Ich höre female fronted Blues Rock sehr gerne, wenn er denn gut gemacht ist. Als Beispiele gelten da z.B. die Norweger Pristine, WolveSpirit aus Deutschland, Siena Root und natürlich deren schwedischen Landsleute Blues Pills! Jetzt tritt mit EBBA BERGKVIST & THE FLAT TIRE BAND eine weitere Gruppe aus Schweden auf den Plan, die Blues Rock anbieten, allerdings im weiteren Sinne. Da will ich mal hören, ob die Chefin Ebba Bergkvist mit ihren drei Jungs mich ebenfalls überzeugen können.
„Four Wings“ ist das erst zweite Album nach „Spilt Milk“ (2021), das allerdings an mir vorbeiging. So gehe ich also ohne Vorkenntnisse, aber auch ohne Vorurteile an den ersten Hördurchgang. Das Album wird mit dem Titelsong „Four Wings“ eröffnet, der mich sofort umbläst! Ein umwerfendes Classic Hardrock-Riff, das mich unweigerlich an Deep Purple erinnert, lässt mich auf eine Schweineorgel warten, die aber nicht kommt. Dafür kommt die Stimme der Front-Dame umso besser. Es ist nicht so, dass Ebba dabei eine einzigartige und unverkennbare Röhre hätte, das nicht. Aber sie klingt in allen Lagen sattelfest und nervt auch auf Dauer in keinster Weise, also richtig angenehm in meinen verwöhnten Ohren. Etwas mehr Blues dann bei „The Pack“, obwohl auch hier viel Rock-Schmackes an Bord ist. Bei „Northeast Passage“ kommen dann vermehrt 70er Vibes mit Psychedelic-Sounds zum Einsatz, was dann bei „Vice Versa“ mit Led Zep-Gedächtnis-Mucke bestärkt wird. „Seasick“ (siehe Video) füttert die Blues-Fans, die dank einer Slide-Guitar den Südstaaten-Sounds nicht abgeneigt sind. Ab Mitte des Albums wird es deutlich ruhiger, so erklingt mit der Akustik-Ballade „Backslide“ ein eher folkig angelegtes und sehr schönes Lied. Auch „Black Horses“ ist ruhiger, allerdings auch einen guten Tick düsterer und melancholischer. So sind EBBA BERGKVIST mit ihrer Band für mich keinem festen Genre zuzuordnen, der Gesamt-Sound zeichnet sich durch Abwechslung und Stil-Reichtum aus. So kommen mir bei „Maverick“ unweigerlich The Doors in den Sinn…und die waren ja wirklich speziell. Nach einem wirklich komplizierten und psychedelischen „Treachery“ erklingt dann mit dem Rausschmeißer „Eastern Prairies“ ein Country-lastiger Song…und die Verwirrung ist komplett.