Die US-amerikanische Sängerin BETH HART brauche ich hier nicht wirklich noch explizit vorzustellen, oder? In den letzten 15 Jahren hätte sie die die Unterstützung von JOE BONAMASSA in Form eines gemeinsamen Studioalbums sowie einer Tournee bestimmt nicht nötig gehabt, die Qualität ihrer Stimme und Songwritings spricht für sich. Mittlerweile füllt sie weltweit große Hallen, was ihr absolut gegönnt ist, gerade weil sie es privat nicht immer leicht hatte. Und ich kenne keine andere Künstlerin, die Herz und Seele so auf der Zunge trägt wie BETH HART und das auch in ihren oft persönlichen Texten mitteilt! Absolut glaubhaft ehedem, denn ein etwaiges Kalkül würden ihre zahlreichen Fans ganz bestimmt spüren! Allein der Song „Sister Heroine“ vom „My California“-Album macht deutlich, wie hart die an einer früheren bipolaren Störung leidenden und ehemals drogensüchtigen Frau kämpfen musste, um ins Leben zurückzufinden! Ich weiß, die meisten interessiert das alles vielleicht nicht, ich wollte es aber nur mal erwähnen!
Als die ersten drei Vorboten als sogenannte Singles zum neuen Studioalbum „You Still Got Me“ veröffentlicht wurden, hatte ich ehrlich gesagt ein wenig Angst, dass es sich um ein allzu ruhiges Album handeln könnte. Denn sowohl das zugegebenermaßen etwas überbordende Titelstück, als auch „Wonderful World“ (siehe Video) sowie „Heartbreak Girl“ sind (schöne) Balladen und doch als sehr kommerziell zu bezeichnen. Okay, jeder weiß, dass gerade die Feuerzeugschwenker zu den absoluten Stärken von BETH HART gehören, aber genauso ist bekannt, dass sie auch in härteren Spielarten absolut stilsicher unterwegs ist, was nicht nur ihr LED ZEPPELIN-Tribute-Album beweisen. Denn schon der Opener „Savior With A Razor“ wischt meine anfänglichen Bedenken mit Blues orientiertem Hardrock beiseite, wobei Beth hier von Gitarrist SLASH unterstützt wird. Was für ein Beginn, der sogleich mit dem extrem coolen „Suga N My Bowl“ bestätigt wird. Auch hier holte sie sich Unterstützung von einem bekannten Gitarristen, und zwar ERIC GALES. Ok, Namedropping hätte sie ebenfalls nicht nötig, gehört aber offensichtlich heutzutage dazu, da ist BETH HART bei Weitem nicht die Einzige. „Never Underestimate A Gal“ überrascht mit einem lässigen Tango-Style und die schwüle Jazz-Ballade „Drunk On Valentine“ versetzt mich in die Clubs der 50er und 60er Jahre. Etwas Country-Rock`n Roll Feeling gefällig? Bitte sehr, auch das beherrscht die Sängerin mit der großen Ausstrahlung und dieser extrem vielseitigen, unverkennbaren Stimme („Wanna Be Big Bad Johnny Cash“). Der absolute Wahnsinn kommt dann aber mit dem Hammer-Song „Don`t Call The Police“, der das letzte Drittel einläutet. BETH HART scheint diesen wirklich unter die Haut gehenden Text über Polizeigewalt gegen Farbige in den USA förmlich zu leben, sie wispert, atmet schwer und ich bilde mir ein, dass bei den Gesangsaufnahmen sogar Tränen geflossen sein müssen! Klar, das Lied ist eindeutig George Floyd gewidmet, der 2020 durch einen Cop zu Tode kam! Puh, diese Wucht wird in der Gesangs-Performance jederzeit deutlich! Überhaupt gelingt es dieser großartigen Künstlerin jederzeit, durch ihre Stimme die jeweiligen Gefühlslagen in den Songs an den Mann/die Frau zu bringen („Pimp Like That“). Dazu gehören auch die oben schon erwähnten drei Singles, die in jedem Mainstream-Radio problemlos Platz finden sollten. Ein rythmisch cooles und doppeldeutiges „Machine Gun Vibrato“ beschließt dann ein Album, das bei mir in Dauer-Rotation läuft und die kompletten Gefühlswelten abdeckt! Wenn das auch mittlerweile Mainstream ist juckt mich das nicht, ich finde das total super und stehe dazu!
Für die Produktion war (natürlich) KEVIN SHIRLEY verantwortlich, der wie bei JB einfach keine halben Sachen macht!