POSTMORTAL kommen aus Polen und haben sich 2015 als Metal Fans auf dem Brutal Asault Festival in der Festung Josefov im tschechischen Jaroměř kennengelernt. Welche Band sie inspiriert hat, im Anschluss selbst aktiv Musik zu machen, ob es die Enttäuschung über namhafte Vorbilder oder echter, frisch entfachter Eifer war, verschweigt die Pressemitteilung zum Debütalbum von Michał Skupień (Komposition und Instrumente) und Dawid Dunikowski (Texte und Gesang).
Auch ohne zusätzliche Erläuterung wird dem interessierten Hörer schnell klar, dass POSTMORTAL sich dem Funeral Doom verschrieben haben. Das ist Doom für Leute, denen der normale Doom Metal zu hektisch ist und die Titel unter fünf Minuten Spielzeit als (versuchte) Hit Singles verbuchen. Eine solche Eile kann man Michał und Dawid nicht vorwerfen. Und auch sonst wirken die beiden auf ihrem ersten Album reichlich abgeklärt und zielstrebig. Das Duo hat bei großen Kollegen wie THERGOTHON, EVOKEN, FUNERAL ORCHESTRA und vielleicht auch SKEPTICISM ganz genau hingehorcht, was ich sehr begrüße. Auf ihrer ersten Veröffentlichung überhaupt, der EP „Soil“ (2018) klangen POSTMORTAL nämlich noch eher nach MY DYING BRIDE und hatten irgendetwas seltsam gothic-doomiges an sich, wovon ich leider Ausschlag bekomme.
Wie bei fast allen Alben dieses Genres gilt: man muss sie von Anfang bis Ende hören. Nervöses Durchzappen funktioniert nicht. „Profundis Omnis“ wirkt nur en bloc; wer schnell durchhuscht, tut sich keinen Gefallen. Ob jemand, der sich die Zeit nimmt und eine knappe Stunde in düstere Gefilde der eigenen bzw. der Seele von POSTMORTAL hinabsteigt, sich damit einen Gefallen tut, ist eine andere Frage. Wer es langsam und profund liebt und vor langen Songs nicht zurückschreckt, sollte hier mal hinhören. Stringentes und doch facettenreiches Songwriting, Growlgesang, spannende Tempiwechsel, effektbeladene und klare Gitarren kreieren eine sehr dichte und auch bedrückende Atmosphäre, die sich aufbaut, die Hoffnung aufkeimen lässt, die wiederum weggewischt wird- „Profundis Omnis“ ist ein Parforceritt durch die Kreise der Hölle, es begeistert, es verstört, es reißt den Hörer mit und speit ihn irgendwann an Land wie der Wal im Alten Testament den Propheten Jona. Platsch, und da liegt man dann. Zitternd und durchnässt im kalten Sand.