Am 22. November 2024 präsentieren die schwedischen Prog-Legenden OPETH mit ihrem 14. Studioalbum „The Last Will And Testament“ ein Werk, das zugleich tiefgründig und musikalisch herausragend ist. Erscheinen wird die Platte über Reigning Phoenix Music (RPM), und bereits im Vorfeld hat Frontmann Mikael Åkerfeldt nicht mit Vorschusslorbeeren gespart: „Ich liebe dieses Album. Vielleicht bin ich sogar ein bisschen stolz?“ – Mit Recht, wie sich nach mehreren Durchläufen bestätigt.
„The Last Will And Testament“ ist ein Konzeptalbum, das den Hörer in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entführt. Es erzählt die packende Geschichte eines konservativen Patriarchen, dessen Testament schockierende Familiengeheimnisse ans Licht bringt. Die Songs wechseln geschickt zwischen der Perspektive des Patriarchen, seinen Zwillingskindern und einem an Polio erkrankten Waisenkind, das in die Familie aufgenommen wurde. Von der dramatischen Testamentseröffnung bis zu den Folgen, die seine Enthüllungen nach sich ziehen, durchzieht eine düstere, filmische Atmosphäre das Album. Das Storytelling ist meisterhaft und erinnert an klassische, literarische Tragödien, während die Musik die emotionalen Höhen und Tiefen dieser Familiengeschichte perfekt untermalt.
Die musikalische Bandbreite des Albums ist beeindruckend. Mikael Åkerfeldt zeigt sich erneut als unerschöpfliche Quelle kreativer Ideen und wird dabei von einer Vielzahl hochkarätiger Musiker unterstützt. Ian Anderson (JETHRO TULL) verleiht den Tracks ‚§4‘ und ‚§7‘ mit seiner markanten Flöte eine fast mystische Note und tritt zudem auf mehreren Songs als Erzähler auf. Joey Tempest (EUROPE) steuert Backgroundvocals bei, während Åkerfeldts eigene Tochter Mirjam mit einer geisterhaften Gesangseinlage auf ‚§1‘ für Gänsehaut sorgt. Besonders auffällig ist außerdem das Schlagzeugspiel von Walt, der erstmals Teil der Band ist und mit atemberaubender Präzision glänzt.
Auch die Streicharrangements, die Åkerfeldt gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Dave Stewart (EGG, KHAN) komponiert hat, tragen zur tiefgehenden Atmosphäre bei. Aufgenommen wurden diese Parts in den Londoner Angel Studios, was dem Album eine orchestrale Wucht verleiht, die OPETHs Liebe zum Detail unterstreicht.
Die Produktion des Albums setzt Maßstäbe. Aufgenommen wurde es von Stefan Boman (GHOST, THE HELLACOPTERS), während das Mastering von Miles Showell (ABBA, QUEEN) in den legendären Abbey Road Studios vorgenommen wurde. Das klangliche Resultat ist eine perfekte Balance aus opulentem Bombast und intimer Klarheit. Die Growls kehren zurück und stehen im dynamischen Wechselspiel mit den melodischen Passagen, wodurch OPETH ihren unverkennbaren Sound treu bleiben und ihn zugleich weiterentwickeln.
Das von Travis Smith gestaltete Cover ist ein Highlight für sich. Es erinnert an Stanley Kubricks ikonische „Overlook Hotel“-Fotografie und spiegelt die schaurige Eleganz des Albums perfekt wider. Die visuelle Gestaltung ergänzt die Musik und das Konzept ideal, wodurch „The Last Will And Testament“ als ein Gesamtkunstwerk wahrgenommen werden kann.
