Mit „The Shit Ov God“ legen die Polen von BEHEMOTH ihr mittlerweile 13. Studioalbum vor – und eines steht sofort fest: die polnischen Extreme-Metal-Giganten sind nicht hier, um zu gefallen. Vielmehr präsentiert sich die Band um den charismatisch-dämonischen Frontmann Adam „Nergal“ Darski kompromisslos, provozierend und in ihrer künstlerischen Vision gefestigter denn je.
Bereits der Titel des Albums wirkt wie eine Faust ins Gesicht traditioneller Moralvorstellungen. „The Shit Ov God“ – das klingt nicht nur blasphemisch, sondern ist es auch. Es ist ein Affront, ein Spottlied auf alles Heilige, das in den Augen der Band längst zur inhaltsleeren Hülle verkommen ist. Doch es wäre zu kurz gegriffen, den Titel lediglich als billige Provokation abzutun. Vielmehr ist er Ausdruck einer tiefen Ablehnung gegenüber dogmatischen Systemen – eine ironisch-düstere Umkehr religiöser Liturgie, in der das Göttliche entmystifiziert und dem Irdischen gleichgemacht wird. Das Sakrale wird mit Schlamm beworfen, um im Schmutz seine Wahrheit zu offenbaren.
Musikalisch entfaltet sich das nur knapp 38-minütige Album wie ein finsteres Ritual: schwelende Riffs, brachiale Blastbeats und unnachgiebiger Gesang bilden das Fundament für acht Tracks, die sich thematisch zwischen nihilistischer Rebellion, spiritueller Dekonstruktion und apokalyptischer Poesie bewegen. Der Sound ist zugleich organisch und bedrohlich – roh, aber mit einem Sinn für Atmosphäre und Tiefe, der BEHEMOTH seit Jahren auszeichnet. Die Produktion verzichtet auf sterile Überpolitur und setzt stattdessen auf eine wuchtige, fast greifbare Klanggewalt, die den Hörer mitten in das chaotische Zentrum dieser schwarzen Messe versetzt.
Heraus sticht insbesondere der Titeltrack „The Shit Ov God“. Hier bündeln sich all jene Elemente, die das Album ausmachen: rhythmische Härte, rituelle Gesänge, theologische Umkehrungen und eine fast sakrale Erhabenheit im Klangbild. Wenn Nergal mit finsterer Stimme verkündet: „Eat My Flesh, Drink My Blood, I Am The Shit Ov God“, wird deutlich, dass hier nicht nur Musik gemacht, sondern eine Botschaft zelebriert wird – eine, die den Finger tief in die Wunde legt. Die Texte wirken wie die Psalmen einer antichristlichen Liturgie, dicht, metaphorisch, schneidend.
Auch optisch und konzeptionell bleibt BEHEMOTH sich treu. Das Albumcover präsentiert sich mit einer bewusst entstellten Version des traditionellen Christogramms – eine visuelle Spiegelung des thematischen Kerns des Albums. Es ist keine blinde Gotteslästerung, sondern ein wohl überlegtes Spiel mit Symbolen, die entweiht werden, um ihre Leere zu offenbaren.
„The Shit Ov God“ ist kein Album für schwache Nerven oder sonntägliche Berieselung. Es verlangt Aufmerksamkeit, Haltung – und vielleicht auch eine gewisse Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhältnis zu Spiritualität, Rebellion und Freiheit. Es ist BEHEMOTH in seiner reinsten Form: kunstvoll, erbarmungslos und vollkommen furchtlos.