Mittel- und Südamerika sind für ihre Thrash Metal- Bands bekannt. Sie zeichnen sich meist durch hohes Tempo, aggressives Shouting, sozialkritische Texte und einen hörbaren Mix aus Enthusiasmus und Leidenschaft aus.
CHEMICIDE aus Costa Rica sind da ein bisschen anders. Das vorliegende Album „Violence Prevails“ ist bereits das fünfte Album, seit 2008 gibt es die Band, die 2006 unter dem Namen CONQUEROR firmierten, ehe sie sich umbenannten.
Ohne Intro geht die Scheibe los, „Chokehold“ brettert in kompakten 2:19 Minuten mit Vollgas durch die Botanik und versetzt dem Hörer gleich ein paar gezielte Tritte in die Magengegend. Das nachfolgende „Do As I Say“ beginnt dann ganz entspannt bei schleppendem Tempo. Nach anderthalb Minuten werden die Jungs aber ungeduldig und ziehen den speed deutlich an. Besonders fällt die abwechslungsreiche Schlagzeugarbeit auf. Das mit 1:20 Minuten noch nicht einmal kürzeste Stück „Hear Nothing, Say Nothing“ ist sehr straight und deutlich punk-beeinflußt. Kein Wunder, handelt es sich doch um ein DISCHARGE-cover, der sich als Bonustrack auf der CD befindet.
„Parasite“ ist eines der abwechslungsreichsten Songs auf dem Album, ist mit Breaks und Rhythmus-Wechsel zersetzt und setzt auf abgefahrene Gitarren-Sounds und einen tonnenschweren Rhythmus. Auch „Prey Of Failure“ operiert im Midtempo-Bereich, beginnt mit einem eingängigen Riff, gefolgt von einer Melodie und die vocals setzen Akzente, so dass der Fan sich auf die hörenswerte Texte, die sich um soziale Ungerechtigkeit und Gewalt drehen, konzentrieren kann, denn instrumental passiert hier nicht so viel.
„Red Giant“ beginnt im Midtempo, spielt aber im Verlaufe des Songs mit dem Tempo. Im Mittelteil gibt es einen längeren Instrumentalpart, der von einem halsbrecherischen Solo unterbrochen wird, um danach erneut an Schnelligkeit zuzulegen. Das mit knapp fünf Minuten längste Stück hört auf den Namen „Supremacy“ und beginnt mit einem an alte DESTRUCTION erinnernden Akustik-Part, gefolgt von einem erneut längerem Midtempo-Riff, ehe nach zweieinhalb Minuten die Hölle losbricht und darauf ein Solo vom Stapel gelassen wird. Ehe der Gesang einsetzt, vergehen knapp drei Minuten. Und der klingt einmal mehr richtig angepisst. Eine weitere Minute später gibt es einen Midtempo-Mosh-Part und der Song klingt langsam aus.
„Systematic Decay“ ist ein weiterer Fistraiser-Mosher und dürfte live gut abgehen. Die gangshouts geben dem Song zusätzliche Würze. Im Refrain wird das Tempo etwas verlangsamt, zum Ende hin brennt das Solo aber erneut alles nieder. „That´s Right, We´re That Spic.“ Ist ein spaßiges, 78 Sekunden andauerndes Fun Thrash- Stück, darauf folgt der schnelle Titeltrack, der stilistisch an den Opener erinnert. Im Mittelteil sind alte SLAYER-Parallelen und ein wahnwitziges Solo zu vernehmen. Als zweiten CD-Bonus gibt es noch die Thrash-Granate „72 Seasons“, einem METALLICA-cover, das kein Uptempo braucht um zielsicher die Salven in der Zielscheibe unterzubringen.
Man hört den Latainamerikanern an, dass sie inzwischen eine erfahrene und gut geölte Thrash-Band sind. Das Songwriting wirkt ausgereift und die Produktion ist druckvoll aber transparent genug, um alle Instrumente differenziert wahrnehmen zu können. Ob das Album jedoch der kommende Klassiker wird, wie das Label in der Beschreibung prophezeit, wird die Zeit zeigen. Dafür bräuchte es vielleicht noch mehr Songs, die wirklich im Ohr bleiben. Die Soli sind zwar gut, aber manchmal auch nur da, weil die Band meint, dass ein Song es braucht, was jedoch nicht immer so ist.