Dass im Herzen des Ruhrgebietes neben der knochenharten Bergbautradition auch Platz für anmutige Melancholie und Vergänglichkeit ist, zeigt WRACK aus Bochum. Auf ambitionierter Weise ist die bekümmerte Zuschaustellung einer vollendeten Transformation nachzuvollziehen. In ihrer zweiten Schöpfung „Altäre der Vergänglichkeit“ taucht das Black Metal Duo ganz tief in die dunkle Gefühlswelt ein. Auf einem nebelverhangenen Acker der Freudlosigkeit wird sich an sämtliche schwarzen Blütenkelchen gelabt und der Nektar der Depressivität getrunken. An dieser Stelle könnte man jetzt meinen, dass diese zweite Langrille in ihrem aufgesogenen Selbstmitleid komplett versinkt, doch WRACK schlagen der vorherrschenden Negativität ein gewieftes Schnippchen. Im Gegensatz zu ihrem Debüt „Gram und gleissende Wut“ (2010) fließen weniger klirrende Kälteeinbrüche aus dem hohen Norden in die essenzielle Niedergeschlagenheit mit ein.
In dem Metier, wo es um das Bewusstsein der Sterblichkeit geht und jede Existenz unwiderruflich ein Ende findet, verleiht der wiederkehrende Einsatz von Akustikgitarren unter anderem bei dem schwermütigen „Praeludium“ Einstieg, als auch in Schlussakkord „Interludium I“ diesem schockierenden Gefühl einen mehr als passenden Rahmen. Dazwischen greift eine individuell gestaltete Produktion mit einer atmosphärischen Mischung bestehend aus frostigem Death Doom und jeder Menge Raspelei der Schwarzwurzel. Tatkräftige Unterstützung erfährt das Duo dabei durch Gastbeiträge von Stef (MINAS MORGUL, RIGOR MORTIS und HALLIG) und Frida Nordlys (MISCREATION) Der Gesang reicht von hohen stimmlosen Black-Metal-Frys über depressive Schreie und Death Growls bis hin zu cleanem Gesang und Chören.
Die verschiedenen deutschsprachigen Lyrics berichten unter anderem von der tragischen Einsicht, dass Hoffnung tötet! oder der wortwörtlichen Textzeile „Ich habe eine weiße Taube ausgesandt ; doch kehrte sie als Krähe zurück, ihr Gefieder ganz verbrannt ; vom grau-schwarzen Aschekleid umsäumt, krächzt sie ihr Lied vom Tod, ganz verträumt“. und lassen auch „Trugbilder, die am Firmament flackern“ aufleuchten. Bei so viel poetischem Realismus erbringt die dazu ausgewählte Melancholie das richtig ausgewählte Gefühlsgerüst. „Altäre der Vergänglichkeit“ passen musikalisch exakt in diesen Dunstkreis und vereint, trotz nicht ausschließlich metallischer Auslegung, alles, was Melancholie im Schatten geschlossener Zechen hervorgebracht hat. In dieser persönlich kompositorischen Entwicklung bedarf es genau dieser eingefangenen Endlichkeit, die anspruchsvoll und gleichzeitig mitreißend sein kann.