Es gibt sie immer noch diese Bands oder Künstler, die man vom ersten Ton einer jeden neuen Scheibe sofort erkennt. Das ist meiner Meinung nach ein Markenzeichen, das viele jüngere Musiker inspiriert und ermutigt, selbst Musik zu machen. Stichwort: „Oft kopiert, nie erreicht“, man höre z.B. bei den vielen AC/DC-Nachahmern wie Airborne nach. Mich wundert es ehrlich gesagt, dass es nicht viel mehr Gruppen gibt, die dem Wirken von Vincent Damon Furnier aka ALICE COOPER nacheifern, obwohl dessen Musik und Shows erstens ungeheuer erfolgreich und zweitens so speziell sind. Einzigartig halt! Und das, obwohl seine Stimme ganz bestimmt nicht als die herausragendste bezeichnet werden kann, oder? Klar, es gibt ganz bestimmt bessere Röhren, aber sie ist wie gesagt auch unverkennbar. ALICE COOPER macht das, was er am besten kann, ohne sich zu verbiegen oder irgendeinem Kommerzgedanken anzubiedern…und das seit mehr als 50 Jahren!! Dabei bleibt er sich immer treu, ohne seine Fans zu langweilen, das soll ihm erstmal mal jemand nachmachen.
Zweieinhalb Jahre nach „Detroit Stories“ nun das neue Studioalbum des mittlerweile 75-Jährigen „Entertainers“, das sofort unverkennbar mit einem herrlich augenzwinkernden „I`m Alice“ (siehe Video) startet, wobei er hier einfach seine eigene „Jobbeschreibung“ widergibt. Auch im weiteren Verlauf der 13 neuen Songs gibt es Selbstironisches, Witziges oder auch mal Ernsthafteres in den Texten zu hören, wobei auch rein musikalisch die gewohnte Abwechslung geboten wird. Immer im Hardrock der späten 60 und 70er verwurzelt dürfen auch mal Bläser ran, wie etwa bei „All Over The World“ oder ein feines Honky Tonk-Piano („Big Boots“ oder „Road Rats Forever“). Aber auch fette Heavy-Riffs sind Bestandteile des Sounds, man höre nur bei „Dead Don`t Dance“ oder „White Line Frankenstein“ rein, letzteres soll natürlich an „Feed My Frankenstein“ erinnern! Zum locker flockigen „Rules Of The Road“ darf das Rock`n Roll-Tanzbein geschwungen werden, während bei „The Big Goodbye“ die Riff-Gitarren wieder tiefer gestimmt wurden.
Die allermeisten von Euch werden wissen, dass von ALICE COOPER kein zweites „Poison“ zu erwarten ist, was meines Erachtens auch völlig in Ordnung ist. KISS geht es mit „I Was Made For Loving You“ ja genauso, denn beide Songs waren vornehmlich in Europa die jeweiligen größten Hits, in den USA sieht das ja anders aus! Aber mit „Baby Please Don`t Go“ hat Alice eine feine, ja durchaus auch radiotaugliche Halbballade im Programm, die trotzdem irgendwie nicht so recht auf die Scheibe passen mag. Mit „100 More Miles“ wird dann noch ein ruhigeres Lied hinterhergeschoben, das jedoch textlich wieder zum Kontext des Albums passt. Der Abschluss „Magic Bus“ passt dann wieder rifflastig, überaus rhythmisch und fett in den positiven Eindruck, den das Album insgesamt bei mir hinterlässt. Man hört halt, dass die Platte mit der aktuellen Live-Band im Studio aufgenommen wurde, was angeblich zum ersten Mal der Fall war, was ich aber ehrlich gesagt nicht glauben kann bei der langen Historie von ALICE COOPER, oder? Egal, dem Meister des Makabren ist mal wieder ein exellentes Album gelungen! Auch das Cover-Artwork gefällt mir ausgesprochen gut und passt zum Album-Titel bzw. den Texten wie die Faust aufs Auge, ein Hingucker!