viel Erfahrung im Touring-Bereich und auch im Studio sammeln und das hat uns definitiv geholfen! Die Findungsphase dauert denke ich bei jedem Projekt eine Weile und es hat auch bei uns gedauert bis wir die richtige Richtung entdeckt haben. Handwerklich konnten wir aber definitiv von unseren bisherigen Erfahrungen in der Szene profitieren. Martin: Ich selbst bin hauptberuflich Licht- und Showdesigner und mache auch schon seit der Kindheit sehr viel im Videobereich. Meine Firma betreut seit vielen Jahren weltweit Tourneen von Metal-Größen wie Heaven Shall Burn, Machine Head, Kreator, Beartooth oder auch Parkway Drive und mein Leben spielte sich zu großen Teilen immer schon auf und vor Bühnen ab. Mein Lebenstraum war es eine aufwändige Show für ein eigenes Projekt zu realisieren und wie man bei unseren Musikvideos sieht habe ich mir da auch selber keine Grenzen setzen lassen (lacht). Im aktuellen Musikvideo zu unserer Single „Stronger“ sieht man bisschen hinter die Kulissen von unserem Set-Aufbau zu unserer CueStack-Stage welche ich mit meinem Team kreiert habe. In unseren Youtube-Videos zu „Alive“ und „Beyond the Veil“ haben wir ja schon gezeigt hat was die so alles kann. Generell ist es so, dass sich Bands immer mehr Dinge überlegen müssen wie sie herausstechen. Rein nur die musikalische Leistung reicht in den meisten Fällen leider nicht mehr aus und es erfordert immer eher ein Gesamtpaket. Uns ist aufgefallen, dass es oft leichter ist als Band erfolgreich zu werden, wenn man auf den ersten Blick sieht was einen hier erwartet. Bei einer Band wie Sabaton oder Powerwolf beispielsweise sieht man innerhalb von Sekunden das Konzept, den Grundtenor bzw. die Message dieser Formation. Wir finden das sehr gut… wollten selber aber einen eigenen Weg gehen und quasi so etwas wie eine „neue Schublade“ erfinden. Wir würden uns wirklich geehrt fühlen, wenn wir irgendwann Mal mitbekommen, dass es heißt „…die machen so CueStack Musik“

Auch eine Frage die ich stellen muss: Wie seid ihr denn zu der Nummer mit „Knight Rocker“ David Hasselhoff gekommen, das hat euch ja ganz viel Bekanntheit gebracht, warum nur ein Lied? Habt ihr noch andere spektakulären Gäste am Start?

Martin: Ich habe für David Hasselhoff die letzten zwei Tourneen entworfen, ausgestattet und dann auch selber am Licht-Pult betreut. Aufgrund der sehr engen Zusammenarbeit mit David entstand doch ein Nähe Verhältnis bei welchem ich ihm die eine oder andere Idee vorschlagen konnte. Eine davon war einen gemeinsamen Metal-Song zu machen. Hasselhoff hatte schon immer eine kultige Gefolgschaft im Rock und Metal Bereich und die legendären Auftritte am Nova Rock Festival bei Wien ließen seit langer Zeit den Wunsch nach Experimenten in dieser Musikrichtung offen. David hat über die Jahre selbst in Interviews immer wieder sein Interesse daran bekundet, konnte aber dafür bisher nicht die richtigen Partner finden. Warum nur ein Song? Es hat zwei Jahre gedauert diesen einen Song mit ihm auf die Beine zu stellen. Es war wirklich ein sehr harter Weg mit unzähligen Absagen und Verschiebungen, aber wir haben es schlussendlich geschafft und sind sehr stolz drauf. Bernth: Ich würde sehr gerne Songs mit weiteren Gästen produzieren! Es war eine sehr coole Herausforderung und unglaublich erfrischend mit jemandem außerhalb der Rock/Metal Szene an einem Song zu arbeiten. Vielleicht ergibt sich nochmal eine ähnliche Möglichkeit!

Im Albuminfo wird von einer Zukunft im Jahre 2121 gesprochen in der sich Maschinen gegen die Menschen, mal wieder auflehnen. Dann ist wieder von einzelnen Sci-Fi Geschichten die Rede pro Lied. Wie passt das zusammen? Ich musste da wirklich an die gelungene Sci- Fi Reihe „Black Mirror“ denken!

Bernth: „Black Mirror“ ist ein sehr guter Anhaltspunkt, wir beide mögen die Serie sehr! Die Songs erzählen tatsächlich verschiedene Kurzgeschichten und wir bewegen uns damit in unserer eigenen dystopischen Sci-Fi Welt, die mit der Musik Hand in Hand geht. Die Findung der Themen und der Lyrics ist stark mit der Musik verwoben und unser Ziel ist es, jeden Song einzigartig und spannend zu gestalten. Martin: Fast jeder unserer Songs auf „Diagnosis:Human“ behandelt ein technologisches Thema… und das in der Regel eher kritisch. „Stronger“ ist ganz klar eine direkte Message gegen Cyber-Mobbing und die oft aggressive Internet-Kultur. „Horizon“ ist ein nachdenklich stimmender Song und erzählt die Geschichte von einer alternden Person, welche langsam das Interesse an einer Welt verliert, die sich viel zu schnell zu bewegen scheint. Gerne urteilt man schnell über Menschen, die nicht mehr am Puls der Zeit sind wenn es um technologischen Fortschritt geht – aber wo werden wir selbst in 40 Jahren sein?

Im Gegensatz zu diversen härteren und eher brachialen Acts wie Ministry, Fear Factory und Konsorten höre ich bei euch auch kleine Prog und Alternative / Hard Rock Einflüsse heraus. Wie siehst du das?

Bernth: Das stimmt, wir bewegen uns sehr ungern in einem dynamisch engen Spektrum, wie es im Metal eigentlich üblich ist. Wir wollen die passenden Spannungsbögen für unsere Songs finden – oft sind es ruhige Parts die zu großen Refrains führen, manchmal wird schonungslos auf das Gaspedal gedrückt, und immer wieder geht es um die Balance zwischen Härte und Eingängigkeit.

Wie sieht das denn mit Liveauftritten aus, wollt ihr das dann zu zweit oder mit Gästen durchziehen, oder seht ihr euch eher als Studioact mit Videoclips? (soll es ja auch geben!)

Bernth: Wir lassen und das offen. Spielen wollen wir definitiv erst, wenn es die passenden Möglichkeiten gibt. Unser Setup ist recht groß und wir wollen Shows so spielen, wie wir sie uns vorstellen, und keine Kompromisse machen. Martin: Das ist mein ultimatives Goal. Jedoch hierbei ganz klar: Go big or go home! Wir hatten schon einige Anfragen für wirklich bedeutsame Support-Shows die uns sehr geehrt haben und für die ich wirklich dankbar bin. Jedoch will ich dieses Projekt nicht ohne meine Vision und Bühnenshow umsetzen. Die Pandemie hat gezeigt, dass viele Konzerte nun auch Digital möglich sind. Natürlich sehr zu Lasten der Live-Atmosphäre und Festival Feeling… dafür wiederum zu Gunsten von liebe zum Detail, cineastischen Ansatz etc. Ich war selbst unter andrem bei der Wacken World Wide Streaming Show involviert für Kreator und Heaven Shall Burn und man hat gesehen, was hierbei bereits nach so kurzer Zeit alles möglich war. Ich finde nicht, dass Streaming Shows auch nur im Ansatz Live-Konzerte ersetzen können. Aber das müssen sie hoffentlich auch bald nicht mehr. Viel mehr sehe ich es als eine Alternative für Bands wie uns ihre Vision mit viel Liebe zum Detail umzusetzen und einem breiteren Publikum aus aller Welt gleichzeitig präsentieren zu können. Wir haben sehr viele Fan-Mails und Nachrichten aus der ganzen Welt welche nach einem Konzert von uns Fragen. Aktuell gefällt mir der Gedanke sehr gut, dass unsere erste Show ein weltweiter Stream wäre. Für viele Bands hat sowas nicht so gut funktioniert aufgrund der fehlenden Live-Stimmung. Uns gab es noch nie Live und deshalb finde ich dieses Konzept in unserem Falle sehr passend. Man wird sehen.

Ich bleibe gespannt, Cuestack wären live halt mal was anderes!

 

"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)