THE OFFSPRING, FOUR YEAR STRONG / SPORTHALLE, HAMBURG

Billing

The Offspring, Four Year Strong

Ort

Sporthalle Hamburg

Datum

17.05.2023

Bilder

Josh Kim

Traditionen wollen gepflegt werden, und so verpasse ich die erste Band TRASH BOAT in der ausverkauften Hamburger Sporthalle. Und das mit dem „Ausverkauft“ bekomme ich zügig zu spüren. Notgedrungen bin ich mit dem Auto gefahren, und es ist weit und breit keine Parkmöglichkeit in Sicht. Der pure Zufall will es dann so, dass ich kurz vor dem Nervenzusammenbruch doch noch einen Parkplatz ergattere, der in unmittelbarer Nähe der Sporthalle ist.
Vor Ort angekommen klappt dann alles ohne Probleme, auch wenn ich mit dezent „nackt“ vorkommen.
Das hat den Grund, dass keine Fotografen bei diesem Konzert zugelassen sind, und ich dementsprechend natürlich auch nicht meine Kamera und die restliche Ausrüstung mitschleppen muss. Komischerweise war dies vor zwei Tagen in München noch der Fall. Allerdings unter sehr restriktiven Auflagen und merkwürdigen Vorgaben. Unter diesen Aspekten hätte ich freiwillig auf die Bilder verzichtet.
Und so werden alle Live Berichte von THE OFFSPRING aus Hamburg die gleichen Bilder haben, die zugegebenermaßen von hoher Qualität sind. Aber auch hier fällt sofort auf, dass keine Bilder direkt aus dem Graben kommen, und somit keiner der Musiker aus einer nahen Perspektive zu sehen ist. Und damit lasse ich allen Spekulationen dann auch mal freien Lauf.

Kommen wir zu FOUR YEAR STRONG, die bereits auf der Bühne am Lärmen sind als ich die Sporthalle betrete. Die Band ist mir unbekannt, nach ein wenig Recherche hält sich der Bekanntheitsgrad in Europa auch tatsächlich in Grenzen. Und so sind die Reaktionen im Publikum zwar wohlwollend, aber nur die allerwenigsten sind mit dem Material des Quartetts aus Massachusetts vertraut.
Dabei spielt die Band sogenannten „Easycore“, also eine sehr poppige Punkrock Variante, die auch Anteile von Metalcore, Alternative oder Hardcore in sich vereint. Die Jungs dürfen rund 50 Minuten spielen, was ich tatsächlich etwas lang finde, denn zum Ende hin ähneln sich die Stücke doch ein wenig zu sehr.
Ansonsten können FOUR YEAR STRONG bestens unterhalten, die Aufforderungen seitens der Band ans Publikum verpuffen aber ziemlich schnell, da wie bereits oben geschrieben so gut wie niemand mit dem Material der Band vertraut ist.
Fotos gibt es auch keine, was gerade für die Support Bands wirklich bitter ist.

Was dann folgt, ist die lustigste Umbaupause die ich je erlebt habe. Normalerweise wird jetzt hektisch auf der Bühne gewerkelt, eventuell sogar noch ein blickdichter Vorhang aufgezogen, und es läuft mal gute, mal weniger gute Musik aus der Anlage. Aber nicht heute!
Stattdessen haben THE OFFSPRING ein amtliches Entertainment Programm aufgefahren, das ich in dieser Art und Weise noch nie mitbekommen habe.
Als erstes läuft auf der großen Videoleinwand hinter der Bühne ein Countdown runter, der exakt anzeigt wann der Umbau fertig ist und der Headliner auf die Bühne kommt. Schon mal ein coole Sache. Als nächstes startet ein kleines Zeppelin durch die Halle. Dieses Fluggerät hat nicht nur eine Kamera am Rumpf eingebaut, und diese Impressionen werden immer mal wieder auf der Leinwand wiedergegeben, obendrauf hat es noch zwei kleine Behälter neben der Kamera, aus denen immer mal wieder Gitarren Plektren rausfallen!
Weiterhin sind zwei oder Kamera Teams in der Halle. Diese fangen wahllos Pärchen mit der Kamera ein, die dann auf die große Leinwand projeziert werden. Das ganze eingefasst in Rosen und mit der großen Überschrift „Kiss Cam“. Man kennt das von amerikanischen Sportevents wie Baseball oder Eishockey.
Die Pärchen sollten sich dann auch küssen, was aber nicht immer passiert. Und bei den Pärchen handelt es sich nicht immer um Mann und Frau….
Variiert wird dies als „Beer Cam“ (zügig sein Bier in der Hand leeren; das hat auch nur eine Besucherin so richtig geschnallt, der Rest prostete ein wenig unmotiviert in die Gegend), „Headbang Cam“ (versteht sich von selbst und klappte ganz gut) und „Booty Cam“. Bei letzterem soll man/frau die Hüften kreisen lassen, das funktioniert auch nur so semi, da die Kamera die Leute eher im Oberkörper Bereich einfing. Nichtsdestotrotz ein Heidenspaß!
Dazwischen wurden dann per Riesen Zwille und per Kanone noch T-Shirts in die Menge gefeuert.
Zu guter letzt gab es noch einen als Gorilla verkleideten Roadie, der durch die Halle tobte, und dabei von einem weiteren Kameramann begleitet wird. Er lässt sich mit Fans ablichten, Hände werden geschüttelt oder einfach nur ein wenig Unfug getrieben.
Das Ganze Brimborium wird mit eine Topp Auswahl an Hits aus den letzten vier Dekaden Musik untermalt. THE WHITE STRIPES, RAGE AGAINST THE MACHINE, WEEZER, IRON MAIDEN, AC/DC, aber auch A-HA oder NO DOUBT, um nur einige zu nennen.
Die 25 Minuten Umbaupause sind wie im Flug vorbei!

Und pünktlich mit dem Ende des Countdowns wird es dunkel auf der Bühne, das Intro „Lullaby“ läuft an, die Musiker kommen unter lautem Gejohle auf die Stage, und im nächsten Moment erklingen die ersten Töne von „Come Out And Play“. Die gut 7.000 Leute gehen jetzt das erste Mal richtig steil!
Aber die Stimme von Frontmann Dexter Holland ist alles andere als sattelfest. Hinzu kommt noch ein etwas schlechter Mix, der sich erst ab Song Nummer drei „Want You Bad“ legen sollte. Das dazwischenstehende „All I Want“ (einer meiner Lieblingssongs von THE OFFSPRING) klingt von den Vocals leider auch nicht gut. „Let The Bad Times Roll“ und „Staring At The Sun“ kommen dann als vier und fünf, und die Band lässt es sich nicht nehmen ein paar erste Worte an die Fans zu richten. Sprechen tun eh nur Sänger Dexter und Gitarrist „Noodles“, allerdings fühlt sich deren „Gespräch“ auch sehr hart einstudiert an. Bassist Todd Morse und Schlagzeuger Brandon Pertzborn wirken ein wenig wie Fremdkörper auf der Bühne. Aber auch kein Wunder: der Mann an den vier Saiten ist erst seit 2019 dabei, der Drummer sogar erst seit diesem Jahr. Bei den Songs verdrischt er seine Felle aber mit einer Inbrunst die wirklich vom Herzen kommt.

Mit „Original Prankster“ und „Genocide“ kehrt ein wenig Ruhe ein, das sind zwei Stücke die nicht zu den Favoriten der Anwesenden gehören. Stimmung gibt es erst wieder so richtig mit „Hit That“. Und es bewahrheitet sich mal wieder die Weisheit, dass je mehr Zuschauer bei so einem Konzert sind, der Anteil an „Mode Fans“ rapide zunimmt. Die Definition von „Mode-Fans“: man kennt die zwei Songs die immer mal wieder im Radio laufen.
Egal, der Spaß Faktor zählt, „Hammerhead“ und „Bad Habit“ können die Stimmung wieder nach oben schrauben, bevor es eine kleines Intermezzo gibt.
Dexter Holland verlässt die Bühne und „Noodles“ übernimmt. Zusammen mit seinem eigenen Konterfei auf der Leinwand (und seinen anderen beiden Musikerkollegen) wird „Hall Of The Mountain King“ intoniert.
Mit Dexter zusammen gibt es dann das nächste Cover, nämlich „Blitzkrieg Bop“ von RAMONES!

Es folgt „Gotta Get Away“, für mich persönlicher eher ein schwacher Track, aber das Publikum feiert ihn mächtig ab. Die Band spielt ihren Stiefel recht routiniert runter, und das maximale an Bewegung auf der Bühne ist der Positionstausch von Gitarrist Noodles und Bassist Todd. Des weiteren haben THE OFFSPRING noch einen weiteren Musiker auf der Bühne stehen, den man locker als Allroundtalent bezeichnen darf. Er spielt Gitarre, singt Backing Vocals, spielt ein paar Keyboard Sequenzen und unterstützt den Schlagzeuger als Percussionist. Respekt! Und es tut mir sehr leid, dass ich Deinen Namen vergessen habe.
Was folgt ist wohl der emotionale Höhepunkt des Konzerts. „Gone Away“, nur von Dexter alleine am Piano gespielt und gesungen. Dazu die Aufforderung ans Publikum mit den Handys ein Lichtermeer zu veranstalten. Ein absoluter Gänsehaut Moment!

Mit den vier sehr bekannten Stücken „Why Don’t You Get A Job?“, „Head Around You“, „Pretty Fly“ und „The Kids Aren’t Alright“ geht der offizielle Teil dann zu Ende. Das Publikum kommt nochmal komplett aus sich heraus, lediglich die Stehgeiger Performance sowie die recht abgedroschenen Dialoge untereinander oder auch zum Publikum trüben ein wenig den Gesamteindruck.
Als Zugabe kommen dann zuerst und zu meiner Verwunderung „You’re Gonna Go Far, Kid“, das ich nicht wirklich erwartet hätte. Zu Ende geht der Auftritt dann natürlich mit „Self Esteem“ dem Überhit aus den 90er Jahren. Wie heutzutage üblich mit Konfetti Kanonen und ähnlichem Tischfeuerwerk.
Dann ist tatsächlich Feierabend und die Masse an Leuten verlässt mit einem seligen Lächeln die Sporthalle in Hamburg!

THE OFFSPRING haben ein starkes Konzert abgeliefert. Eine sehr gute Setlist mit ein paar wenigen Überraschungen, einer unterhaltsamen Vorband und einer granatenstarke Umbaupause. Man kann nur hoffen dass auch der nächste musikalische Rundumschlag wie „Let The Bad Times Roll“ überzeugen kann, und man die Band erneut live erneut erleben darf!

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Not everyone likes Metal - Fuck them!!!