WAXEN veröffentlichen ihr siebentes Studioalbum, d.h. Toby Knapp veröffentlicht sein siebentes Studioalbum- naja, eigentlich hat er schon wesentlich mehr veröffentlicht, u.a. mit ONWARD, WHERE EVIL FOLLOWS, NECRYTIS, AFFLIKTOR, DARKEN und nicht zuletzt der TOBY KNAPP BAND. Mit „High Plains Bloodlust“ schafft Mr Knapp die Fortsetzung einer unglaublichen Reihe international mächtig abgefeierter Alben: “Agios Holokauston” (2014), “Weihung Auf Satan“ (2016),“Terror Decree” (2018) , “Blasphemer In Celestial Courts” (2019) und „Die Macht Von Hassen“ (2023). Mit dieser Schlagzahl stellt er sich fast auf eine Stufe mit Max Cavalera, der -zumindest gefühlt- an mindestens einem Projekt pro Jahr beteiligt ist und dazu regelmäßig seine eigenen Platten unters dankbare Volk wirft.
Auf „High Plains Bloodlust“ präsentiert Toby Knapp sich einmal mehr als versierter Songschreiber und Instrumentalvirtuose, der Gitarren, Bass, Keyboards und Schlagzeug selbst eingespielt bzw. programmiert und dazu alles selbst eingesungen bzw. blackmetallisch eingeröchelt hat. Einmal mehr gibt‘s also schwer angeschwärzten Thrash Metal mit chromatischen Schreddergitarren, die diesmal allerdings um mehr Melodien ergänzt werden und Tobys stilistische und spielerische Nähe zu Virtuosen à la Yngwie Malmsteen unterstreichen. Trotz absolut halsbrecherischer Geschwindigkeit arten seine Soli nie in seelenlose Raserei aus und bestechen durch erstklassige Melodien und augenzwinkernde 80er-Metal-Anleihen.
Ich persönlich bin beeindruckt von Tobys songschreiberischen und -spielerischen Fähigkeiten, die vieles Andere ganz weit in den Schatten stellen und in den bereits genannten Genres ein echtes Alleinstellungsmerkmal sein dürften. Und ich finde es gut, dass das Album mit etwas über einer halben Stunde eine moderate Laufzeit hat. Die wird von dem Meister gut genutzt und das Gehör und die Geduld des Hörers nicht strapaziert, denn trotz aller Virtuosität ergeben sich auf „High Plains Bloodlust“ relativ schnell Momente des Wiedererkennens, die das Staunen über die Virtuosität des Protagonisten schlicht abnutzen. Etwas verwirrend finde ich eingestreute (Film-) Samples, wenn z.B. Kampfgeräusche oder Pferde zu hören sind und sphärische-entrückte Mädchenchöre sanft aus der Ferne säuseln.
Dass Toby seinen 2024 angekündigten Rückzug aus dem Musikgeschäft bisher nicht vollzogen hat, freut mich sehr. Denn ohne „High Plains Bloodlust“ wäre die Welt ein Stück leiser. Und das wäre schade.