THE DIZZY DUDES aus Gütersloh haben sich den Traum erfüllt, der für die meisten anderer Künstler und Bands dieser Größenordnung immer nur ein Traum bleibt. Denn das Quintett, das stilistisch irgendwo zwischen Country, viel Rock`n Roll und etwas Boogie Woogie liegt, nahm ihr viertes Album „Old Dirt Road“ in den weltberühmten Abbey Road Studios in London auf. Darauf sind die Musiker natürlich stolz…und das dürfen sie auch sein! Dass Blues nur eine untergeordnete Rolle bei dieser Scheibe spielt, finde ich übrigens gut, denn viel zu viele Gruppen setzen zurzeit auf Blues, weil er halt momentan so angesagt ist. Aber das nur am Rande.
Die Musik-Fans suchen ja meist das Besondere bei einer Band bzw. deren neuer Platte. Bei THE DIZZY DUDES ist das meines Erachtens diese eindringliche, bis in die letzte Ritze kriechende Stimme von Frontmann Jannik Regenberg, die mich total an die Röhre von Henning May (ANNENMAYKANTEREIT) erinnert. Ich weiß zwar nicht, ob er dieses Kompliment, jedenfalls ist das von meiner Seite aus als solches gemeint, schon öfter gehört hat, aber der Vergleich liegt auf der Hand. Aber auch die Fähigkeit ist bei der Gruppe vorhanden, sich stilistisch gar nicht unbedingt so genau festlegen zu wollen, sondern den selbstgeschriebenen Stücken genau das mit auf den Weg zu geben, was nötig ist, um sie authentisch nach zeitloser Gute-Laune Musik klingen zu lassen. Das darf dann auch mal ein jazziger Anstrich wie bei „The Wild Rose“ sein. Dem Jazz wird ja häufig etwas Verstaubtes nachgesagt, aber hier ist das überhaupt nicht der Fall. Die Songs sind zwar tanzbar, weisen aber trotz all der Lockerheit einen anspruchsvollen Charakter auf. So startet das Album gleich mit einer Johnny Cash-Gedächtnis-Gitarre bei „Hometown Addiction“, mit dem mich die Ostwestfalen sofort in den Fängen hatten. Überhaupt klingen einige der neun neuen Songs ganz so, als hätten JOHNNY CASH und ELVIS wegen Überfüllung in einem Hotelzimmer übernachten müssen und zusammen ein paar Songs geschrieben („L.O.V.E“ oder „Reflection Moon“). Da juckt und zuckt es unweigerlich in beiden Tanzbeinen, wobei es mit dem Titelsong (siehe Video) oder „Golden Times“ melodisch höchst eingängige, sogenannte radiotaugliche Nummern vertreten sind, bei denen sich die Refrains lange in den Ohren festsetzen. Das höchst unterhaltsame Album endet, wie könnte es anders sein, mit einer Ballade! „Where The Real Angels Fall“, beschert mir eine Gänsepelle nach der anderen und zeigt den Tränendrüsen mal deutlich, wozu sie eigentlich da sind, ein Hammer-Stück!
„Old Dirt Road“ erscheint nicht nur als Stream und CD, sondern auch limitiert als „Eco Record“. Diese Scheiben werden bei der Bertelsmann-Tochter Sonopress in Gütersloh aus recycelbarem PET hergestellt, womit man 85% Energie einspart. Kann man ruhig auch mal erwähnen und weiterempfehlen.