Mmmh, seltsam, im März diesen Jahres kam doch erst „Kapitel 11: Barrikaden“ der Deutsch-Rocker von KÄRBHOLZ (siehe auch Review auf unserer Seite) heraus, oder irre ich mich? Jetzt, gerade mal gut 2 Monate später, erscheint schon wieder ein neues Studioalbum, komischerweise mit „Kapitel 10“ (-Wilde Augen) betitelt. Warum hat das Quartett denn letztens nicht gleich ein Doppelalbum veröffentlicht? Und warum das Nummern-Verdrehen? Das wird laut Info damit erklärt, dass sich „Wilde Augen“ musikalisch wie ein erstes Album anfühle. Nun, sei`s drum, jedenfalls ist diese Veröffentlichungs-Politik nicht alltäglich und wenn die Fans da mitgehen, ist von meiner Seite ausebenfalls alles okay.
Große Veränderungen sollte der KÄRBHOLZ-Anhänger indes nicht erwarten, bis auf ein paar Kleinigkeiten vielleicht. So wird im Text beim Opener „Willkommen In Der Zehnten Episode“ die Band-DNA erläutert, genauso wie bei „Seele Auf Der Haut“ die Tattoo-Sucht und die Bedeutung der Bilder beschrieben werden. Insgesamt klingt „Kapitel 10“ musikalisch eine Spur härter und kompromissloser, auch wenn eine gewisse Selbstironie nicht immer geleugnet wird, z.B. beim witzigen Mitgröler „Chaos“ (siehe Video). Aber wenn bei „Die Letzten Punks In Der Stadt“ die aktuellen Zustände mit einem Hauch Sentimentalität und Erinnerungen an bessere Zeiten beschrieben werden, klingt auch ne Schüppe Argwohn bzw. Misstrauen gegenüber aktuellen „linken“ Themen durch. So sollte es eigentlich sein, wenn ich das Treiben der Letzten Generation so betrachte, aber das ist nur meine persönliche Meinung. Doch es gibt auch einige (wenige) Lieder, die melancholischer, musikalisch wie textlich gesehen, soziale Misstände aufzeigen („Leben In Monochrom“). Bei „Der Himmel Soll Brennen“ geht die Luzie in Sachen Tempo aber mal so richtig ab, wobei im Mittelteil recht lustig durch Reggae-Rhythmen und -Gesang im GENTLEMAN-Style Farbe ins Spiel kommt. Logisch, dass auch ein Feierlied wie „Unsere Bar“ als Rausschmeißer dazugehört, auch wenn die Wirklichkeit mit dem allgegenwärtigen Kneipensterben in Deutschland gegen den Text spricht. Eine richtige Ballade fehlt mir ehrlich gesagt, doch schmälert das nicht meinen soliden, ordentlichen Gesamteindruck nicht. Positiv möchte ich die Gesangsleistung von Frontmann TORBEN HÖFFGEN hervorheben, man versteht jedes Wort, obwohl er logischerweise auch mal grölt. Aber es gibt in Sachen Deutschrock nach meinem Geschmack auch besseres Zeug auf Ohr und Gehirn…jedoch auch Grottigeres!