Die Dänen-Rocker von D-A-D gehören in ihrer Heimat zu absoluten Superstars und werden in einem Atemzug mit den PRETTY MAIDS oder WHITE LION genannt. Die Geschichte der Gruppe um Frontmann Jesper Binzer, die Anfang der Achtziger unter dem Namen DISNEYLAND AFTER DARK anfingen bis zum heutigen Namenszug D-A-D setze ich mal als bekannt voraus. Denn auch bei uns genießt die Gruppe einen ganz hervorragenden Ruf, wenn auch die ganz großen Charterfolge wie in Dänemark hier nicht zu verzeichnen waren, gerade in der jüngeren Vergangenheit. So kam das etwas überfrachtete „Dic.nii.lan.daft.erd.ark“ aus 2011 bei den deutschen Fans nicht ganz so gut an. Sei`s drum, im Mai waren D-A-D noch beim Rock Hard-Festival zu Gast und im kommenden Winter beehren uns das Brüderpaar Jacob und Jesper Binzer mit ihren beiden Mitstreitern Stig Pedersen (BS) und Laust Sonne (DR) gleich zu acht Terminen in Deutschland. Schließlich gilt es, das vierzigjährige Bühnenjubiläum zu feiern! Vorher gibt es aber noch das neue, mittlerweile 13. Studioalbum „Speed Of Darkness“ und Nachfolger von „A Prayer For The Loud“ (2019), der das leicht ramponierte Image wieder deutlich aufpoliert hat, auf die Ohren. Die Gruppe hat mit diesem Rückenwind dafür laut eigenen Aussagen über 40 Songs geschrieben, von denen es letztendlich 14 auf das Album geschafft haben.
Anfangs hatte ich ehrlich gesagt etwas Mühe, zu einigen Stücken unmittelbaren Zugang zu finden. Aber da sich auch ein paar Stücke auf der neuen Scheibe befinden, die schon beim ersten Durchgang das Prädikat „Grandios“ verdient hätten, lief „The Speed Of Darkness“ bestimmt zwanzig mal bei mir auf dem Kopfhörer, im Auto auf dem Weg zur Arbeit oder in der Küche, also bei (fast) allen Gelegenheiten. Und siehe da, das Album gefällt mir mittlerweile in Gänze richtig gut, es wächst also regelrecht, auch wenn es sich wie ein platter Spruch anhört.
Der Opener „God Prays To Man“ ist so ein Stück, das mir aufgrund seiner hymnischen Melodie und der deutlichen Classic Rock-Attitüde sofort ins Ohr ging. Und diese Stimme von Jesper Binzer wird immer besser. Das gleich darauf folgende „1st, 2nd & 3rd“ ist etwas schrammeliger und erinnert mich an eine kurzfristige Probestunde von AEROSMITH, irgendwie sehr cool. Eine Portion Epik dann bei einem Song im Midtempo wie „The Ghost“, der durch einen wunderbaren Gitarren-Sound begeistert. Das Titelstück ist wieder ein extrem eingängiger Rocksong, der auf die ganz großen Bühnen gehört. Das erste ruhigere Stück hört auf den Namen „Head Over Heels“ und weist als Refrain einen richtigen Ohrenkraller auf, den man schon nach dem ersten Hören mitsingen möchte. Außerdem ist dieses Gitarren-Solo einfach nur wunderbar! Ein lockerer Gute Laune-Song wie „Live By Fire“ bringt Schwung in die Bude, während „Crazy Wings“ mit seiner dezenten Country-Note bei mir weitere Pluspunkte sammelt. „Keep That Mother Down“ (siehe Video) erinnert mich dann stilistisch wieder an die eben schon erwähnten AEROSMITH, was aber auch an der stimmlichen Nähe zu Steven Tyler liegen mag. „Strange Terrain“ hat ordentlich Dreck am Stiefel und pumpt viel bluesigen Hardrock-Blut in die Venen! Dass D-A-D die Moderne nicht außenvor lassen, beweist beispielsweise „Automatic Survival“, eine sehr stimmungsvolle, vordergründig verschrobene, aber trotzdem tanzbare Nummer. Mit dem etwas rabiaten „Waiting Is The Way“ wird der Endspurt eingeläutet, der mit der 1a-Ballade „I`m Still Here“ sein sicheres Ziel findet.