CRYPTOSIS – CELESTIAL DEATH

Artist

Cryptosis

Albumtitel

Celestial Death

Genre

Century Media Records

Mit „Celestial Death“ legt das niederländische Trio CRYPTOSIS sein zweites Studioalbum vor – ein ambitioniertes Werk, das erneut versucht, futuristischen Thrash- und Extreme Metal mit progressiven Konzepten zu vereinen. Doch so beeindruckend die technische Umsetzung auch sein mag, bleibt inhaltlich manches hinter dem Anspruch zurück.

Vom Sturm zur Struktur – oder: Wo ist die Wut?
Seit ihrem stilistischen Neustart 2020, als aus der Thrash-Formation DISTILLATOR das Projekt CRYPTOSIS hervorging, hat sich die Band deutlich weiterentwickelt. Der rohe Punch früherer Jahre wurde ersetzt durch ein komplexes Sounddesign, synthetische Schichten und konzeptuelle Überfrachtung. Das Resultat: musikalisch versiert, aber stellenweise zu verkopft.

Schon das Intro „Prologue – Awakening“ deutet an, worauf man sich bei „Celestial Death“ einlässt – eine episch gedachte Erzählung, die aber gelegentlich Gefahr läuft, sich im eigenen Weltentwurf zu verlieren. Tracks wie „Faceless Matter“ oder „Cryptosphere“ beeindrucken durch Präzision, lassen aber den emotionalen Zugriff vermissen. Wo einst Aggression und Energie regierten, herrschen nun Struktur und Kalkül.

Groß gedacht – aber auch groß gefühlt?
Das Album ist ganz klar ein Konzeptwerk – doch nicht jede Band ist dafür gemacht, narrative Tiefe über ein ganzes Album hinweg glaubhaft zu tragen. Die futuristisch-dystopischen Themen rund um Identitätsverlust, künstliche Intelligenz und interstellare Einsamkeit wirken streckenweise aufgesetzt. Nicht etwa, weil die Inhalte irrelevant wären – im Gegenteil. Doch CRYPTOSIS gelingt es nicht immer, die Ideen in Songs zu verwandeln, die mehr als nur Soundkulisse sind.

Ein Stück wie „Motionless Balance“ zeigt immerhin, dass die Band Atmosphäre erzeugen kann, wenn sie den Mut zum Innehalten aufbringt. Aber: Die Momente, in denen sich Emotion und Technik die Waage halten, sind rar. Zu oft wirkt die Komposition wie aus dem Reißbrett, weniger wie aus dem Bauch.

Produktion & Optik: Hochglanz ohne Ecken
Soundtechnisch gibt es wenig zu bemängeln. Die Produktion ist klar, druckvoll und detailreich – fast schon zu perfekt. Der futuristische Look des Artworks passt gut ins Gesamtbild, wirkt aber ebenso glatt wie die Musik selbst. Alles ist stimmig, aber selten überraschend. Man hat das Gefühl, dass CRYPTOSIS so sehr an ihrem eigenen Klanguniversum feilen, dass sie den Schmutz, das Unvorhersehbare, das Lebendige dabei vergessen.

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Infos

Release

07.03.2025

Laufzeit

42:00 Minuten

Label

Century Media Records

Fazit
Form schlägt Inhalt? "Celestial Death" ist ein technisch ausgeklügeltes Album mit starker Produktion und einer stringenten konzeptuellen Linie. Doch genau diese Stärken werden zu Schwächen, wenn das Bauchgefühl fehlt. Wer auf kalkulierten, progressiven Metal mit Science-Fiction-Flair steht, wird hier einiges entdecken. Wer jedoch rohe Energie, emotionalen Zugriff oder echte Überraschungen sucht, könnte sich an der Kühle des Albums stoßen.
9
von 15
Solide
Farbe egal: Hauptsache: schwarz!