Bevor die Thrasher von REZET in der kommenden Woche ihr neues, selbstbetiteltes Album raushauen, haben wir Gitarrist und Sänger Ricky ein wenig auf den Zahn gefühlt.
Das Cover Artwork zum neuen Album wirkt sehr dystopisch. Was macht euch noch Hoffnung, dass die negative Entwicklung, wie der Mensch den Planeten behandelt, gestoppt werden kann?
Wir können eigentlich alle nur selbst vor der eigenen Türe kehren. Das Cover zeigt aber auch diese Hoffnung auf, wenn du genauer hinsiehst. Auf der linken Hälfte des Bildes beginnt Mutter Natur sich ihren Platz zurückzuerobern…
Normalerweise verwenden Bands in ihrer frühen Karriere den Bandnamen als Albumtitel. Ihr macht das erst bei dem sechsten Album. Was hat euch das Gefühl gegeben, dass das Album „Rezet“ heißen muss? Hat es etwas mit dem Cover Artwork zu tun?
Das hatte mehrere Gründe. Am ausschlaggebendsten war wohl, dass wir alle fanden, dass das das definitive Album von uns bislang geworden ist. Wenn du jemandem zeigen willst, wie wir klingen, könnte diese Platte wohl alleine für sich stehen und alles abdecken, was uns ausmacht. Außerdem hatten wir keinen anderen Titel, geschweige denn Titel-Track. Dazu kamen dann die Ideen zum eben besprochenen Artwork und alles begann sich in unseren Köpfen logisch zusammenzusetzen.
Der Track „Atmosfear“ fällt für mich ein wenig aus dem Rahmen, weil er eine ganz andere Stimmung als die anderen Songs transportiert. Ist es euch leicht gefallen, aus dem üblichen Rahmen herauszubrechen oder war das ein natürlicher Prozess?
REZET war ja eigentlich seit jeher eine sehr experimentierfreudige Band. Das liegt zum einen daran, dass ich mich nicht unbedingt wiederholen möchte und zum anderen, weil wir einfach schon durch gewissen Line-Up-Wechsel gegangen sind. Jedes Mitglied, sofern es sich am Writing beteiligt, birgt ja auch andere, neue Potentiale. „Atmosfear“ entspricht zum Beispiel aus der Feder unseres Bassisten Lorenz. Wir haben dann aus den Riffs einen Song zusammen geschrieben. Von mir wäre so ein Lied vermutlich so nie gekommen…
Was macht mehr Spaß zu spielen: Die straighten Thrash Metal Songs oder die abwechslungsreicheren Tracks, die mit mehr Melodien und anspruchsvollerem Gesang arbeiten?
Schwer zu sagen! Vor allem ist es live wieder ein ganz anderes Erlebnis als im Studio. Vermutlich sind es live die eher straighten Nummern und zum selbst Schreiben und Recorden die eher experimentierfreudigeren.
Die Power Ballade „Together Apart“ finde ich sehr interessant, da auch dieses Lied aus dem Rahmen fällt. Der Song überzeugt mit gefühlvollem Gesang und melodischen Gitarren. Habt ihr den Song aufgenommen, um dem Spektrum des Albums auszuweiten?
Ein Album ist bei uns so etwas wie ein Tagebucheintrag über ein, zwei Jahre hinweg. Man hat vielleicht Vorstellungen und Visionen, wie eine Platte letztendlich klingen könnte, am Ende machen wir aber sowas wie Konzeptalben nicht. Klingt vielleicht platt, aber auch „Together Apart“ ist letztlich nur ein weiterer Song. Wir haben Alben mit sogenannten Ballen und andere Scheiben haben keine. Es kommt, wie es kommt, das planen wir nicht.
Lorenz Kandolf ist seit 2021 im Line-Up, konnte sich jedoch erst auf dem neuen Album einbringen. Inwiefern hat er das getan, denn der Hauptsongwriter bist ja du?
Tatsächlich hat Lorenz schon an der EP „New World Murder“ von 2022 mitgeschrieben. Für Nikolay ist es der erste Output mit uns. Aber ja, für beide ist es das erste vollwertige Album in diesem Sinne. Bei REZET siegt am Ende die bessere Idee, selbst wenn auch das subjektiv ist letztendlich. Es gibt Musiker, die haben mehr Ideen als andere. Lorenz und Nikolay haben sich aber gut einbringen können.
„Reality Is A Lie“ aus dem Jahr 2016 ist das einzige Album von euch, das nicht auf Vinyl veröffentlicht wurde. Warum eigentlich nicht und wie wichtig ist euch das Format, macht ihr das mehr für die Fans oder habt ihr da auch Bock drauf, euch das Vinyl in die Sammlung zu stellen?
Wir wurden oft gefragt, ob es nicht einmal eine Vinyl-Version davon geben wird. Der Grund, warum es diese nur nie gab, war die Überlänge des Albums. Es wäre halt immer noch eine Doppel-Vinyl und das damalige Label „Mighty Music“ wollte es bei einer CD-Version belassen. Vielleicht findet sich zukünftig ja noch jemand!
Und ist Vinyl sehr wichtig und wir wissen auch, dass es unseren Fans viel bedeutet. Eine CD ist auch cool, verliert tatsächlich aber immer mehr an Wert seit der Streaming-Ära. Im Heavy Metal wird die Schallplatte vermutlich weiterhin der bevorzugte Tonträger sein.
Ich habe das Gefühl, dass dem Album eine gewisse Aufbruchstimmung innewohnt. Seid ihr zufrieden mit eurem Status in der Thrash Community oder was denkt ihr, wie weit es mit der Band noch weiter nach oben gehen könnte?
Schön, dass du es so hörst! Das finden wir auch und war ein weiterer Punkt, es selbstbetitelt zu veröffentlichen!
Ich habe mit der Band in all den Jahren nun schon eine Menge durchgemacht und weiß, wie schnelllebig die Musiklandschaft ist. Heute mehr denn je. Solange es Spaß macht, die Inspiration da ist und wir Menschen mit unserem Krach ein Stück weit happier machen können, hören wir wohl nicht so schnell auf…
Ihr habt zum neuen Album drei Videos produziert. Welche Bedeutung haben sie für euch 2024? Ist es „nur“ ein Marketing-Schachzug oder steckt mehr dahinter?
Es sind sogar vier und das nächste erscheint am Release-Tag des Albums, den 30. August also!
Wir finden Musikvideos spannend. Man kann sie als verlängerten Arm der Musik nutzen, um sich noch einmal ein bisschen künstlerisch auszuprobieren. Ihr Hauptgrund wird aber sicher das Promoten des jeweiligen Albums sein, klar.
Wie zufrieden seid ihr bislang mit den Reaktionen zu dem neuen Album? Es scheint recht gut anzukommen, zumindest bei den Medien.
Wir sind sehr zufrieden und haben auch mit nichts anderem gerechnet, ehrlich gesagt. Die Presse nimmt es sehr gut an und ich bin noch viel mehr gespannt, wie es unseren Fans gefallen wird. Am Ende halten die uns am Leben und dafür werden wir immer dankbar sein!