BEHEADED – GHADAM

Artist

Beheaded

Albumtitel

Ghadam

Genre

Brutal Death Metal

Mit Mitte Vierzig braucht man mal Veränderung. Und bevor ich mir nun Goldkettchen, Hawaiihemd und Sportwagen kaufe, dachte ich mir, da versuche ich es doch lieber mal mit Rezensionen von Alben. Und da ist es nun – mein erstes Review. Ich habe mir „sicheres Fahrwasser“ ausgesucht – schließlich verfolge ich BEHEADED bereits spätestens seit ihrem Auftritt auf dem FUCK THE COMMERCE 2002. Also – man darf gespannt sein, was bei dem neuen Album „Ghadam“ so auf uns wartet.

Veränderung – das ist ein gutes Stichwort. Und im Metal ist das immer so eine Sache, die mit Topfschlagen im Minenfeld gleichzusetzen ist. Verändert man sich gar nicht, ist bei einem Album bereits die Messe gelesen und der Rest dann doch sowieso nur noch ein warmer Aufguss. Verändert man sich zu sehr, ist man womöglich nur noch Sellout oder seinen Wurzeln nicht treu.
Und Veränderung trifft auch sehr gut auf BEHEADED zu: was einst eine Slam-Death Band war, überraschte spätestens bei dem letzten Album mit brutalem, aber oldschooligerem Death Metal. Die Band selbst hat eine gewisse „Frischzellenkur“ hinter sich: kein Gründungsmitglied mehr dabei (immerhin ist der Basser aber schon seit 1993 mit an Bord) – zwei Mitglieder der aktuellen Besetzung kamen zu Gründung der Band vermutlich gerade in den Kindergarten. Überraschte der neue Sound des letzten Albums anfangs, so konnten sie auf dem PARTY.SAN jedoch eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass selbst die alten Songs im neuen Soundgewand sehr gut funktionieren. Ich respektiere den Mut der Band und freue mich auf das neue Album.

Nach rund 36 Sekunden Intro geht es dann auch direkt mit dem Titeltrack „Ghadam“ los. Dieser nimmt die Route des letzten Albums auf – auch wenn alles insgesamt etwas düsterer klingt. Nun gut – man vertont auf „Ghadam“ Horrorgeschichten eines maltesischen Schriftstellers (also mal kein Lovecraft) und singt passend dazu auch in der Landessprache über die gesamte Albumlänge. Das wirkt nach einem durchdachten Konzept und ich mag es und honoriere die Arbeit, die man in solche Konzeptalben steckt. „Ghadam“ ist ein solider Opener, der direkt ins Ohr geht und von Anfang klar macht, in welche Richtung dieser Song gehen wird – und das ist schnell, leicht melodisch und direkt auf die Zwölf – ohne dabei aber von den im Metal so beliebten üblichen Zählzeiten abzuweichen.

Im weiteren Verlauf ist dann ein Wechsel der musikalischen Ausrichtung zu vernehmen. So zeigt „Ihirsa“ nach einem etwas kitschigen Introteil einen atmosphärischen, dabei melodischen Ausflug, der schon ein wenig ahnen lässt, dass in letzter Zeit aus Malta wohl auch mal ganz gern nach Polen (BEHEMOTH) oder Deutschland (SULPHUR AEON) geschielt wurde. So ändert sich nicht nur das Songwriting, sondern es tauchen ab hier auch immer wieder mehr oder minder in den Hintergrund gemischte Klargesänge (die der guten Art) auf. Diese andere Ausrichtung bleibt auch bei „II-kittieb“ zu vernehmen. Hier wird mit einem Part gestartet, der auch von TAAKE hätte kommen können, um dann weiter im melodischen Death/Black Metal zu verweilen und oben genannte Bands auch hier wieder (besonders in dem sehr lang gezogenen Schlusspart – was nicht negativ zu verstehen ist) ein wenig zu zitieren. Die beiden Songs wirken in sich stimmig – aber irgendwie eben auch nicht so ganz „aus einem Guss“ mit den bisherigen Tracks des Albums.

Mit „Ix-xjaten ta- mohhi“ werden die beiden Soundwelten dann auch recht gut miteinander verknüpft.
Aber was folgt dann? „Iljieli bla qamar“ eröffnet mit sehr thrashigen Riffs und wirkt ein wenig nach einem weiteren Blick der Band in Richtung Bay Area. Und auch der darauffolgende Track hat wieder sehr thrashige Einflüsse. Beide – wie alles auf dem Album – gut gespielt – aber irgendwie auch etwas gewürfelt. Jedoch wird im späteren Verlauf von „Jidhaq il-lejl“ dann wieder der episch/melodische Teil aufgegriffen, was dann doch die Songs wieder mehr zusammenführt.

Letztlich folgt mit „Irmied“ noch ein Outro, welches auf akustischer Gitarre das Motiv des Intros aufnimmt – so erstreckt sich die „echte“ Spielzeit der Scheibe auf 8 Tracks mit rund 36 Minuten. In meinen Augen eine sehr gute Hausnummer – ein gutes Death Metal Album soll fordern und nach 35 bis 40 Minuten alles Wichtige gesagt haben – das gefällt!

Der Sound ist insgesamt düster, viel Hall auf der Stimme und alles eher für einen epischeren Ausflug abgestimmt. Wenn ich penibel sein möchte, stört mich der statische Snaresound hier und da ein wenig und die Gitarren dürften bei dieser Musik dann für meinen Geschmack auch gern weniger digital klingen und mehr zu dem atmosphärischen Songwriting passen. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass beides hier Jammern auf hohem Niveau ist und ich das zum einen schon oft genug schlimmer/unpassender gehört habe – zum anderen wir hier in einer Nuance sind, die nicht unbedingt jedem so auffallen wird wie mir, der da sehr empfindlich reagiert. Das Artwork ist sehr schlicht gehalten und passt gut zu der gebotenen Musik.

„Liebes „Ghadam“ – was mach´ ich nun mit dir!?“ Auch nach mehrmaligem Hören drehen sich meine Gedanken immer wieder hin und her. Ich möchte eigentlich alles an dem Album gut finden, denn der Mut, seinen Sound so zu verändern – und dann ein so wirklich respektables Album abzuliefern, gehört belohnt. Aber irgendwie taucht in meinem Kopf immer wieder die Frage „Wo wollt ihr hin – und kaufe ich euch das ab?“ auf. Und das nimmt dem Ganzen ein wenig den Hörspaß. Das Album wirkt hier und da einfach noch recht „ineinander gestückelt“ und nicht so aus einem Guss, wie es hätte sein dürfen. Und wenn die neue musikalische Ausrichtung „BEHEMOTH ohne Muppet Show und mit vielen epischen Hits“ sein soll – dann sitzen da schon SULPHUR AEON auf einem sehr gut gepolsterten Thron, den sie auch nicht so schnell abgeben werden.

Ich mag das Album alles in allem – aber mir fehlt zu einer richtig guten Bewertung da einfach noch ein weiterer Output, auf dem das neue Fahrwasser von BEHEADED etwas sicherer und zielgerichteter beschritten wird. Man hört auf jeden Fall einiges an Spielfreude und viel Potenzial raus, sodass ich da aktuell guter Hoffnung für die Zukunft bin.

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Infos

Release

25.07.2025

Laufzeit

38:11 Minuten

Label

Agonia Records

Fazit
Wer BEHEADED nur als Slam Death Metal kennt, sollte hier auf jeden Fall rein hören, um sich eines Besseren belehren zu lassen! Atmosphärischer Death Black, in den viele Gedanken und Herzblut geflossen sein dürften.
11
von 15
Gut
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