DIE DORKS melden sich mit „Unberechenbar“ zurück – und zwar entschlossener als je zuvor. Dieses Album wirkt nicht wie ein vorsichtiges Abtasten, sondern wie ein bewusst gesetzter Schritt nach vorn. Ein Statement. Vielleicht sogar der bislang klarste Hinweis darauf, wohin diese Band wirklich will. Der bekannte Stil-Mix aus Heavy Metal, Punk Rock und Crossover ist weiterhin präsent, wirkt diesmal jedoch deutlich gebündelter. Weniger Streuverlust, mehr Fokus. Schon der Einstieg überrascht: Statt sofortiger Vollbedienung mit der Brechstange setzen DIE DORKS zunächst auf Rock’n’Roll, Melodie und Eingängigkeit – exemplarisch hörbar in „Maximal“. Genau hier wird klar, dass die Band einen funktionierenden Hybrid aus „Die Maschine von morgen“ und „Geschäftsmodell Hass“ gefunden hat: Härte ist da, aber kontrolliert.
Diese Zugänglichkeit kippt früh in Richtung Metal. „Kein Sommer der Liebe“ deutet das zunächst über Background-Gesänge an, bevor der Refrain ohne Vorwarnung voll einschlägt. Spätestens hier fällt auf, wie fett und ausgewogen die Produktion geraten ist – ein ganz entscheidender Faktor für die Wirkung des Albums. Gemeinsam mit Eike Freese (Chameleon Studios Hamburg) und HEAVEN SHALL BURN-Gitarrist Alexander Dietz (The Dude Ranch Rannstedt) wurde ein Sound geschaffen, der modern, wuchtig und druckvoll aus den Boxen schiebt, ohne die Songs zu überladen.
Im weiteren Verlauf nimmt „Unberechenbar“ konsequent Fahrt auf. Midtempo-Nummern und härtere Passagen wechseln sich flüssig ab. „Solange noch mein Herz schlägt“ entwickelt sich zur klaren Mitgröl-Nummer mit starkem Riff, markanter Bridge und Refrain mit Sofortwirkung. Das Songwriting wirkt insgesamt reifer, Spannungsbögen sind sauber gesetzt – gerade mehrstimmige Passagen sitzen heute punktgenau.Wenn es richtig metallisch wird, ziehen DIE DORKS das kompromisslos durch. „Kranker Geist“ und „Alles zerstören“ markieren die härtesten Momente der Platte. Frontfrau Lizal klingt hier entschlossener und aggressiver als je zuvor. Ihre harschen Vocals sind kein Effekt mehr, sondern Ausdrucksmittel – stellenweise mit leichter Holy Moses-Attitüde, ohne den eigenen Stil zu verlassen.
Auffällig präsent ist auch der Bass, besonders bei „Es ist echt“. Spielfreudig, fett im Sound und mit starken Läufen sorgt er gemeinsam mit dem Schlagzeug für genau den Drive, den die massiven Gitarrenriffs brauchen. Das wirkt stabil, aber nie überladen. Mit „Kopf frei“ liefert die Band eines der Highlights des Albums: treibendes Riff, Rock’n’Roll-Energie und unweigerlicher Air-Guitar-Moment inklusive. Überhaupt wirken DIE DORKS auf „Unberechenbar“ erstaunlich befreit – die Dynamik stimmt, die Übergänge sind sauber gearbeitet. Songs wie „Such dir keinen neuen Gott“ zeigen, dass die sozialkritische Haltung geblieben ist, heute aber mit mehr Präzision und Substanz vorgetragen wird: kompromisslos, sozialkritisch, mit feinerer Klinge. Das düstere Zwischenspiel sticht hervor – getragen von einem extrem stabilen, nicht überladenen Schlagzeug.
Über die gesamte Laufzeit fühlt sich „Unberechenbar“ rund an. Kein Durchhänger, kein Füllmaterial. Selbst vorab bekannte Songs wie „Exzessive Notwehr“ fügen sich nahtlos ins Album ein. Der typische Stil-Mix aus Punk, Metal und Crossover ist natürlich weiterhin da – DIE DORKS wären nicht DIE DORKS ohne dieses ungezähmte Fundament. Doch diesmal wirkt alles klarer, homogener und erwachsener, ohne die anarchische Energie einzubüßen.Gesellschaft, Wut, Protest: Die Themen bleiben unbequem. Keine Überdosierung aus Salz und Lärm, …sondern Giftpfeile, ruhig gespannt, sauber abgeschossen –sie verschwinden nicht. Sie bleiben. Und sie wirken.DIE DORKS bleiben unberechenbar – aber nicht mehr suchend, sondern fokussiert und entschlossen.