Allen Blues Rock-Fans brauche ich den US-Amerikaner WALTER TROUT garantiert nicht mehr vorzustellen. Er wurde auf unserer Seite schon mit mehreren Reviews bedacht, unter anderen mit seiner letzten Studioscheibe „Broken“ aus dem Jahr 2024. Der mittlerweile 74-Jährige aus New Jersey hat jede Menge Erfahrung, die nicht nur aus seinen früheren Mitgliedschaften bei CANNED HEAT sowie JOHN MAYALL`S BLUESBREAKERS herrührt. Auch mit seiner eigenen Band hat er schon zig Alben veröffentlicht und außerdem unzählige internationale Preise abgeräumt. Außerdem, und das rechne ich dem äußerst sympathischen Musiker hoch an, unterstützt er regelmäßig junge Nachwuchs-Blueser, denen er u.a. mit gemeinsamen Auftritten eine Plattform gibt. So gab er vor vielen Jahren auch dem deutschen HENRIK FREISCHLADER einen entscheidenden Stupser in dessen sehr erfolgreiche Karriere!
Bei seinem neuen Album war ich ehrlicherweise höchst überrascht, mit wieviel Dampf WALTER TROUT noch unterwegs ist! Ich hätte ja Verständnis dafür gehabt, wenn er es in seinem Alter ein wenig ruhiger hätte angehen lassen. So ist „Sign Of The Times“ von einem sogenannten Alterswerk wirklich meilenweit entfernt. Das beweisen nicht nur der energetische Titelsong (siehe Video), sondern schon der Opener „Artificial“, die beide mit knarzigen, ja fast schrabbeligen Gitarren-Sounds das Wort ROCK in Blues Rock groß schreiben und außerdem mit grandiosen Solos aufwarten. Einen Tick ruhiger zwar „Blood On My Pillow“, allerdings ist auch hier eine unbändige Kraft in den Gitarren-Licks und den zwei Solos unverkennbar. Auch beim Gesang geht der Künstler oft eine Spur aggressiver zu Werke, um den meist persönlichen, aber auch mal kritischen Lyrics mehr Ausdruck zu verleihen! So scheut er nicht vor einem befreienden, hohen Schrei beim erwähnten „Blood On My Pillow“ zurück! WALTER TROUT verarbeitet in seinen Texten ja häufig eigene Erlebnisse, Dinge die ihn fuchsen und/oder Gefühle z.B. während seiner langen Krankheitsphase, als er nach einer Lebertransplantation dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Umso schöner dass er immer noch da ist und eine wichtige Rolle in der internationalen Blues Rock-Szene spielt. Aber Trout beherrscht nicht nur die harten Saiten des Genres, so befindet sich mit „Mona Lisa, Smile“ eine rührende Akustik-Ballade mit spanischem Flair und brüchiger Stimme vorgetragen auf der Scheibe, die er offensichtlich seiner Ehefrau und Managerin gewidmet hat. „Hurt No More“ zieht die Zügel wieder etwas an und besticht durch einen irre eingängigen Refrain. Dann wieder ein rauer Song wie „No Strings Attached“, das uns schnurstracks in die frühen Siebziger katapultiert und mich tatsächlich an einen JIMI HENDRIX-Stil erinnert. So macht mir Musik hören Spaß, weil quasi jeder Song anders ist, von Langeweile also keine Spur. „I Remember“ etwa mit feiner Orgel im Hintergrund, leichtem Country-Touch und seinem langen Gänsehaut-Solo ist auch so ein Lied, das lange im Ohr bleibt und zu meinen absoluten Highlights auf dem Album gehört. Ein saulässiger und eher traditioneller Blueser dann „Hightech Woman“ zeigt, dass er auch augenzwinkernde Lyrics musikalisch perfekt und mit Honky Tonk-Piano umsetzen kann. Auch kommen die Harp-Fans bei „Too Bad“ auf ihre Kosten, ihr seht also, dass WALTER TROUT bei „Sign Of The Times“ wieder mal keine halben Sachen gemacht hat!