Go​ł​oledź – Go​ł​oledź

Artist

Go​ł​oledź

Albumtitel

Go​ł​oledź

Genre

Black Metal Crust

„Better late than never“. Besser kann eine nachträgliche Besprechung der ersten Vollbedienung „Go​ł​oledź“ der gleichnamigen Underground Band aus Polen nicht eingeleitet werden. Ins Deutsche übersetzt bedeutet der gewählte Bandname so viel wie Winterglätte oder Straßenglätte. Wie gut, dass uns das Quartett aus Zielona Góra / Lubusz mit ihrem Debüt nicht direkt aufs Glatteis schickt. Die etwas mehr als halbe Stunde in sechs Akten ist bereits Mitte November des letzten Jahres durch die Band in Eigenregie auf den Markt gekommen. Anhand einer kurzen Recherche ist das Viergestirn noch ein komplett unbeschriebenes Blatt. Sozusagen eine Feuertaufe, welche die einzelnen GOLOLEDZ Mitglieder absolviert haben.

Wenn hier zwei Extremgenre stilistisch aufeinanderprallen, stellt sich oft die Frage, ob bei dem  produzierten Ergebnis der Hang zum Crustpunk oder zum Black Metal überwiegt? Im Fall der polnischen Underground Band liegt das Augenmerk in der etwas längeren halben Stunde mehr auf die klirrende Todeshuldigung. Passend klischeehaft dazu verbreitet die optische Aufmachung eine simpel nebelverhangene Stimmung. Neben der trostlosen Grauspielerei sticht das gelungene Logo der Band einem wohlwollend direkt ins Auge. Wie zu vermuten wird hier weder zum traditionellen Sonntags Kaffeekränzchen mit Tante und Onkel eingeladen noch wird ein massentauglicher Ballermannsoundtrack für den kommenden Sommer kreiert. Dass die Texte in Polnisch verfasst und eingespielt wurden, hat seinen ganz eigenen Charme. GOLOLEDZ gehen fast schon routiniert an ihre persönliche Präsentation ran. Der reife Sound trägt sehr viel Tiefe und einen guten Bombast mit sich.

„Sam na zawsze“ (Für immer alleine) baut sich mit einer nachdenklichen Einleitung auf, ehe es auf harscher Basis zügig zur Sache geht. Ein sehr ausgewogenes Spiel mit dem Gaspedal wird offenbart, welches in ein modern gehaltenes Soundgewand gehüllt wurde. Ein Auftakt, welcher sich bestens strukturiert aufstellt und die ersten acht Minuten dabei wie im Flug vergehen lässt. Der Track verfügt über das Potenzial, öfters gehört zu werden, ohne dabei seinen Reiz zu verlieren. „Odwet“ (Vergeltung) ist von der Band als Vorabsingle herausgebracht worden. Eine gute Wahl, welche die schwarze Seele dieses Debüts am besten wiedergibt. Mit einigen spielerischen Raffinessen ausgestattet, wissen GOLOLEDZ stehts, wann es ‚just in time‘ ist, den ruhigen Passagen eine Bühne zu bieten. Ansonsten gehen die Rhythmuspassagen direkt ins Ohr und lassen den zweiten Track im guten Licht erstrahlen.

Bock auf eine Runde knisternde Lagerfeuerstimmung im aufgeschlagenen Zeltlager? Dann ist „Najgorsza kara“ (Schlimmste Strafe) genau die richtige Einstimmung. Während der erste Abschnitt noch in einem rasenden Mix aus Black und Death das Zepter in der Hand hält, wird es im Mittelpart urgemütlich. Ob die Zeit allerdings ausreicht, die mitgebrachten Marshmallows zu karamellisieren, bleibt jedem selbst überlassen. Der wuchtige begleitende Sound der Instrumente holt einen dann doch wieder zurück in die Realität. Bislang hat die Band keine spielerische Pause eingelegt. Selbst der Übergang zwischen den Tracks wurde genutzt, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Auch „Wolność umysłu“ (Freiheit des Geistes) wird so eingeleitet. Die bislang gradlinigste Nummer, welche mit einigen Postelementen ausgestattet wurde.

Endlich lassen GOLOLEDZ  die Crashanschläge zu Wort kommen. „Wojna o pokój“ (Krieg für den Frieden) versprüht mit Abstand bei der vorletzten Nummer die meiste Punk Energie. Ein heißer Shit, der in Zukunft öfters genau diese wüste Keule auspacken sollte. Der Bass dröhnt, die Doublebase hämmert und der schmerzhaft ehrliche Gesang fräst sich in die Gehörgänge. So zeigt sich das selbstbetitelte Finale. Hört man hier etwas genauer hin, klingen die Gitarren anfangs etwas dünn. Das dürfte bei diesem insgesamt gelungenen Erstlingswerk auch das einzige Manko sein.

Schade, dass dieses gleichnamige GOLOLEDZ Debüt erst jetzt den Weg zur Besprechung gefunden hat, denn dieser sechs Tracks als Maßstab zeigen ein großartiges Potenzial, welches bereits abgerufen wurde. Die S/T wird in Zukunft des öfteren den Weg in die heimische Anlage finden! Jeden Tag erweitert ein interessierter Metalliebhaber seinen Erfahrungsschatz. Neue Bands tauchen in der persönlichen Timeline auf. Sie hinterlassen einen unterschiedlich gewichteten Eindruck und verbleiben wohlmöglich bis zum eigenen Ableben – die polnischen Newcomer gehören sicher dazu!

Infos

Release

18.11.2022

Laufzeit

35:21 Minuten

Label

D.I.Y Koło Records

Fazit
"Go​ł​oledź" gehört zu den extrem stärksten Neuentdeckungen der letzten Zeit ! Hörenswert !
13
von 15
Hervorragend
.