OVERLORDE aus New Jersey um die beiden verbliebenen Originalmitglieder Mark Edwards (Gitarre) und John Bunucci (Bass) waren nie besonders fleißige Songschreiber. 1985 gegründet, erschien zwei Jahre später die heute gesuchte selbstbetitelte EP, 1988 erfolgte bereits die Auflösung. Vor 23 Jahren tat man sich dann wieder zusammen und veröffentlichte noch im gleichen Jahr ein starkes 4-Track-Demo auf CD, das Full-Length-Debüt „Return Of The Snow Giant“ erschien 2004 auf Sonic Age Records (CD) bzw. Cult Metal Classics Records (Vinyl). 2017 gab es dann ein neues Demo mit drei Songs. Es hat dann doch noch sechs Jahre gedauert, bis in Form von „Awaken The Fury“ ein neues Album vorliegt.
Während auf „Return Of The Snow Giant” noch ATTACKER-Sänger Bobby Lucas gesungen hat, ist seit 2017 George Tsalikis als Frontmann bei OVERLORDE aktiv, den US Metal Undergroundfans von ZANDELLE oder GOTHIC KNIGHTS kennen könnten. Das Line-Up komplettiert George Janeira am Schlagzeug, über den nichts weiter bekannt ist.
Nun aber endlich zur Musik: Wie bereits angedeutet haben wir es hier mit US Underground Metal zu tun, der sich an Fans der 80er Jahre wendet. Im Gegensatz zum Vorgänger ist „Awaken The Fury“ allerdings schwere Kost, denn epische Hymnen und eingängige Refrains zum mitsingen und fistraisen gibt es hier nicht. Das Album benötigt einige Durchläufe und wirkt etwas verworren. Die teils langen Songs verlieren sich zu oft in Details, sie kommen nicht besonders gut auf den Punkt. Die Power, für die die Band bisher eigentlich bekannt war, muss der Progressivität weichen.
Straighte Nummern wie der Titeltrack, das nachfolgende „Fire In The Sky“ oder der heftige Rausschmeisser „Migraine“ erinnern noch am ehesten an „Return Of The Snow Giant“, weisen aber nicht die Ohrwurm-Qualität von „Return…“ auf. Midtempo-Tracks wie das verspielte „Destroy Us All“, das breaklastige „Ashes“ oder das gerade im Drum-Bereich variationsreiche „Hammer Strike“ mit ihren stampfenden Rhythmen sind noch am bekömmlichsten. Komplex wird es dann mit dem siebenminütigen „Gargoyles“ oder dem schrägen „Battle Of Marathon“, die beide schwer nachvollziehbar sind. Insgesamt fehlt mir aber die Power und die Energie vom „Return…“- Album. Das neue Album wirkt komplexer und verschachtelter von den Songstrukturen her und weil 20 Jahre zwischen den beiden Alben liegt, ist diese Entwicklung nicht immer nachvollziehbar.
Der Mix ist etwas unglücklich geraten. So sind die drums weit im Vordergrund und die Gitarren zu weit nach hinten gemischt. Dabei sägen die gut was weg. Bei den Soli ist die Axt aber besser zu hören. Der Bass tönt links aus den speakern, die Gitarre rechts und dazwischen toben sich Drums und Gesang aus, wobei die Leadgitarre dort ebenfalls hinrückt. Das ist gewöhnungsbedürftig.
Das Coverartwork ist vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine inspiriert. Die Oger und Orks (Bezeichnung der Ukrainer für die russischen Soldaten) werden in roter und blauer Farbe dargestellt, die Tempelritter tragen blau und gelb von der ukrainischen Flagge. Das harmoniert ganz gut, da einige der Texte zu der Situation in der Ukraine passen. Denn auch dort geht es häufig um Krieger in der Unterzahl, die einen überlegenen Eindringling bekämpfen.