Der ehemalige Accept Gitarrist und amtierender Victory Musiker Herman Frank ist seit vier Alben unter seinem Namen unterwegs und hat durch die Bank weg gute bis superbe Alben gemacht, wozu auch das vierte Werk „Fight The Fear“ zählt. Mit einer konstanten Besetzung und dem gleichen Label, Fleiß und viel Spaß scheint das bei dem Hannoveraner abzulaufen. Dieser zeigte sich im Interview hörbar entspannt und auskunftsfreudig, besonders was die Produktion angeht. So sprachen wir fast 45 Minuten und es war für mich echt interessant.
Hermann, was mir sehr gut gefällt, ist das du in Sachen Artwork bei der neuen Scheibe eher was Modernes hast mit diesem Motorradfahrer vorne drauf. Das letzte Album mit dem Reiter sah eher nach „Sleepy Hollow“ aus, während die beiden früheren Werke eine leichte Piratenschlagseite hatten.
Man sucht ja immer ein Motiv was auf dem Cover und auch als T-Shirt ein Eyecatcher ist (lacht). Dann muss man halt auch was zum Namen der Scheibe finden. Ich finde „Fight The Fear“ halt als Titel und Begriff echt gelungen. Finde halt da was zu dem Titel, der ist halt irgendwie auch Metal und geht voll auf die Fresse! Andere Leute helfen mir auch dabei und haben echt gute Ideen, denn irgendwie muss man es ja auch umsetzen. So kamen wir auf den Motorradfahrer, das fand ich dann toll! Hat auch etwas Endzeitstimmung. Bis jetzt fand das jeder toll, es gab auch nicht viele Alternativen!
Es nutzt auch alles nichts, wenn die Musik scheiße ist. Ich habe so das Gefühl bei dir, es steht nun auch im Infoschreiben, das ihr auch so ein gutes Bandfeeling habt. Die letzte Scheibe ist ja gar nicht so alt, ihr war auch öfters auf Tour! Kann man sagen, das die Scheibe doch mehr ein miteinander ist?
Es macht schon was aus, wenn man wieder mit den gleichen Leuten wie auf der letzten Platte arbeiten kann und durch eine Tour lernt man sich auch besser kennen, besonders wenn man live auf einer Bühne steht und zusammen spielt. Das schweißt auch zusammen und ich glaube, dass merkt man auch auf der neuen Scheibe. Die kommt mehr auf den Punkt. Die Musiker wissen auch mehr wo der Zug hin soll, es gibt halt einen Lokführer der oben steht und dann geht es durch.
Also kann man sagen du machst die Musik, Sänger Rick Altzi die Texte oder ist das doch eher ein Zusammenspiel. Die haben ja auch noch andere Jobs und Verpflichtungen?
Gerade im Metal und Rock ist der Gitarrist prädestiniert fürs Songwriting. Es ist ja rifflastige Musik. Da ich einige gute Gesangsmelodien schreiben kann, bekommen die anderen schon ziemlich fertige Demotracks zu hören. Der Rick verbessert das noch mal, denn so singen wie er kann ich nicht, das wäre schon prima wenn (lacht). Ich gebe unserem Drummer Andre die Basic Grooves auf dem Computer, aber der geht in den Proberaum und sagt dann wir machen das so oder so. Der ist doch fit. Dann sag ich halt ja oder nein, aber das die Ideen reinbringen ist ja völlig klar. Die sind ja Fachmänner auf ihrem Gebiet. Es gibt halt einen Koch.
Was mir erst jetzt aufgefallen ist, das war vielleicht beim letzten Werk schon so, sowas geht manchmal unter, ihr habt einen zweiten Gitarristen den Heiko Schröder! „Der kam zur Tour dazu, die Musik ist ausgelegt für zwei Gitarren, mit einer Gitarre live käme die Wucht auch nicht. Im Studio kann man gerne zwei, drei oder mehr Gitarren spielen, live sieht man dann aber immer alt aus. Welche Gitarre spiele ich denn jetzt? Da war es klar, dass wir live mit einem zweiten Gitarrist spielen. Heiko wurde von Bassist Michael Müller empfohlen der kommt auch aus Hannover und der passt wie die Faust auf’s Auge, der ist topfit.“
Ich finde das super. Es gibt ja eine Modewelle im Metal, da wird vieles vom Band eingespielt. Ich sah Bands wo 2. Gitarre, Bass und Keys vom Band kamen.
Ich war schon oft auf Tourneen wo das passiert ist. Da steht man beim Soundcheck und da kommt die volle Dröhnung aus dem Nichts(lacht). Ich weiß das auch nicht warum die das machen, ich schreibe Alben um die Lieder live zu spielen. Wenn ich jetzt bei einem oder zwei Lieder ein Keyboard habe, werde ich für die zwei Lieder keinen Keyboarder mitschleppen. Ein Intro darf auch vom Band kommen, die Musik und die Songs sollten halt live sein. Ich weiß nicht wie man das sonst nennen soll! Das muss man selber mit seiner Ehre ausmachen. Das ist doch sonst ein Kasperletheater.
Es gibt sicherlich zwei Lager bei den Fans den einen ist das egal , die anderen verdammen ist!
Ich denke ein echter Künstler spielt kein Playback, das kann man höchstens mal im „ZDF Fernsehgarten“ machen (lacht).
Apropos Sound: Ich habe mal gelesen du hast auch ein Studio, Wer ist denn bei euch dafür zuständig? Der ist doch wirklich amtlich geworden!
Wenn das Album schon mal gut aufgenommen ist, hast du schon mal viel erreicht. Du brauchst dafür gute Amps und gute Gitarren, eine linke und rechte Hand. Das Schlagzeug habe ich dieses Mal im Horus Sound aufgenommen, dass gibt es auch schon ein paar Jahre! Da haben auch schon einige Bands aufgenommen. Da gibt es den Arne Neurer, der macht einen guten Drumsound. Den Luxus habe ich mir dieses Mal geleistet und neben den Gitarren und Bass als Aufnahme nur produziert habe. Du brauchst halt schon einen Plan oder Vorstellung was du machen willst, sonst geht das nicht!
Das ist sympathisch wenn ein Musiker Dinge abgibt und nicht alles selber macht, quasi eine Kontrollinstanz hat.
Ich hab das absichtlich gemacht. Als Produzent bist du ja für das Endergebnis verantwortlich, da bin ich dann froh wenn ich jemand am Mischpult hat der genau das getroffen hat was ich wollte. Ich denke es ist auch das bestklingende Album von mir. Da merkt man das echte Mischpult und das gute Equipment wirklich. Früher war das Gang und Gäbe, es gab einen Toningenieur, einen Produzenten und jemand der die Sachen gemischt hat. Ich verstehe wenn das sich heute viele nicht mehr leisten können und das im Wohnzimmer machen, aber vier Ohren hören besser als zwei!
Ich denke es ist auch ein zeitloser Sound geworden!
Ich wollte die Musik halt dementsprechend verpacken. So wie die Musik ist, soll es auch im Studio klingen und es soll knallen!
Ihr habt zwar auch eine Ballade drin, aber keine Balladenband. Eure Scheibe ist geradlinig durch gezockt und voller flotter Lieder, war das geplant?
Ich daddele im Studio oder daheim vor mich hin und schaue was da rauskommt. Das Ergebnis muss erst mir mal gefallen und dann ist es mir egal ob es anderen gefällt. Das ist dann Musik die ich gerne mache.“
Auffallend ist, dass die Scheibe doch recht lang und mit viel Material bestückt wurde. So lang sind heute oft nur Prog Alben. Wie kam das?
Es kommt mittlerweile auch auf die Kosten an. Das kostet ja paar Tage mehr Studio und Mitarbeiter. Ich kann verstehen dass Leute sagen sie können keinen 60 Minuten mehr machen, 40 Minuten kostet dann ein Drittel weniger. Ich habe noch so viel Material daheim, ich könnte nächsten Monat schon die nächste Scheibe heraus bringen (beide lachen). Es sind halt viele Ideen übrig die nicht auf dem Album gelandet sind, weil sie mir nicht gefallen, sondern weil wir versucht haben auf dem Album einen roten Faden zu haben. Jedes Album hat ja seinen eigenen Charme und das nächste kann dann wieder ganz anders klingen. Das Album ist 62 oder 64 Minuten ungefähr lang, damit bin ich echt zufrieden und die 14 Songs sind die, welche ich am wenigsten nicht drauf haben wollte. Es ist schrecklich wenn man 20 Kinder hat und sechs wegschicken musst (lacht).
Ich finde es in der heutigen Zeit gut wenn ich ein Album habe, was ich durchhören kann am Stück. Live seid ihr ja auch recht aktiv. Wie sieht es denn aus 2019?
Wir machen Ende April eine kleine Headlinertour mit so 18 Dates bis Mitte Mai. Wir schauen mal wie weit es dann geht. Das das CD Geschäft nicht mehr so läuft, ist es echt eng geworden und alle Bands drängen halt auf den Livemarkt. Das ist dann schwer, es sei denn du spielst für 200 Euro.“
Wenn du live auftrittst spielst du dann nur Solosachen oder auch mal was von Victory?
Wir haben da auch schon mal Sachen wie „On The Lose“ oder „I’m A Hero“. Bisher habe ich das auch sonst getrennt, da ich ja meine Lieder spielen will. Es sind ja auch vier Scheiben schon die ich gerne spielen würde, was aber den Rahmen sprengen würde.“
Wie sieht es denn bei Victory aus, kommt da nichts mehr?
Das Problem ist, dass Jioti der Sänger der die letzten 10 Jahre an Bord war absolute Probleme mit den Stimmbändern hat. Da kann man nichts machen, es ist einfach vorbei. Nach Charly Huhn, Fernando Garcia oder Jioti Parcharidis ist es schwer jemand zu finden. Ich habe es versucht, aber keinen gefunden, wenn es sich einer zutraut kann er mich gerne über meine Homepage kontaktieren!
Du hattest mal bei Metal Heaven eine Band zusammen mit deiner Frau die hießen Poison Sun, es gab eine Scheibe 2010 und das war es. Warum?
Das hat sich einfach nicht ergeben! Aber viele Leute fragen mich danach. Meine Frau und ich bekommen sogar Post dazu aus aller Welt, das haben damals wohl echt viele Leute gekauft. Vielleicht passiert mal wieder was, wenn mir langweilig ist (lacht). Ich habe dann bei Accept viele Jahre verbracht. Vielleicht möchte man es nicht weiter machen, oder die Band bei der du gerade bist will nicht, dass du es weiter machst. Da kommt immer viel zusammen und das kann ich dann auch nicht in Facebook reinschreiben. Aber jetzt wo du es sagst, ich könnte jetzt eine machen (lacht). Eine CD kostet auch viel Energie und Herman Frank ist dann an erster Stelle für mich.
Das kann ich mir gut vorstellen!