Der britische Sänger, Gitarrist und Songwriter STEVE HARLEY war einer der prägenden Musiker in den siebziger Jahren von der Insel. Mit seiner Band COCKNEY REBEL, von der einige behaupten, dass diese aufgrund der vielen Besetzungswechsel nur eine Begleitband des Solisten Harley gewesen sei, war er vor allem in England sehr erfolgreich! In Deutschland schaffte es die Gruppe zwar nicht bis ganz nach oben, aber deren Erfolgsalbum „The Best Years Of Our Lives“ aus dem Jahr 1975, die wichtige dritte Platte nach der Neubesetzung, wurde auch hierzulande mehr als ordentlich verkauft, was vor allem am Hit „Make Me Smile (Come Up And See Me)“ (siehe Video) lag. Nun, das ist jetzt auch schon 50 Jahre her, was das Label Chrysalis zum Anlass nahm, eine schicke Anniversary Edition im Mediabook-Design herauszubringen. Und der wollen wir hiermit nun etwas genauer auf den Zahn fühlen.
Vorher möchte ich aber noch auf STEVE HARLEY etwas näher eingehen, der ja im März vorigen Jahres im Alter von 73 Jahren leider verstarb (R.I.P.). Den größten Hit, den auch hierzulande fast jeder kennt ist die traurige Ballade „Sebastian“ aus dem Jahr 1973 vom Album „The Human Menagerie“. Mit seiner o.g. Band erlebte er zwar vorrangig in den 70ern die besten Jahre, allerdings feierte er zusammen mit SARAH BRIGHTMAN im Duett und dem Song „The Phantom Of The Opera“ aus dem gleichnamigen Musical 1986 nochmmal einen großen, weltweiten Hit! Aufgrund seiner Verdienste in der britischen Pop- und Rockmusik wurde er 2002 von der britischen Akademie der Komponisten und Songwriter mit der goldenen Medaille ausgezeichnet. Auch danach war er mit seiner Band COCKNEY REBEL regelmäßig auf Tour und brachte es bis 2010 immerhin auf elf Studioalben. Auch in Deutschland war die Gruppe stets ein gern gesehener Gast, die zwar nicht die ganz großen Hallen füllte, aber trotzdem gut unterwegs war.
Ok, zurück zum erfolgreichsten Album der Bandgeschichte und seiner Wiederveröffentlichung zum 50sten Jahrestag! Stilistisch wird eine Mischung aus Pop, Indie und Rock geboten, der manchmal und aus heutiger Sicht etwas „schräg“ klingt, wie z.B. „Mr. Raffles“ oder „The Mad Mad Moonlight“ beweisen. Immer etwas gegen den Strich, aber nicht minder faszinierend und sehr unterhaltsam. Dann gibt es aber auch die Songs auf dem Album, die sehr kommerziell, stimmungsvoll und melodisch eingängig und deshalb auch zeitlos klingen, wie etwa „It Wasn`t Me“ oder der oben erwähnte Hit „Make Me Smile (Come Up And See Me)“. Die Stärke des Albums liegt aus meiner Sicht eindeutig in der Abwechslung und der Tatsache, dass man es immer wieder hören kann, ohne dass es seine Faszination verliert. Vielleicht ist es auch genau die Entfernung zum damals wie heute gängigen Kommerz, die den besonderen Reiz der Musik ausmacht. Oder ist/war es die Fähigkeit des Songwriters, mit den Genres wie Glam, Prog und Pop zu spielen? Vielleicht alles zusammen, weshalb ich das Album und Band als Gesamtkunstwerk sehe. Allein der fast 6-minütige Titelsong schafft es auch nach so vielen Jahren immer noch, bei mir eine wohlige Gänsehaut zu erzeugen, was für ein grandioses Stück Musik!
Für diese Edition, die aus zwei CDs und einer DVD besteht, steuerte der damalige Co-Produzent ALAN PARSONS einen neuen Stereo-Mix bei. Der klingt auch wirklich grandios, weil er überhaupt nicht überproduziert wirkt und nicht wie so oft in ähnlichen Fällen, Wert nur auf Lautstärke gelegt wurde. Sehr differenziert und mit klarer Trennung der Instrumente bzw. von Stimme/Chöre ist der Klang warm und zeitgerecht. Auf der zweiten CD gibt es Outtakes, frühe Versionen, Probe-Aufnahmen oder Akustik-Demos, die meisten davon bisher unveröffentlicht! Doch der Star dieses Packages ist die DVD, auf der neben einer Doku inkl. Interviews von Fans auch Film-Aufnahmen eines Konzerts aus dem Londoner Hammersmith Odeon vom 14.04.1975 zu sehen sind. Hier war außerdem ein besonderer Gitarrist mit an Bord, und zwar niemand Geringeres als SNOWY WHITE, der schon mehrmals mit PINK FLOYD tourte und auch heute noch erfolgreich solo musiziert! Ok, die Bild-Qualität ist nicht die Allerbeste, aber ich gebe auch das Alter der Aufnahmen zu bedenken! Ebenfalls ist das komplette Konzert nochmal als Audio-Spur hinterlegt! Als sei das noch nicht genug Fanfutter, wurde das damalige Promo-Video zu „Make Me Smile (Come Up And See Me)“ sowie dem Auftritt bei Top Of The Pops vom 30.01.1975 hinzugefügt! Als schmuckes Media-Book mit Booklet inkl. raren Fotos von Mick Rock, Hintergrund-Infos, Liner-Notes von Peter Doggett und Interviews mit Alan Parsons sowie STEVE HARLEY ist das Teil auch im Regal ein Hingucker!