Markus Pfeffer aus Kaiserslautern kennen die Meisten von seinen letztjährigen Projekten BARNABAS SKY, LAZARUS DREAM und ATLANTIS DRIVE, die wir hier allesamt schon sowohl mit Reviews als auch dem fleißigen Multi-Instrumentalisten selbst in Interviews euch näher gebracht haben. Jetzt geht es mit WINTERLAND und dem feinen Album „Life`s What You Make It“ (siehe Review) zurück zu den englischsprachigen Wurzeln, schließlich gab es zuletzt drei Alben mit deutschen Texten sowie einer stilistisch softeren Variante von Rockmusik. In der Vita der Band stehen mit Thorsten Fries und Stephan Hugo aber seit 1996 nur zwei Sänger, die sich bisher unregelmäßig abgewechselt haben. Klar, die Gegenwart ist immer am wichtigsten und aufgrund der Masse an Veröffentlichungen, an denen Markus Pfeffer beteiligt war und ist, fällt es schwer für uns Journalisten sowie bestimmt auch vielen Hörern, den Überblick zu behalten. Umso besser, wenn dann mal mit Sänger Stephan Hugo ein Interviewpartner zur Verfügung steht, der sonst nicht so sehr im Fokus steht.
Hallo Stephan, warum habt ihr euch nach zuletzt drei deutschsprachigen Alben wieder für englische Lyrics entschieden? Schließlich waren die deutschen Texte ganz im Gegensatz zu den anderen Projekten von Markus Pfeffer das Alleinstellungsmerkmal von WINTERLAND.
Ja, das stimmt, wobei wir rein musikalisch gar nicht so weit weg von dem waren, was wir früher gemacht haben und auch jetzt wieder tun. Nicht ganz so hart, ja, aber doch schon Heavy Rock. Jedenfalls waren wir immer gefühlt zwischen den Stühlen, für das Schlager-Publikum waren wir uninteressant weil zu heavy und für die vermehrt härter rockorientierten Fans zu soft, außerdem haben wir auch medial und im Radio aus diesem Grund vielleicht nicht stattgefunden. Das hatten wir uns ehrlicherweise schon ein bisschen erhofft. Also haben wir uns gedacht, warum gehen wir nicht dahin zurück, wo wir eigentlich herkommen und machen ein englischsprachiges Album. Also irgendwie schon zurück zu den Wurzeln. Einen wichtigen Unterschied zu den anderen Projekten von Markus gibt es allerdings. Und zwar die Tatsache, dass wir mit Bernd Schreiber einen überaus versierten und festen Bassisten an Bord haben, der viel dazu beiträgt dass ein echtes Band-Gefühl herrscht! Er ist also nicht nur aus dem Grund auf den Band-Fotos, weil wir drei am besten aussehen, haha!! Des Weiteren sind Markus und ich schon seit mittlerweile über 30 Jahren beste Freunde, wir kennen uns beide wirklich sehr gut und von daher ist WINTERLAND für uns eine echte Herzensangelegenheit. Wir beide haben sehr viel Herzblut und Leidenschaft in WINTERLAND investiert, was man dann hoffentlich in der Musik und den Songs auch hört! Das hoffe ich zumindest.
Ich denke schon dass man das hört, es ist selten dass wir Journalisten so offene Worte hören! Die Wurzeln liegen also in englischsprachigen Texten, wobei du, wie bei den deutschen Alben gar nicht von Anfang an dabei warst, richtig?
Genau, die ersten beiden regulären WINTERLAND Alben „Under The Flood“ und „Blind“ hat Thorsten Fries eingesungen, genau wie das erste deutsche Album „Alles Geht“. Übrigens war der Song „Missing“ auf dem neuen Album ursprünglich auf „Blind“ vertreten, wobei wir seinerzeit schon nicht mit dem Endergebnis zufrieden waren. Deshalb haben wir u.a. dieses Stück komplett auf den Kopf gestellt, neu arrangiert und aufgenommen. Das ist übrigens ein Lied, mit dem Markus musikalisch nichts zu tun hat, er stammt aus meiner Feder, obwohl den damals Thorsten Fries gesungen hat. Dann hat Thorsten aufgehört und ich bin von da an einfach in die Sänger-Rolle geschlüpft, einfach weil wir keinen anderen gefunden haben, haha! Dann gab es dann noch diverse Alben wie „Truth“ und „PerSonality“. Danach habe ich wieder aufgehört und das Projekt wurde ad acta gelegt, bis Markus wieder mit der deutschen Variante um`s Eck kam, womit ich zunächst wieder nichts zu tun hatte. Nachdem Thorsten Fries sein Projekt NACHTGREIF hatte und nach einem deutschen Album sich schon wieder von WINTERLAND verabschiedete, war ich dann wieder im Boot.

Du schreibst ja die Texte, machst du das lieber in Englisch oder in Deutsch?
Also ich kann sowohl als auch! Aber wenn ich so einen Text über zwischenmenschliche Beziehungen in Deutsch schreibe, besteht ziemlich schnell die Gefahr, dass man in die Schlagerecke gedrängt wird und beim Kitsch landet, deshalb fällt mir sowas in Englisch leichter. Grundsätzlich habe ich mich mit deutschen Texten auch ganz gut zurecht gefunden, aber in Englisch ist es auch mehr als ok.
Lass uns nochmal auf die von dir eben schon angesprochenen älteren Lieder kommen, die ihr neu aufgenommen habt. Wie kann man sich das vorstellen?
Wir haben bestimmte Nummern wie z.B. „PerSonality“ vom gleichnamigen Album oder „I Don`t Know“, zu dem wir auch das aktuelle Lyric-Video gemacht haben, völlig durch den Wolf gedreht und es sind letztendlich eigentlich nur die Titel der Songs geblieben. Ansonsten ist alles neu, sowohl viele Texte als auch die Arrangements und die Instrumentalisierungen. Wir haben uns ein wenig an den damaligen Live-Versionen orientiert, also alles opulenter, knackiger und zackiger. Da habe ich mich auch relativ tief reingekniet mit den neuen Backings u.s.w, die ich alle eingesungen habe. Ich möchte behaupten, dass die neuen Arrangements und Backings relativ fett geworden sind, ohne mich jetzt in Eigenlob zu ergötzen, haha!

Wie ist denn der Anteil von neuen und alten Liedern?
Ursprünglich wollten wir das Album tatsächlich „Retro“ nennen und nur alte Songs neu aufnehmen. Auf einer zweiten CD sollten dann Cover Songs vorhanden sein, die überhaupt nicht aus dem Rock-Genre kommen und denen wir den WINTERLAND-Stempel aufdrücken. Damit gingen wir an den Start, wobei wir dann von den Labels negative Rückmeldungen erhielten, dass sich Doppelalben nicht so gut verkaufen würde, mit Cover-Songs schon gar nicht. Dann kam Markus zwischenzeitlich wieder mit neuen Song-Ideen, so dass letztlich von den regulären zehn WINTERLAND-Stücken auf dem Album die Hälfte neu sind. Das digitale Album endet allerdings mit der Piano-Version von „Through The Barricades“ von SPANDAU BALLET. Ursprünglich hatten wir dieses Lied in unserem Live-Programm mit mir an der Akustik-Gitarre. Da wir jetzt was völlig anderes machen wollten, hat Markus den französischen Keyboarder Joris Guilbaud gefragt, der mich dann für diese Nummer am Grand Piano begleitet. Ergänzend dazu ist hier noch unsere Musiker-Kollegin Sabrina Roth aus der Nähe von Kaiserslautern an der Querflöte zu hören. Und für all diejenigen, die tatsächlich noch CDs kaufen, gibt es noch weitere vier Cover-Songs im WINTERLAND-Style, die wir in der ersten Produktions-Phase schon aufgenommen haben.
Ok, was Markus Pfeffer in der Zwischenzeit so gemacht hat, wissen die meisten Rock-Fans ja! Wie sieht es denn bei dir aus, seit dem letzten WINTERLAND-Output sind ja schon einige Jährchen ins Land gezogen?
Absolut! Bei Jürgen Walzer`s DYSPERIA Projekt habe ich beim zweiten Album die Lead-und Backing-Vocals gemacht, wobei ich hier auch im Live-Cast vertreten bin. Des weiteren habe ich zwei Live-Bands, mit denen ich regelmäßig auf der Bühne stehe, zum einen ist das die DAVID BOWIE-Tribute Band Ziggy Stardust und da gibt es noch ein Akustik-Trio, mit dem wir Songs aus den 80ern akustisch performen. Mit WINTERLAND stehen wir nicht auf der Bühne, das ist hier in der, ich muss es leider so sagen, Cover-Band verseuchten Provinz rund um Kaiserslautern nicht gewünscht. Hier finden Bands mit eigenen Songs, auch wenn sie aus der Region kommen, einfach nicht statt. Selbst eine Band wie VANDEN PLAS, die Europa-weit auftritt, spielt höchstens einmal im Jahr in der Kammgarn.
Das kenne ich hier aus Ostwestfalen auch, ich muss entweder 100 km nach Hannover oder 100 km ins Ruhrgebiet fahren. Traurig! Wie siehst du denn die aktuelle Entwicklung in der Musik-Szene? Oder anders gefragt, was sind deine eigenen Erwartungen an eure neue Platte und WINTERLAND?
Ach je, von Erwartungen sind Markus und ich weit entfernt! Dass wir mit der neuen Platte kein Geld verdienen werden ist uns auch klar, die Zeiten sind vorbei. Wir sind schon zufrieden, wenn sich einige Leute die CD kaufen oder streamen und die Musik genauso geil finden wie wir. Heutzutage leben die meisten Bands eh nur vom Touren und Merch-Verkäufen. Wir haben beide unser tägliches Auskommen und machen Musik nur aus Leidenschaft. Und um die Streams gerecht zu bezahlen, müssen erst mal vom Gesetzgeber die Voraussetzungen geschaffen werden. Wahrscheinlich werde ich das nicht mehr erleben. Was ich aber viel erschreckender finde ist die Entwicklung hinsichtlich KI und den ganzen Tools, Musik zu machen. Noch hört man den Unterschied zu den KI-generierten Stücken, aber wer weiß wie lange noch?

Das ist ein Thema, über das wir noch stundenlang quatschen könnten. Es fing ja schon vor einiger Zeit mit den KI-generierten Cover-Artworks an! Dass du dir sehr viele Gedanken machst, erkennt man allein schon an deinen Texten. Kannst du uns abschließend dahingehend noch etwas erzählen?
Ja gern, „Follow Me“ z.B. handelt von den vielen Influencern und Youtube-Stars, die uns dermaßen auf die Nerven gehen! Wir verstehen es einfach nicht, warum irgendwelche Kosmetik-Tester die Dortmunder Westfalen-Halle ausverkaufen und Kinder oder Jugendliche schreien wie früher bei den Beatles! Früher musste man halt etwas leisten um berühmt zu werden und heute muss man nur Kosmetik-Produkte testen und dann natürlich verkaufsgünstig verlinken! Ja, und der Song beschreibt das ganze halt aus der Sicht eines Followers! „I Don`t Know“ ist ebenfalls ein Song mit aktuellem Bezug und handelt von der verrückten Welt, in der wir momentan so leben. Überall sind Diktatoren und verrückte Menschen an der Macht, die ein verdammt gefährliches Spiel mit den Menschen treiben. Ich weiß nicht was wir dagegen unternehmen können, wir können doch nur zusehen und staunen! Das alles sowie der Rechtsruck in der Gesellschaft hat mich zu diesem Text inspiriert! Beim Titelsong „Life`s What You Make It“ geht es darum, dass du keine Dinge tun solltest, nur um jemand anderem zu gefallen, das Leben ist das, was du daraus machst! Ich will damit anregen, auf irgendwelche Schubladen oder Konventionen zu verzichten und dass man sich auf keinen Fall verbiegen sollte, nur so kann man doch glücklich und mit sich im Reinen sein, oder? Das soll auch unser Cover-Artwork symbolisieren, im Spiegel ist alles bunt so wie das Leben sein soll und am Rand des Spiegels ist alles grau. Die Botschaft soll einfach sein: Glaub an dich, sei du selbst und hör nicht darauf, was andere von und über dich denken und erzählen! Abschließend vielleicht noch ein paar Worte zu „Runaway“, bei dem es um eine toxische Beziehung geht. Man kann nicht miteinander, aber ohne den anderen geht es auch nicht. Ich glaube ganz viele haben in ihrem Bekannten-oder Freundeskreis so ein Pärchen, das sich streitet und jeder sich fragt, warum die noch zusammen sind. Da gibt es ja die Textzeile: „You can`t runaway with one foot in heaven and one foot in hell“, die solch eine Beziehung etwas bildhaft beschreiben soll.
Logo kennt jeder so eine Konstellation! Ich danke dir für dieses schöne Interview, viel Glück für WINTERLAND und das neue Album!
