SIMON MCBRIDE – GITARREN SIND WIE AUTOS!

Band

Simon McBride

Interview vom

22.05.2022

Mit „The Fighter“ erscheint jetzt das vierte Soloalbum des Iren SIMON McBRIDE, der bisher in Deutschland leider nur den wenigsten Blues-bzw. Hard Rock-Fans ein fester Begriff ist. Das wird sich in naher Zukunft ganz sicher ändern, denn schon bald wird er gemeinsam mit DEEP PURPLE als deren Gitarrist und Ersatz für STEVE MORSE auf den Bühnen dieser Welt stehen. Dabei sollte nicht untergehen, dass er selbst ein höchst talentierter Songwriter, Gitarrist und Sänger ist, der auch solo absolut bestehen kann. Das beweist schließlich nicht nur sein o.a. aktuelles Album, das auf eine große Zukunft hoffen lässt. In meinem allerersten Zoom-Interview durfte ich mich mit einem sehr aufgeschlossenen, netten und vor allem geerdeten Musiker unterhalten, der mir interessante Einblicke in sein Seelen-Leben gewährte…

Hi Simon, prima dass die Technik via Zoom so gut funktioniert. Es ist genauso, als befändest du dich gleich hier nebenan, perfekte Bild-und Ton-Qualität! Dein neues Album heißt „The Fighter“. Ist das ein bezeichnender Titel, bist du also selbst ein Kämpfer?

Oh ja, das möchte ich absolut von mir behaupten. Aber nicht in dem Sinne, dass ich Leute hasse und wie ein Boxer ihnen im Ring gegenüberstehe, keine Gewalt! Es ist eher so, dass lustigerweise das gesamte Album von den Einflüssen meines gesamten Lebens und meiner bisherigen Karriere geprägt ist. Das beinhaltet die Frage, wofür du bereit bist zu kämpfen und ob es sich lohnt, alles für deine Ziele zu geben. Klar, zur Zeit ist es weltweit mit den ganzen Krisen und Kriegen schwer, mit diesem Begriff umzugehen, aber gerade in der Musikszene musst du hart kämpfen, wenn du Erfolg haben möchtest. Du musst wissen, was du möchtest und um nochmal auf deine Frage zurückzukommen, ja, in diesem Sinne bin ich ein absoluter Kämpfer!

Das bekomme ich gerade in der Musikszene aktuell als Hobby-Journalist natürlich auch mit. Die Zeiten haben sich ganz schön schnell geändert, was wir an den aktuellen Formen der Interviews sehen. Vorbei die Zeiten, dass die Plattenfirmen persönlicheTreffen in München, Hamburg, Köln oder Berlin organisieren und vor allem bezahlt haben mit Essen, Übernachtung und all den angenehmen Dingen für uns Schreiber. Abgesehen von der Form des Musik-Konsums wie Streams u.s.w.

Absolut, auch das ist ein Kampf, sich mit den modernen Mitteln auseinanderzusetzen und wie es so schön heißt, mit der Zeit zu gehen. Das ganze Leben besteht doch aus Kämpfen, sei es mit sich selbst, mit den Mitmenschen oder mit den wechselnden Umständen im Laufe eines Lebens. Es ist eine verrückte Zeit, in der wir uns heute befinden und es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Herausforderungen anzunehmen und das Beste daraus zu machen, oder?

Stimmt, es macht ja auch ein bißchen Spaß und nur Jammern bringt uns auch nicht weiter. Deine Landsleute sagen über dich, dass du der Erbe von GARY MOORE und RORY GALLAGHER bist. Was denkst du selbst, wenn du solche Aussagen über dich hörst oder liest?

Oh, schwierig, zunächst macht es mich natürlich total glücklich, wenn mich einige Leute mit diesen großartigen Musikern vergleichen. Ja, vor allem Gary hatte großen Einfluss auf mich, das ist schon richtig. Aber Rory ehrlich gesagt nicht so sehr, obwohl auch er ein toller und insgesamt einflussreicher Gitarrist war. Ich hatte ihn einfach, als ich anfing mich für Musik und das Gitarre Spielen zu interessieren nicht auf meinem Radar, da waren andere wie STEVE LUKATHER, EDDY VAN HALEN, STEVE VAI, JOE SATRIANI oder eben GARY MOORE. Ich wusste zwar, dass Rory berühmt ist, hörte ihn aber nicht so oft, seine Musik lief eher so nebenbei. Ich stand damals halt eher auf das Rock-Ding und nicht so auf die Blues-Schiene. Trotzdem finde ich es natürlich cool, wenn ich mit diesen Namen in Verbindung gebracht werde, haha! Gleichermaßen macht mich sowas natürlich stolz, denn es bringt mir die nötige Energie, mein Ding durchzuziehen. Außerdem freut es mich, dass die Leute sich mit meiner Musik beschäftigen und sie offensichtlich gerne hören.

Ich würde dir gerne eine Frage zur kommenden Tour mit DEEP PURPLE stellen, wenn du erlaubst. Auf der einen Seite ist es natürlich tragisch für STEVE MORSE, dass er die ersten Wochen der Tour nicht mitmachen kann, weil seine Frau schwer erkrankt ist. Das macht es für dich bestimmt auch nicht einfacher, diese Möglichkeit zu nutzen, stärker in den Fokus der Fans zu rücken und etwas berühmter zu werden. Doch schaut man in deine Vergangenheit, ist es fast logisch, warum sich DEEP PURPLE gerade für dich entschieden haben, oder?

Stimmt genau, natürlich gibt es bei mir zwiespältige Gefühle, denn ich kenne Steve schon länger und kann mir sehr gut vorstellen, was für eine schwere Zeit er grade durchmacht. Und ich habe absoluten Respekt vor seiner Entscheidung, bei seiner Frau sein zu wollen und wünsche seiner Familie alles Gute. Ja, für mich ist natürlich auch eine Chance, es wäre falsch, das nicht so zu sehen, denn es ist ja nicht irgendeine Band die mich angefragt hat, hey, es ist DEEP PURPLE!! Es macht mich schon glücklich, dass sie ausgerechnet mich ausgesucht haben, denn sie hätten wirklich jeden anderen auch haben können. Ok, ich gehöre ja schon länger zur DON AIREY Band, habe aber auch schon Shows mit IAN GILLAN gespielt, kenne also die Purple-Songs ziemlich gut und weiß, was von mir verlangt wird. Aber auch mit IAN PAICE und ROGER GLOVER habe ich schon auf der Bühne gestanden. Der Unterschied ist halt nur, dass ich jetzt bald mit der gesamten Band, also mit allen gemeinsam auf der Bühne stehen werde, das ist für mich das erste Mal und ich kann dir sagen, dass bei mir die Nervosität langsam steigt! Es ist jedenfalls ein großartiges Gefühl, Teil der Geschichte dieser großartigen Band sein zu dürfen.

Das glaube ich gerne. Ich würde ich gerne noch wissen, ob es Neuigkeiten von deiner anderen Spielwiese SNAKECHARMER gibt!?

Ah, schwieriges Thema zur Zeit ehrlich gesagt. Weißt du, das Problem bei SNAKECHARMER ist, dass hier sechs Musiker am Start sind, die nicht nur auf der ganzen Welt und weit weg voneinander wohnen, sondern auch jeder für sich noch viele andere verschiedene musikalische Dinge tun. Das alles unter einen Hut zu bekommen ist verdammt schwer und an Live-Auftritte ist allein schon wegen Covid kaum zu denken. Ich weiß nicht, ob es nochmal zu einem neuen Album kommen wird, vielleicht ja oder auch nicht. Ich bin jedenfalls offen für alles, einfach mal abwarten was da noch kommt. Ein Credo von mir ist: Sag niemals nie!

Okay, das wird vermutlich auch an anderer Stelle in Italien vom Frontiers-Chef entschieden und wird deine große Zukunft wohl kaum beeinflussen, soweit ich das beurteilen kann. Ich sehe in deinem Hintergrund eine Menge Gitarren an der Wand hängen, bist du Sammler?

Oh nein, ich bin hier in meinem Studio und die neun oder zehn Gitarren, die du hinter mir siehst, sind schon fast alle, die ich besitze. Ich selbst habe nur etwa 15 Gitarren, die ich auch alle regelmäßig benutze, sei es im Studio oder auf der Bühne. Gitarren müssen einfach gespielt werden, es sind für mich schlicht Instrumente, die ich benötige, um meiner Arbeit nachzugehen. So wie für andere das Auto, um zu ihrer Arbeitsstelle zu fahren. Ich bin nicht der Typ, der sich Gitarren wie Gemälde an die Wand hängt, nur weil sie hübsch aussehen. Da bin ich eher der Pragmatiker, kein Sammler. Ich habe tatsächlich einige Freunde, die mehr Gitarren besitzen als ich, haha!

Das ist außergewöhnlich, aber durchaus nachvollziehbar. Du bist ja Berufsmusiker, wie sich jetzt alle Leser denken können. Was machst du denn in deiner Freizeit, um dich vom Alltagsstress abzulenken?

Da bin ich in erster Linie für meine Familie da, ich habe eine Frau und zwei kleine Kinder, da geht schon eine Menge Zeit drauf. Ich bin kein großer Fußball-oder Darts-Fan wie sich das vielleicht einige vorstellen, ich stehe eher auf Motorrad-Rennen im Fernsehen wie Motor GP! Ich fahre aber nicht selber, das ist zu gefährlich für einen Gitarristen, ich brauche meine Hände noch und möchte noch nicht sterben, haha! Dann versuche ich noch, immer wenn es meine Zeit erlaubt noch etwas Golf zu spielen, wobei mir das Wetter hier doch öfters einen Strich durch die Rechnung macht. Und Golf ist, wenn ich auf dem Platz bin, für die anderen Anwesenden viel gefährlicher als für mich, haha!!

Das ist der britische Humor, wie ich ihn liebe! Wo lebst du eigentlich in Irland?

Seit 5 Jahren leben wir in einem kleinen Dorf etwa 30 Minuten westlich von Belfast. Wir fühlen uns hier sehr wohl, weißt du, die Leute sind freundlich, es ist sehr ruhig und keiner hinterfragt irgendwelche Dinge. Das einzig Negative ist wie eben schon gesagt das Wetter! Meistens ist es am regnen, so wie jetzt grade wieder, aber man kann es nicht ändern. Hier ist Heimat für mich, wenn man mich fragen würde, ob ich lieber auf den Cayman-Islands leben würde? Meine Antwort wäre Nein!

Das macht dich noch sympathischer für mich, als der eh schon positive erste Eindruck am Anfang unserer Unterhaltung. Ich komme zur letzten Frage: Wie würdest du dein viertes Album „The Fighter“ selbst beschreiben?

Coole Frage, dafür sind ja meistens die Kritiker zuständig, aber warum nicht? Grundsätzlich sind alle Platten ja sowas wie Zeitzeugen. Meine ersten drei Scheiben waren schon deutlich mehr dem Blues zugewandt, ich habe da ziemlich viel von den großen Blues-Musikern geklaut.  „The Fighter“ betont mehr meine Vorlieben zum Hard Rock, meinen eben genannten persönlichen Einflüssen und wie ich mich momentan fühle, das vereinigt sich alles in den Songs auf dem Album. Da sind große Harmonien wie man es früher von YES kannte, aber genauso gewaltige Riffs wie von LED ZEPPELIN, ich habe so viele Einflüsse wie jeder Musiker, ich weiß gar nicht, ob ich das alles so gut beschreiben kann.

Ist auch gar nicht nötig, denn das großartige Album spricht für sich! Bleibt die Frage, ob wir dich denn bald mal auch mit deiner eigenen Musik in Deutschland erleben dürfen?

Der Plan ist, dass ich nächstes Jahr zu euch und in die angrenzenden Länder kommen möchte, hoffentlich klappt dann auch alles. Momentan ist ja leider immer noch schwierig, allein wegen Covid was auf die Beine zu stellen, weil ja auch jedes Land seine eigenen Vorschriften und Regeln hat.

Hoffen wir das Beste, viel Spaß jedenfalls auf der Tour mit DEEP PURPLE und viel Erfolg mit einem hervorragenden Soloalbum!

Danke sehr und viele Grüße nach Deutschland!

Die Melodie muss stimmen!