Ich bin ja der Meinung, dass das Auge oft mithört, was ich hinsichtlich der Cover-Artworks von Gruppen meine. Wenn ich mir allein das Cover der hessischen Band THE SECLUDED so ansehe, erwarte ich eigentlich Prog, eine Stilrichtung die ich sehr gerne mag, sofern sie nicht allzu verkopft oder frickelig daherkommt. Soweit ok, ich kenne die Gruppe und deren selbstbetiteltes Debüt aus dem Jahr 2014 nicht, finde es nur erstaunlich, dass es satte elf Jahre bis zum zweiten Werk „Dreamscape“ gekommen ist. Aber ich gehe (wie fast immer) völlig unvoreingenommen an die Platte heran, allerdings wie gesagt mit der Erwartung progressive Musik serviert zu bekommen.
Was ich zu hören bekomme trägt dann tatsächlich auch einige progressive Züge, ja, jedoch mit einem alternativen Touch! Die sehr angenehme und weiche Stimme des Frontmanns Miro Kania, der auch die Gitarre bedient, bildet das Grundgerüst inmitten des mit Synthies aufgebrezelten Breitwandsounds aus Pop, Melodic Prog und Rock. Und obwohl die Mucke sehr eingängig daherkommt, benötigt es einige Durchläufe mehr um bei mir anzukommen. Aber auch das ist für mich ein gutes Zeichen. Denn allein ein zunächst ruhig beginnender, radiotauglicher Midtempo-Song wie „Freedom“ klingt einfach großartig und die Mische aus fetzigen Liedern („Many Words“ oder „Gold“) und Stücken im stilsicheren Midtempo wie etwa „Hurricane“ (siehe Video), das mich tatsächlich ein wenig an ALPHAVILLE erinnert ist beeindruckend. Ein sicheres Gespür für Stimmungen und Hinweise an die Achtziger sind genauso vorhanden wie druckvolle Passagen mit viel Dampf im Kessel. So erhält der EURYTHMICS-Klassiker „Sweet Dreams“ ebenfalls eine coole, schnellere Neufassung. Der zunächst akustische Abschluss „No More“ klingt anfangs, als sei er direkt am Lagerfeuer aufgenommen, bevor er pompöse, ja fast bombastische Ausmaße annimmt! Eingängige Melodien stehen aber jederzeit im Vordergrund, wobei die meisten Lieder zum Tanzen einladen, ich kann meine Beine jedenfalls selten stillhalten bei dieser Scheibe, die es auch als Vinyl gibt.
Ob das letzendlich für den Schritt heraus aus dem Underground in eine breitere Hörerschaft reicht, wage ich aufgrund der allgemeinen aktuellen Umstände in der Musikszene (leider!!) zu bezweifeln, aber diese Scheibe ist es allemal wert, gehört zu werden.