Die Göttin des Gothic Rock/Metal, LIV KRISTINE, ist zurück – und sie strahlt heller denn je! Mit ihrem siebten Soloalbum „Amor Vincit Omnia“ führt sie ihren einzigartigen musikalischen Weg fort – zwei Jahre nach dem atmosphärischen, wenn auch etwas poppigeren „River Of Diamonds“. Sie kehrt mit einem Werk zurück, das tiefer, intimer und kompromissloser wirkt. Die einstige Stimme von THEATRE OF TRAGEDY hat sich neu zentriert und ein Album geschaffen, das – meiner Meinung nach – zu den emotionalsten ihrer gesamten Karriere zählt. Es offenbart nicht weniger als die Essenz ihres Schaffens.
Schon der Opener „Prelude“ ist kein bloßes Intro, sondern ein Auftakt, der wie ein seelischer Schrei wirkt. Die Botschaft ist klar: dies ist kein belangloses Projekt, sondern ein musikalisches Ritual – kompromisslos, düster und zugleich zerbrechlich. Es ist eine Reise, auf der LIV KRISTINE uns ihre Gedanken und ihr Innerstes offenbart. In poetisch gezeichneten Songs über Liebe, Heilung und Natur, getragen von ihrer unverwechselbaren Stimme. Barfuß, mit glühender Seele – und dieser Stimme, die einem das Rückenmark streichelt, während sie gleichzeitig tief ins Herz trifft.
Und dann: „Amor Vincit Omnia“. Bumm!!!! Der Titelsong bricht herein wie eine Offenbarung. Liv singt nicht nur – sie beschwört alte Zeiten und es klingt als hätte man den Song aus einer Zeitkapsel entnommen. Gerade wenn sich Michael Espenæs dazu growlt ? Wie ein uralter Zauber aus Fjord und Nebel. Dieses Duett? Gothic-Gold. Eine legitime Gothic-Metal -Reinkarnation. Ich hab’s gefühlt. So richtig. Und ich fühlte mich gleichzeitig wie mit 18 – und unsterblich. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich zuletzt, nur bei ihren gemeinsamen Song „Love Decay“ mit Michelle Darkness das auf dem „Vervain“ erschienen ist. „Amor Vincit Omnia“ finde ich aber noch einmal stärker.
Kaum hat man sich einigermaßen sortiert, kommt der Song „Ode To Life Pristine“. Ich wollte dazu etwas Kritisches sagen. Ging aber nicht. Dieser Song ist purer Zauber – ein seelischer Exodus, eine vokale Umarmung mit dem Gefühl von Neuschnee im August. Ich glaube, Liv hat hier das emotionalste Stück ihrer Karriere abgeliefert. Ihre Stimme steht nackt im Raum – keine Show, kein Bombast. Nur Gefühl. Ich bin ehrlich: Ich hatte kurz feuchte Augen. Ja, auch Metal-Typen weinen, wenn sie’s mit echter Kunst zu tun bekommen. Gerade in einem Genre wie Gothic Rock/Metal, das oft mit Dramatik und komplexen Arrangements arbeitet, ist es ein echter Akt der Verletzbarkeit, so etwas einfaches und reines zu präsentieren.
Weiter geht es mit „12th February“. Spätestens hier wird klar: „Amor Vincit Omnia“ ist kein Album, das gefallen will – es ist ein Album, das berühren will. Es setzt fast komplett auf ruhige, reflektierende Stücke, wobei nur der achte Titel, „Unzip Your Love“, aus diesem Rahmen ausbricht. Der Song schlägt eine Brücke zum Vorgänger „River Of Diamonds“ und wirkt durch seine musikalische Zugänglichkeit wie ein leuchtender Kontrast, weil er leichter ist. Doch selbst hier bleibt die Essenz des Albums erhalten. Hier dachte ich: Okay, das Album zieht durch. Nur leichte Pop-Spielereien, keine Chart-Ambitionen. Nur Stimmung, nur Herz. Und dieses Flüstern. Mein Gott, das Flüstern und Hauchen von Worten. Ein Stielmittel das sie seit, THEATRE OF TRAGEDY nicht mehr mehr so effektiv eingesetzt, hat wie in diesen Album. Und der Rest der Platte?
Keine Ausreißer, keine Totalausfälle. „Sapphire Heaven“ klingt wie ein musikalisches Kind von ihr selbst und den COCTEAU TWINS in Trauerkleidung, der mich auch richtig begeistern kann. Ein Album, das du entweder an einen guten Tag mit einem Glas Rotwein hörst – oder dich im Kerzenkreis mit Patchouli Duft deinen eigenen Dämmerungsdrama und Hoffnung hingeben kannst. Alles funktioniert, weil Liv es ehrlich meint. Nix ist fake, nix ist gefällig. So wie’s sein muss. Warm, düster, perfekt balanciert. Kein überproduzierter Kitsch, sondern ein Sound, der Raum lässt. Raum für Liv. Raum für Emotion.
Eine Schlussbemerkung vielleicht noch, ich gebe zu dieses Review, ist sicher eingefärbt durch meine sehr emotionale Verbindung zu ihrer Musik. Aber wer mich kennt, weiß das ich auch nichts schön reden würde und mit Kritik sparen würde, wenn ich es anders wahrnehmen würde.