Regisseur Romuald Boulanger dürfte den wenigsten ein Begriff sein, da er bislang lediglich einige Kurzfilme abgedreht hat, darunter aber immerhin „The Talk“ mit William Baldwin, den er nun als Spielfilm „On the Line“ adaptiert hat. Es geht darin um Radiomoderator Elvis Cooney, der eine nächtliche Sendung moderiert, in der er mit allen möglichen Live-Anrufer konfrontiert wird, und deren Sorgen und Probleme diskutiert. Elvis ist allerdings kein Domian, sondern eher ein wortgewandter, aber auch mitunter anzüglicher, oder gerne auch angriffslustiger Gesprächspartner, wenn es ihm gerade in den Kram passt. Dies kriegen oft auch seine Chefin, Kollegen und Mitarbeiter zu spüren. Eines Abends ruft ein gewisser Gary in der Sendung an, und schlagartig hat der Night-Talker ein anderes Problem an der Backe. Gary behauptet er habe Frau und Tochter von Elvis in der Gewalt, und fortan beginnt ein Wettlauf auf Leben und Tod…
Die Story erinnerte mich sofort an „Talk Radio“ von Oliver Stone, und gewisse Ähnlichkeiten sind definitiv nicht von der Hand zu weisen. Trotzdem liefert Boulanger hier gewiss keine dreiste Kopie ab, sondern einen netten kleinen Thriller, der durch seine Twists und Wendungen Spaß macht, ebenso wie durch das gelungene Ende, über das sich aber auch streiten ließe. Was den Film so sehenswert macht ist aber definitiv Mel Gibson, den ich immer wieder gern sehe, und der auch hier in seine alte Form zurückfindet. Er trägt „On the Line“ im Grunde auch komplett, da er faktisch in jeder Szene im Bild ist. Der Rest vom Cast macht seine Sache aber auch ordentlich, und muss hier keine Schelte fürchten. Zu viel verraten möchte ich an der Stelle nicht, sonst würde das Konzept dieses erweiterten Kammerspiels nicht wirklich aufgehen. Die Handlung spielt also nicht nur am Sendeplatz, sondern im Gebäude und auf dem Dach des Senders. Viel Leerlauf oder gar Langeweile kommen hier jedenfalls nicht auf, es geht zackig voran, und davon profitiert der Streifen auch. Wer also auf wortreiche Thriller steht, die mit guten und mitunter auch sarkastischen Dialogen aufwarten, der dürfte bei „On the Line“ gut unterhalten werden. Würde mich freuen Gibson wieder öfter in Hauptrollen zu sehen.