Wo fange ich bloß bei der Besprechung vom Debütalbum des neuen Prog-Rock-Duos EMOLECULE (das sich offiziell eMolecule schreibt) an? Am besten bei Sänger und Drummer SIMON COLLINS, erster Sprössling des berühmten PHIL COLLINS. Simon war nicht nur auf der Abschiedstour von GENESIS mit dabei, sondern blickt mittlerweile auch schon auf eine fast 20-jährige Solo-Karriere zurück. Anfangs noch in poppigeren Gefilden zuhause, änderte sich sein Stil mehr und mehr in eine progressivere Richtung. Vor zehn Jahren dann seine erste Band SOUND OF CONTACT, die er gemeinsam mit Multi-Instrumentalist und Sänger KELLY NORDSTROM sowie Sound Engineer DAVID KERZNER gründete. Deren Album „Dimensionaut“ konnte dann tatsächlich auch voll und ganz überzeugen und nicht wenige warteten vergeblich auf eine 2. Scheibe. Doch leider stritten sich die drei Individuen und Simon veröffentlichte dann 2020 erstmal sein viertes Soloalbum „Becoming Human“. Jetzt erscheint mit „The Architect“ das Debüt von EMOLECULE, einem Duo mit eben SIMON COLLINS und o.a. KELLY NORDSTROM, also 2/3 von SOUND OF CONTACT machen wieder gemeinsame Sache. Fehlt nur noch Sound-Tüftler DAVID KERZNER. Der war nämlich für den Erfolg von SOC immens wichtig, das aber nur am Rande.
Aufgrund der Vergangenheit der beiden Protagonisten kann ich also faktisch nicht wirklich von einem Debütalbum sprechen. Dementsprechend lege ich bei „The Architect“ dann auch etwas höhere Ansprüche an den Tag. Dass die Stimme von SIMON COLLINS der seines Vaters enorm ähnelt, ist kein Geheimnis, was besonders bei einem ruhigen Stück wie „Awaken“ auffällt. Doch dieses Lied ist kein Paradebeispiel für den Sound von EMOLECULE. Denn der ist meist geprägt von elektronischen Klängen, Techno-Beats, Computer-Spielereien sowie harten Gitarren-Wänden, die oft am Industrial angelehnt sind. So wird der fast 11-minütige Opener „Emolecule“ durch Klänge eröffnet, die mich an die ersten Computer-Spiele des Commodore-Zeitalters erinnern (siehe Video). Doch der Song steigert sich langsam aber stetig in deftigere Parts, wobei auch Hinweise an die Pioniere der elektronischen Musik KRAFTWERK zu vernehmen sind. Und zwischendrin thront dann das Schlagzeug des Sängers…gut dass die Drums wenigstens nicht vom Computer kommen, aber das wär ja lächerlich, oder? Es wird aber teilweise soundtechnisch dick aufgetragen was Tempo und Druck angeht, etwa bei „Mastermind“, „Dosed“ oder „The Universal“. Doch es finden sich auch wunderbare, melodische und sanfte Songs unter den 11 Liedern, wie neben dem schon erwähnten „Awaken“ auch „My You“ sowie der über sechs Minuten lange Rausschmeißer „Moment Of Truth“, dessen Ende jedoch arg in Richtung nervigen Krach ausbricht, was überhaupt nicht zum Haupt-Thema passt.
Insgesamt sind mir persönlich die Gegensätze zu krass, obwohl mir einzelne Songs auch richtig gut gefallen.