Jussel? Noch nie gehört und ich bin mir sicher, dass es den allermeisten von euch genauso geht. Ok, das Quartett kommt aus Wien, das Debütalbum heißt „This Town“ und die Gruppe hat sich nach Frontmann Tobias Jussel benannt. Laut Info soll die Musik stark von den 60er und 70er Jahren beeinflusst sein, dann wollen wir uns „This Town“ mal vornehmen.
Der Opener und zugleich Titelsong beginnt eher getragen, steigert sich aber nach und nach in einen feinen Mitwipper und Ohrenschmeichler. Dezent rockig würde ich erstmal sagen, aber „Wrong Way Train“ mit seinen schrägen, leicht spacigen Gitarrenklängen kann dahingehend nachlegen. „Wasted“ klingt für mich schon moderner, ist aber schlicht und ergreifend eine ganz wundervolle Ballade, die mich tatsächlich sofort abholt (siehe Video). Was die Songs verbindet ist die sehr gute und höchst angenehme Stimme des Bandleaders! Kräftig genug, um nicht aggressiv zu wirken und in allen Lagen sattelfest. Das halb instrumentale „Ocean Blue“ erinnert mich noch am ehesten an die 60er Jahre, während „Troubled Water“ durch Bläser einen feinen Soul-Touch erhält und ebenfalls eine tolle Melodie aufweist. Wer da still sitzen kann, sollte dringend mal zum Ohrenarzt. Eine Blues-Ballade gefällig? Bitte sehr, „Love In A Hurry“ erfüllt auch diesen Wunsch. Und so kann ich diese Platte ganz locker bis zum Schluss-Akkord genießen, ohne von irgendwelchen Wiederholungen oder Nervereien geplagt zu werden. Sehr sehr angenehm klingt einfach das Gesamt-Paket. Der Härtegrad sowie die ganze Machart lässt zwar eher eine Einordnung in die Kategorie Alternative Pop zu, doch ein Song wie „A Dreamer`s Dream“ lässt die Morgenlaune beim ersten Kaffee mächtig steigern (Anspiel-Tip), da will man unweigerlich mitpfeiffen! Klar, musikalisch insgesamt schon mit einem charmanten Nostalgie-Faktor belegt, sollten Hörer ohne Scheuklappen durchaus mal reinhören. Für die morgendliche Autofahrt zur Arbeit mit nem Coffee To Drive wird die Scheibe öfter in meiner Anlage landen, dann komme ich gleich viel entspannter an!
