JETHRO TULL – RÖKFLÖTE

Artist

JETHRO TULL

Albumtitel

RökFlöte

Genre

Prog, Folk Rock

Wow, habe ich beim letzten JETHRO TULL-Album „The Zealot Gene“ vor gut einem Jahr noch gedacht, dass es sich um ein Alterswerk handeln könnte, straft mich der charismatische, Querflöte spielende Sänger IAN ANDERSON doch prompt Lügen! Ganz schön kreativ ist er also immer noch, grade wenn ich mir das neue Album „RökFlöte“ so anhöre! Komischer Titel, habe ich doch glatt zuerst geglaubt, dass die Kult-Band eine Platte im sächsischen Dialekt aufgenommen habe…Scherz!

Handelte es sich beim genannten Vorgänger um ein Konzept-Album, dem bibliche Geschichten zugrunde lagen, findet IAN ANDERSON auch bei „RökFlöte“ einen ähnlichen Ansatz. Denn er nahm sich Geschichten und Texte aus der nordischen Mythologie vor, die er aus der in Fachkreisen berühmten Sammlung nordischer Mythen „Codex Regius“ der Sonorra-Edda entlieh. Das dürfte vor allem vielen Fans des Viking-Metal bekannt vorkommen, nur dass IAN ANDERSON, der sich für die Kompositionen natürlich allein verantwortlich zeigt, die Stimmungen in den eigenen Tull-Sound-Kosmos versetzt! Klingt vielleicht einfach, doch steckt dahinter mit Sicherheit eine ganze Menge Können, Recherchen und Herzblut. Zum Gelingen trägt vor allem Keyboarder JOHN O`HARA bei, der neben der typischen Querflöte des Frontmanns wieder größere Anteile, etwa durch sein Akkordeon-Spiel erhält. Es gibt auch keine überbordende Longtracks, alle Nummern bewegen sich zwischen drei und knapp fünf Minuten Laufzeit. Fast ein Wunder dabei, dass die zwölf Lieder allesamt einen komplexen Eindruck hinterlassen. So endet das abwechslungsreiche „Hammer On Hammer“ für die meisten Zuhörer ziemlich apprupt. Den großen Unterschied machen mal wieder die Details, so wie das eröffnende Wolfsgeheul bei „Wolf Unchained“, das zudem durch die atmosphärische Kirchenorgel einen sakralen Anstrich erhält. Klar kennt man das von Bands wie GHOST oder POWERWOLF im Metal, aber von JETHRO TULL? Logischerweise bietet die Thematik auch Folk-Klänge förmlich an, was dann zwischendrin immer wieder aufleuchtet, z.B. bei „Allfather“, „Trickster (And The Mistletoe)“ oder dem anfänglich beschwingten „Guardian`s Watch“. Da auch weiterhin harte Gitarren-Riffs – und Solos integriert werden, ist eine ausgewogene Mischung aus Härte und Folk-Verspieltheit gegeben. Als beispielhaftes Video habe ich euch mal das treibende „The Navigators“ angehängt, dessen maritime Stimmung förmlich greifbar wird. „Cornucopia“ ist dann eine federleichte Ballade, die im musikalischen Kontext der Platte (zunächst) fast deplatziert wirkt.

Insgesamt finde ich es unglaublich, mit wieviel Enthusiasmus und musikalischer Frische diese Gruppe immer noch zu Werke geht und dabei absolut nichts von ihrer Faszination verloren hat! Und dem Meister an der Querflöte scheinen die Ideen auch mit mittlerweile 75 Jahren noch nicht auszugehen. Dafür müsste der Fan anspruchsvoller Klänge vor Dankbarkeit auf die Knie fallen!

Infos

Release

21.04.2023

Laufzeit

48:16 Minuten

Label

InsideOut/Sony

Fazit
Auch nach über 50 Jahren machen JETHRO TULL den meisten jungen Bands noch einen vor!
13
von 15
Hervorragend
Die Melodie muss stimmen!