Mal ehrlich, ein Bandname wie THE OLD DEAD TREE klingt doch echt nach düsterer Musik, oder? Und dann dieses Cover, dass hierzu passt wie die Faust aufs Auge. Ich kannte das Quintett aus Frankreich bisher nicht, obwohl man schon 1999 eine erste EP aufgenommen hat und bis 2009 drei Langeisen sowie eine letzte EP mit dem vielsagenden Titel „The End“ aufgenommen hat. Eigentlich hatte sich die Gruppe nämlich ja dann auch schon offiziell aufgelöst. Somit jetzt also doch nochmal eine Reunion und als ich hörte, dass der Stil zwischen Gothic Rock und Progressive Metal liegen soll wurde ich hellhörig, denn sowas ist ja weiß Gott nicht alltäglich.
Der Opener des 4-Trackers „Feel Alive Again“ bietet schonmal astreinen, modernen und starken Prog Metal, wobei von Gothic Rock nicht viel zu hören ist. Das ändert sich aber mit dem zweiten Song „Time Has Come“ (siehe Video), wobei sich die punktuellen Einflüsse auf den Gesang und einige Instrumental-Parts beschränken, denn progressive Elemente überwiegen schon deutlich. Aber diese Band klingt sehr eigenständig, wobei ich noch am ehesten an die polnische Gruppe RIVERSIDE erinnert werde, nur härter. Die Songs gestalten sich stimmungs- und in höchstem Maße anspruchsvoll. Die Musiker beherrschen ihre Instrumente aus dem berühmten Effeff und Sänger Manuel Munoz hat eine sehr variable und angenehme Stimme, die gleichzeitig sanft und trotzdem kräftig klingen kann! Zusammen mit den ausgeklügelten Arrangements, die tatsächlich Melancholie, diese schon angesprochene gesunde Härte mit Düsternis verbindet, würde ich sehr gerne noch viel mehr von dieser Band hören! Schade, dass nach vier Songs das Erlebnis schon zu Ende ist. Noch zu erwähnen sei, dass THE OLD DEAD TREE ihre EP in den berühmten Londoner Abbey Road Studios aufgenommen haben. Ich wäre hocherfreut, wenn es künftig noch mehr von dieser faszinierenden Gruppe zu hören gibt und man sich nicht wieder auflöst, denn bei diesem Potenzial wäre das mehr als schade!