Trotz diverser Umbesetzungen sind die Hamburger Paragon sich musikalisch und dem geradlinigen Metal immer treu geblieben und das schon seit 1990. „Metalation“ ist schon das 13. Album der Gruppe und reiht sich in die Liste der starken Veröffentlichungen der Band nahtlos ein. Bandsprachrohr und Bassist Jan Bünning war wie immer auskunftsfreudig und informativ beim Interview.
Jan, „Metalation“ ist eure 13. Scheibe und ihr habt richtig Bock wie ich hören und in der Albuminfo lesen konnte. Wie kam es zum neuen Auftrieb?
Nachdem „Controlled“ Demolition 2019 rauskam, wollten wir natürlich ordentlich Shows spielen, aber dann kam Covid-19 beziehungsweise. die Maßnahmen, und so konnten wir weder proben noch live spielen. Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, haben Martin und ich dann verstärkt angefangen Songs zu schreiben und diese auch in meinem Homestudio aufzunehmen. Als man dann wieder Shows spielen konnte, ist erst Günny ausgestiegen der ja „nur“ Live-Gitarrist war und dann kurz danach noch unserer Schlagzeuger Sören und Günnys Ersatz. Da waren wir nun! Ein neues Album in der Pipeline aber kein Line-Up. Martin und ich haben dann erstmal überlegt, das Album noch fertig zu machen und ein paar Abschiedsshows zu spielen. Sein Sohn sollte trommeln. Der hat mich dann aber irgendwann gefragt wann es denn los geht, da er ja fest einsteigen wolle. Tja, da Martin auch gerade vor Ort war, habe ich dann gesagt – „Martin, dein Sohn ist gerade bei uns eingestiegen, dann musst du wohl auch!“ So ist es gekommen und es fühlt sich einfach gut an, so dass wir der Metal-Welt noch etwas erhalten bleiben werden!
Das ist ja mal eine schöne Geschichte! Als Band hattet ihr ja seit 1990 einige Besetzungswechsel, aber dass ihr eine zwei Generationenband ähnlich wie U.D.O. seid finde ich extrem cool. Vergisst man sowas mit der Zeit oder bringen junge Menschen egal ob verwandt per se neue Energien?
Ja, das ist natürlich schon witzig, dass Vater und Sohn jetzt bei uns spielen. Allerdings ist es nach meinem Empfinden egal, wie alt jemand ist oder wie die Familien Verhältnisse sind. Wichtig ist wie sehr sich jemand engagiert, wie sehr man musikalisch auf einer Linie ist und ob es menschlich harmoniert. Bei fünf Leuten in einer Band muss es einfach passen, sonst gibt es immer Unruhe und Spannungen, die einen als Band dann auch auf diversen Ebenen lähmen können.
Heutzutage machen viele Acts immer mehr aus Kostengründen künstliche Intelligenz Artworks, ich bin sehr froh, dass ihr noch Geld ausgegeben habt und so ein fast klassisches Paragon Cover mit Krieger herausgekommen ist. Wie stehst du zu der Situation mit den Artworks?
Die finde ich total fürchterlich! Ich habe tatsächlich mal einen Job mit Grafik gelernt und bin auch ein recht guter Fotograf. Insofern fällt mir meistens sofort auf, ob ein Cover oder Foto echt oder AI sind. Und die Teile sehen einfach immer scheiße aus. Dazu kommt noch, dass die AI ja auch Bilder, Grafiken und Fotos von echten Künstlern zum erstellen der Fakes nimmt und somit echte Künstler „beklaut“. Wird ja mit Musik auch schon gemacht. Wenn eine kleine Band ohne viel Geld, erstmal ein AI Cover benutzt, kann ich es ja fast noch verstehen aber wenn wir uns einen echten Coverkünstler leisten können, dann sollten das größere Bands erst recht können!
Wahre Worte! Als Hamburger Act seid ihr mit einem anderen Hamburger Musiker, Piet Sielck von Iron Savior als Produzent in Sachen Mix und Mastering wieder zusammengekommen. Der hat auch das Vorgängerwerk gemacht, was ist deiner Meinung nach der Unterschied in Sachen Sound zu anderen Alben?
„Metalation“ ist insgesamt sogar schon das achte Album welches Piet für uns produziert hat. Ich kann ja mal etwas ausholen: Als wir angefangen haben, gab es ja quasi kein Homerecording und Studiozeit war teuer. Dazu kam noch, dass wir, was Songwriting und vor allem unsere musikalischen Fähigkeiten natürlich noch lange nicht so gut waren wie heute. Deshalb waren wir also schon zu „Streelbound“ Zeiten froh, einen so erfahren Produzenten zu haben, der uns auch geholfen hat uns als Band und Einzelmusiker zu entwickeln.Heute sind wir musikalisch und auch beim Songwriting auch durch Piet um einiges erwachsener, Deshalb haben wir die Auszeit während der Covid-19 Maßnahmen genutzt und außer dem Gesang diesmal alle Instrumente selber aufgenommen. Piet hat dann im Studio z.B. die Gitarren nochmal re-ampt und natürlich alles gemischt und gemastert.Insofern sind wir und ehrlich gesagt auch ich besonders, da ich ja Co-Produzent bin, total stolz auf das Album, da es total unseren Vorstellungen entspricht: Eine zeitgemäße Produktion die ordentlich knallt, aber auch nicht zu künstlich klingt wie viele Produktionen heutzutage.
„Metalation“ ist eine Mischung aus flotten Tracks und auch Liedern, ich will nicht sagen Balladen, die etwas ruhiger und melodischer daherkommen. Das ist für mich eine gute Mischung, war das eine Reaktion auf eure allgemein doch recht harten und flotten Scheiben der jüngsten Vergangenheit?
Ja auf alle Fälle. „Controlled Demolition“ hatte halt extrem viel von unseren Thrash Metal Einflüssen, deshalb wollten wir diesmal wieder etwas melodiöser und abwechslungsreicher sein als auf dem letzten Album, wobei wir ja auch immer versuchen die ganze Bandbreite des Heavy Metal abzudecken. Bisher wurde das auch von Fans und Kritikern bisher lobend erwähnt. Scheinen wir also richtig gemacht zu haben.
Auf jeden Fall! Ich habe nichts gegen die Neuaufnahme des Tracks „Hellgore“ als Bonus, wundere mich aber da ich denke das es doch bestimmt ältere Paragon Classics gibt die im 2024er Sound bestimmt auch besser als im Original tönen würden! Anders gefragt: Eine Scheibe aus alten Klassikern im neuen Sound als reguläres Album oder Bonus wäre nichts für euch?
„Hellgore“ ist ein ziemlicher Bandfavorit im Liveset und war eigentlich als Bonustrack für Japan für das letzte Album gedacht, wurde aber nicht veröffentlicht bisher. Da wir ungerne eins unserer „Kinder“ nur als Bonus herhalten lassen, wurde halt ein altes Stück aufgehübscht. Mit dem Sound von „Screenslaves“ waren wir halt nicht besonders zufrieden, deshalb die Neuaufnahme in diesem Fall. Auch „Forgotten Prophecies“ und die beiden Alben auf B.O. Records könnten mehr knallen. Insofern kann es schon sein, dass wir mal ein paar alten Nummern für ein Album aufnehmen könne, sofern es finanzierbar ist und Interesse besteht.
Wie ich dem informativen Albuminfo entnehmen konnte beschäftigt ihr euch im Gegensatz zu diversen Bands eures Sounds mit ernsthaften Themen und seid da nicht so platt wie manch anderer. Wird das von den Fans eigentlich honoriert oder sehen das die Meisten als nettes Beiwerk bzw. nehmen es hin?
Na, wir bedienen sowohl Klischees wie auch ernsthaftere Themen. Ich mag Buschis (Sänger Andreas Babuschkin – Anmerkung des Verfassers) Art Texte zu schreiben, aber im Endeffekt zählt die Musik natürlich viel mehr. Auch denke ich, dass Heavy Metal ja auch etwas eine Realitätsfluch sein sollte, so dass die Texte meiner Meinung nach z.B. nicht zu politisch oder ähnliches sein sollten in unserem Fall. Diesmal haben wir allerdings viel mehr positives Feedback zu den Texten bekommen als jemals zuvor. Insofern haben wir wohl eine gute Mischung.
Seit 1990 habt ihr auch keine Livealben oder DVDs gemacht. Jedenfalls weiß ich von nichts. Eine Sache die manche Acts, ich reden nicht von Maiden fast schon inflationär betrieben haben. War das für euch nie möglich? Es gibt ja da nur zwei Lager: Manche Musiker sagen das braucht heute keiner und die Anderen hatten irgendwie noch keine Möglichkeit dazu.
Ich glaube tatsächlich das sich sowas für eine Band wie uns finanziell nicht wirklich rechnen würde. Du hast hohe Kosten und wenig Verkäufe. Sollte sich mal eine Gelegenheit ergeben, sowas günstig aufzunehmen, könnte ich mir das allerdings als Bonus für ein reguläres Album vorstellen.
Als Abschluss kommen wir zurück zu Frage 1: euer neuer Auftrieb wie wird das sich in Zukunft zeigen, was habt ihr geplant für 2025?
Der Auftrieb ist immer noch die Liebe zum Heavy Metal und unsere Freundschaft untereinander und das Feedback der Fans. Wir machen ja Ende November 2024 spontan ein paar Live-Dates mit Iron Savior und Mystic Prophecy und hoffen 2025 noch ein paar mehr Shows zu spielen als die letzten Jahre. Außerdem werden wir versuchen wesentlich schneller an einem neuen Album zu arbeiten, mal sehen ob das gelingt.
Das klingt doch gut!