Die Koblenzer Metalband STEELPREACHER gibt es 2026 satte 25 Jahre, diesen Herbst erschien ihr siebtes Studioalbum „Gimme Some Metal“ auf CD und LP. Die vier Musiker sind sich ihrem Sound treu geblieben und machen auch sonst sehr vieles selber und sind mich der Inbegriff einer Undergroundband von Anfang bis heute. Das sind neben der neuen Scheibe alles gute Gründe um sich Frontmann und Gitarrist Jens „Preacher“ Hübinger zu schnappen und mal etwas über die Band, das neue Album und die aktuelle Lage auszuquetschen.
Die Band Steelpreacher gibt es 2026 25 Jahre, wenn man die Jahre davor als Claymore dazurechnet noch länger. Wie jung wart ihr, hättet ihr damals oder von mir aus auch 10 Jahre später je gedacht so lange durchzuhalten?
Als wir damals angefangen hatten, haben wir uns keine Gedanken darüber gemacht, wie lange das alles gehen sollte. Wir hatten einfach Bock auf Musik und Bock auf Freibier und so war es für uns einfach nur die logische Schlussfolgerung, eine Band zu gründen. Wenn man mit so etwas anfängt, denkt man nicht darüber nach, OB und WANN das Ganze aufhören könnte – man hat einfach Bock und macht weiter und weiter und weiter. Heute, wenn ich auf das Ganze zurückblicke, nach 25 beziehungsweise fast 30 Jahren, ist es schon irgendwie gruselig, wie lange man das Ganze dann doch gemacht hat und dass es so lange funktioniert hat.
Ihr seid für mich ja der Inbegriff einer Undergroundband die sehr vieles selber macht. Ist das so gewollt oder war das bisher die beste Möglichkeit? Irgendein Labelvertrag bringt viele Acts ja auch nicht weiter und kostet ja oft mehr als es bringt wie mir diverse Bands schon bestätigten?
Genau! So ein Labelvertrag bringt in der Regel nicht so besonders viel, wie die meisten Menschen denken. Das müsste schon ein verdammt guter Vertrag sein und die werden seit 30 Jahren nicht mehr vergeben (lacht). Wir machen gerne alles selbst, weil wir die volle Kontrolle haben möchten über das, was geschieht. Vom Songwriting, über die Aufnahmen, über das Mastering, über das Artwork und die Art der Veröffentlichung. All das entscheiden wir selbst und da lassen wir uns von keinem reinreden.

Mir gefallen ja die cartoonartigen Artworks samt der ganzen Aufmachung eurer alten Scheiben sehr gut und ich empfand das als geiles Markenzeichen. Hat Jowita Kaminsky aufgehört sowas zu machen, oder wolltet ihr selber was anderes? Mit Uwe Jarling als Artworkkünstler ist ja auch ein neues Maskottchen am Start, wie kam es zu den beiden Neuerungen?
Die Idee, Karikaturen zu benutzen, kam uns damals Anfang der 2000er, als uns auffiel, dass die Leute uns viel ernster nehmen, als wir das selbst tun. Und so war meine Idee, es einfach mal mit Karikaturen zu versuchen – bei Tankard hat es ja schließlich auch geklappt. (lacht). Leider haben wir dann in den darauffolgenden Jahren feststellen müssen, dass das Ganze völlig ins Gegenteil kippte und uns die Leute überhaupt nicht mehr ernst nahmen bzw. dachten, die Band gäbe es gar nicht wirklich, sondern es sei nur eine Art Parodie oder Comedy-Projekt. Deswegen sind wir dann auch wieder von den Karikaturen abgekommen. Mit Uwe Jarling haben wir natürlich einen super Zeichner an Bord, der geniale Cover zeichnet und uns auch etwas ernsthafter dastehen lässt.
Das „Devilution“ Artwork von 2015 ist für mich leicht außer der Reihe, wenn ich ehrlich bin, es passte optisch für meine Augen gar nicht zu euch!
Ich glaube, das ist einfach nur Geschmackssache (lacht). Bisher waren alle Cover in einem rötlichen Ton gehalten und das „Devilution“ Cover ist halt eben in blau. Was auf dem Cover zu sehen ist, ist El Pollo Diablo – hat also nichts direkt mit dem Album Titel zu tun, sondern vielmehr mit einem Song, der auf dem Album drauf ist. Das Ganze kommt eigentlich daher, dass wir diesen alten Witz gemacht haben: Auf das nächste
Cover kommt ein großer Monster-Cock drauf. Und so ist es dann auch passiert (lacht).

In den letzten Jahren geht ihr in Sachen Sound immer zum Hessen Rolf Munkes, was ich sehr gut empfinde, da der Mann nicht nur Musiker ist, sondern nach meiner Meinung auch gute Produktionen macht. Wirkt sich das auch auf die Musik bei euch aus?
Rolf ist nicht nur fachlich überaus kompetent, er ist einfach als Mensch auch super. Was für mich genauso wichtig ist. Ich kann mit ihm perfekt arbeiten. Wir sind absolut auf einer Wellenlänge. Und wenn ich im Studio bin, um Vocals bzw. besonders Backing Vocals und Chöre einzusingen, sind wir da absolut auf einer Wellenlänge. Jeder von uns macht im Studio dem Anderen Vorschläge und hört darauf, was der Andere davon hält und so holen wir das Beste von beiden Seiten für das Album raus.
Wenn ich sag, dass „Gimme Some Metal“ eine sehr typische Steelpreacher Scheibe ist, werde ihr mir wahrscheinlich nicht widersprechen, oder? Neben ganz vielen „Metal, Party-und Biersongs, gibt es auch „normale“ Texte wie „Dawn Of War“. War euch diese textliche Mischung wichtig?
Ich achte vorab überhaupt nicht auf die Mischung. Das passiert alles ganz organisch. Und so kommt es vor, dass manche Alben halt eben etwas schneller sind, manche etwas langsamer, manche straighter, manche härter, manche rockiger und manche experimenteller. Ich hatte Angst, dass dieses Album etwas zu experimentell mit manchen Tracks sein könnte, aber im Großen und Ganzen kam alles sehr, sehr gut an und es ist mal wieder ein absolut typisches Steelpreacher Album geworden.
Wer kam denn auf den genialen Schachzug Gerre von Tankard als Gastsänger mit Videoclip zum Bonustrack „Hell Ain´t…“ einzubauen? Der Frankfurter passt ja superb dazu und hat einen hohen Wiedererkennungswert! Macht solch ein Gastbeitrag 2025 in der Szene Werbung für eine Band wie euch die ihr spürt?
Wir haben Gerre und die Leute von TANKARD bei einem Gig in Bulgarien kennengelernt, beziehungsweise bereits auf dem Flug dahin. Wir kamen sehr gut miteinander klar und ehrlich gesagt war ich einfach nur dreist genug ihn einfach mal zu fragen. Ich war völlig überrascht und nicht darauf vorbereitet, dass er spontan zusagen würde. Umso besser für uns. Ob das werbetechnisch für uns Vorteil hatte? Ich glaube ehrlich gesagt nicht! Zumindest rennen uns gerade nicht die Tankard Fans die Bude ein. Aber es war halt eben eine nette Idee.
Definitiv! Für mich waren Steelpreacher immer eine Combo die sehr in Deutschland aktiv ist, auf eurer Facebook Seite sah ich vor einiger Zeit auch mal besagten Bulgarien Gig für den ihr ins Ausland fliegen musstet, sind das eher Ausnahmen oder konzentriert ihr euch auch vom Zeitfaktor eher auf zentralere Regionen die ich salopp als G-A-S betiteln würde, von mir aus plus Benelux?
Wir spielen grundsätzlich überall, wo man uns bucht. Aber es ist uns wichtig, dass die Konditionen annehmbar sind. Wir fliegen zum Beispiel nicht einmal quer durch die Weltgeschichte für lau, um dann bei irgendjemandem zu Hause auf Muttis Couch zu pennen. Das gibt’s einfach nicht. Zumindest nicht mehr. Zum anderen ist es so, dass ich nicht besonders gerne Auto fahre und ich scheue mich um Autofahrten, die länger als vier Stunden sind. Deswegen sind wir auch da sehr wählerisch bei Gigs innerhalb Deutschlands, die weiter weg sind. Aber grundsätzlich spielen wir überall, wo man uns sehen möchte.
Ihr habt bisher sieben Alben, eine Live-DVD und eine Menge Konzerte gespielt, was wollt ihr in naher Zukunft realistisch noch erreichen: Anders gefragt: was plant ihr zum 25.?
2026 bedeutet 25 Jahre Steel Preacher. Was wiederum für uns bedeutet, wir wollen viele Auftritte spielen, möglichst viele Festivals in der Sommersaison und genau da sind wir jetzt gerade dran. Ansonsten haben wir nichts Konkretes geplant, außer vielleicht, dass ich persönlich gerne wieder etwas mehr „Back to the Roots“ möchte. Soll heißen: Ich hätte gerne einfach mal wieder eine Zeit, in der die Musik selbst im Vordergrund steht und nicht die Produktion, die Bürokratie oder Social Media. Ich denke, ich werde mir zum Beispiel in den nächsten Monaten einfach mehr Zeit dafür nehmen, Musik zu machen und Songs zu schreiben, statt Facebook und Instagram zu füttern.