Ein düsterer Trip zwischen Melancholie, Metal und elektronischem Glanz.
Mit ihrem zweiten Studioalbum „The Beauty Of Bad Decisions“, erschienen am 18. Oktober 2024 über Bleeding Nose Records, meldet sich die Koblenzer Band KARABOOZA eindrucksvoll zurück. Was als lokale Alternative-Rock-Formation begann, hat sich mittlerweile zu einem atmosphärischen Kraftpaket entwickelt – zwischen Alternative Metal, Dark Rock, elektronischen Elementen und einer ganz eigenen, schwer greifbaren Soundästhetik, die die Band selbst als KARABOOZA-Metal bezeichnet.
Die Band – Zwischen Wandel und Neufindung.
Die aktuelle Besetzung besteht aus Phil (Gesang), Smi (Gitarre & Synth/Samples) und Felix (Drums). Die Gruppe hat einige personelle Veränderungen durchlebt – insbesondere auf der Sängerposition –, bevor sich mit dem Einstieg von Phil nach einer Open-Stage-Session das kreative Zentrum der Band festigte. Zusammen mit Smi bildet er heute das songschreiberische Rückgrat.
Nach dem Debütalbum, das noch stark von DIY-Elementen geprägt war, entschied sich die Band bei „The Beauty Of Bad Decisions“ bewusst für ein externes Studio für Mix & Mastering. Dieser Schritt hat sich ausgezahlt, denn der Sound wirkt professioneller, klarer und gleichzeitig emotional tiefgründiger.
Ein Klangbild zwischen Düsternis und Eingängigkeit.
Der Sound auf „The Beauty Of Bad Decisions“ ist eine dichte, teils fast cineastische Mischung aus verzerrten Gitarren, synthetischen Klangteppichen, Samples, melodischem Gesang und gelegentlichen Growls. Fans von Placebo, HIM, Korn, Bring Me The Horizon oder Alter Bridge werden hier ebenso ihre Freude haben wie Hörer*innen, die melancholischen Pop oder düsteren Electro zu schätzen wissen.
Thematisch wagt sich die Band an schwere Inhalte: psychische Krisen, Selbstverletzung, toxische Beziehungen, Verlust, aber auch Hoffnung und Selbstakzeptanz. Phil bringt mit seiner emotionalen Stimme genau das richtige Maß an Zerbrechlichkeit und Stärke mit – getragen von einem bombastisch orchestrierten Sound.
Song-Highlights: Atmosphärisch, intensiv, überraschend.
Der Opener „Asylum“ führt direkt in die düstere Welt von KARABOOZA – mit starken Riffs, einem dichten Arrangement und einem Refrain, der im Ohr bleibt. „Bardo“, mit einem Gastsänger, bringt überraschend harte Core-Elemente ins Spiel und kontrastiert auf faszinierende Weise mit der melancholischen Grundstimmung des Albums.
Der Titeltrack „The Beauty Of Bad Decisions“ ist ein atmosphärisches Glanzstück: zurückhaltender, synthetischer, entrückt – ein Highlight für Fans elektronisch geprägter Rockmusik. Auch „Scalpel“ überzeugt mit präzise gesetzten Klangdetails und einem fast chirurgisch exakten Arrangement. „God Mode“ wiederum ist der Beat-Monolith des Albums – elektronisch, treibend, tanzbar, aber nie flach. Das akustische „Farewell/Split“ beendet das Album ruhig und sehr persönlich – ein feiner Abschluss eines emotional fordernden Albums.
Vielschichtiger Sound mit ehrlicher Tiefe.
Was KARABOOZA so spannend macht, ist nicht nur die musikalische Qualität – sondern die spürbare Authentizität. Die Band wirkt nicht inszeniert, sondern ehrlich, sowohl in den Themen als auch in der musikalischen Umsetzung. Man spürt beim Hören, dass diese Songs nicht einfach geschrieben wurden, um zu gefallen – sondern um etwas zu verarbeiten, etwas mitzuteilen.
Dabei gelingt es KARABOOZA, trotz aller Düsternis, niemals zu pathetisch oder gar theatralisch zu wirken. Die Texte sind klar, poetisch, aber nicht verkünstelt. Die Musik ist aufwendig produziert, aber nicht überladen. Und das macht „The Beauty Of Bad Decisions“ zu einer der spannenderen Alternative-Metal-Veröffentlichungen der jüngeren Vergangenheit.
„The Beauty Of Bad Decisions“ ist kein Album, das man nebenbei hört. Es fordert Aufmerksamkeit, bietet dafür aber auch reichlich Tiefe, Atmosphäre und emotionale Wucht. Wer sich auf KARABOOZAs düsteren Trip einlässt, wird mit einem facettenreichen, ehrlichen und musikalisch beeindruckenden Werk belohnt.
Anspieltipps: „Asylum“, „Bardo“, „God Mode“, „Beneath A Dead Sky“
Für Fans von: Placebo, HIM, Korn, BMTH, melancholischem Metal mit Elektronik-Flair