Es gibt ja ehrlich gesagt unzählige AOR-Bands bzw. Projekte aus Schweden, die gerade auch bei der italienischen Plattenfirma Frontiers unter Vertrag stehen. Und wo viel Quantität vorherrscht, leidet oft die Qualität, was das Leben vieler Schreiberlinge erschwert, denn vieles hört sich ähnlich an, vor allem, wenn immer die gleichen Songwriter am Start sind. Namen möchte ich mir dahingehend ersparen, viele von euch Melodic-Spezis wissen sowieso Bescheid.
So, genug gemeckert, denn es gibt schließlich auch einige Ausnahmen, denen wir AOR-Fans „blind“ vertrauen können, so wie beispielsweise W.E.T., H.E.A.T, NORDIC UNION oder ECLIPSE. Zu einer dieser Ausnahmen haben sich mittlerweile auch PERFECT PLAN durch zwei hervorragende Studioalben gemausert. Eine Cover-EP lasse ich jetzt mal außen vor. Die letzte Scheibe „Time For A Miracle“ erschien 2020 und konnte das Debüt „All Rise“ (2018) noch toppen. Als Lohn durfte das Quintett letztes Jahr sogar eine Live-CD raushauen, was nach zwei Studioplatten schon eine kleine Auszeichnung darstellt.
Jetzt also mit „Brace For Impact“ das dritte Studio-Werk, das nahtlos an die vorherigen Veröffentlichungen anknüpfen kann. Klar, KENT HILLI singt wie ein junger Gott, ich darf den Schweden durchaus als Ausnahme-Sänger bezeichnen, wenn das auch ein vielstrapazierter Begriff ist. Trotzdem, wenn es für mich einen legitimen Nachfolger für JIMI JAMISON (R.I.P.!) gibt, dann ist das Kent Hilli. Hört euch einfach mal dessen Solo-Werk „The Rumble“ an, das ist eine einzige Hommage an Jimi Jamison und dessen Band SURVIVOR! Zudem wurde der Schwede ja letztes Jahr von den US-Rockern GIANT als neuer Frontmann verpflichtet, was ja auch nicht selbstverständlich ist und zeigt, dass KENT HILLI auch im nicht europäischen Ausland wahrgenommen wurde. Zurück zu „Brace For Impact“, denn es sorgen hochmelodische Midtempo-Kracher wie das bockstarke „Gotta Slow Me Down“ oder der Opener „Surrender“ für Hochgefühle bei mir und beim Hören einer Ballade wie „My Angel“ läuft es mir vor Verzückung immer wieder heiß und kalt den Rücken runter. Da sind schlicht und ergreifend Könner am Werk, die genau wissen, wie mitreißender Melodic Rock zelebriert wird. Die Texte sind natürlich wenig innovativ, aber wenn ich solche Musik höre, brauche ich keine politischen Botschaften oder ähnliches, dafür gibt es andere Gruppen. Witzig aber die Einleitung zu „Bring Me A Doctor“, wenn Kent Hilli bei der Polizei anruft, sich vorstellt und um Hilfe bittet! Da darf dann auch die zweite Ballade „Emelie“ ganz knapp am Kitsch vorbeischrammen. Insgesamt aber ein echtes Melodic-Highlight im langsam auslaufenden Musik-Jahr 2022!
