Wer sich etwas im Prog-Genre auskennt wird wissen, dass es sich bei „Weather Systems“ um ein Album der britischen Band ANATHEMA aus dem Jahr 2012 handelt, sogar um eines der besten! Soweit so gut, also nicht verwunderlich, dass sich die ehemaligen ANATHEMA-Mitglieder Daniel Cavanagh (Sänger und quasi alle Instrumente) und Drummer/Produzent Daniel Cardoso nach diesem Album benannt haben und ihr Debüt „Ocean Without A Shore“ herausbringen. Alle Proggies schnalzen schon seit langem mit der Zunge, wissend, dass da nichts Übles herauskommen kann, oder? Klar, jedem Fan ist klar, dass es keine immens großen Unterschiede zu der jüngeren ANATHEMA-Vergangenheit geben wird, denn der Frontmann ist viel zu sehr in dessen Songwriter-Kosmos behaftet, als dass er gänzlich andere Musik machen könnte…so ist dieses „Debüt“ für mich auch nicht als ein Erstling zu bewerten. Trotzdem hat „Ocean Without A Shore“ genügend neuere, ich will mal sagen frischere Trademarks, als dass es sich „nur“ um ein ANATHEMA-Nachfolge-Album handelt. Daniel Cavanagh hat ja indes nie behauptet, dass die Band für immer auf Eis liegt, nur die Auszeit, die 2020 angekündigt wurde, soll keine zeitliche Frist erhalten. Doch viele der neuen Songs entstanden eben just in der Produktions-Phase für ein neues ANATHEMA-Album im Jahr 2019, von daher sind beide Arbeiten eh nicht gänzlich voneinander zu trennen!
Die wichtigste Änderung ist ersteinmal die Tatsache, dass neben Daniel Cavanagh mit Peter Carlsen und Soraia Silva zwei weitere Vokalisten zu hören sind! Beide haben ganz vorzügliche Stimmen und erhalten auch deshalb zurecht ihre jeweiligen „Solo“-Auftritte und sind nicht nur für die Backgrounds zuständig! Und ohja, allein der Song „Untouchable Part 3“ liefert alles ab, was uns Proggies so begeistert. Drama, Epos, Bombast, Gefühl und jede Menge Power. Einen modernen Touch dann beim, im wahrsten Sinne, elektrisierenden „Ghost In The Machine“ mit der Stimme von Soraia, was mich etwas an die neue LINKIN PARK erinnert. Die flirrenden Synthies gefallen mir extrem gut, vor allem im Zusammenspiel mit den Gitarren! Wenn es ruhiger wird, werden auch Gefühle in den Vordergrund gestellt, wie zum Beispiel bei „Are You There Pt. 2“. Ein wunderbarer Song mit orchestralem Bombast, Zurücklehnen und Träumen ist hier angesagt! „Still Lake“ ist nicht so ruhig wie es der Titel verspricht, das Lied steigert sich von balladeskeren choralen Gesängen bis hin zum explosiven Finale. Pink Floyd-Anleihen sind sowieso vorhanden, was nicht nur etwa bei „Take Me With You“ deutlich wird. Moderne Sounds wie beim Titelsong begeistern mich ebenfalls sehr! Insgesamt lassen WEATHER SYSTEMS jeden anspruchsvollen Prog-Fan in Jubelarien ausbrechen…was für eine Qualität!!