Ósserp – Els nous cants de la Sibil·la

Artist

Ósserp

Albumtitel

Els nous cants de la Sibil·la

Genre

Death Metal Grind

Wer möchte nicht die Fähigkeit besitzen in die Zukunft schauen zu können ? Bei schicksalshaften Rückschlägen negativer Art, wie zum Beispiel dem eigenen Ableben ist die erworbene Gabe ein erdrückender Fluch. Bei einer wohlwollenden Fügung wieder rum darf es als Segen einzuordnen sein. Und Hand aufs Herz, wer möchte nicht die richtigen Lottozahlen vom kommenden Wochenende im Voraus wissen. Jedoch fühlt sich so ein persönlicher Geldregen im gigantischen Ausmaß im Gegensatz zu dem endgültigen Ende der Welt fast schon bedeutungslos an. Die fünf Katalanen von ÓSSERP hätten mit Sicherheit nichts gegen einen warmen finanziellen Ascheregen einzuwenden. Doch bekanntlich macht Geld allein auch nicht glücklich und die Chance auf einen Millionengewinn bewegt sich auch eher im minimalistischen Bereich.

So hat die Band sich alternativ fünf Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung „Al meu pas s’alça la mort“ (Der Tod steigt in meinen Weg) sich bei der neuen Studiowerk mit der altgriechischen Prophetin einer Sibylle auseinandergesetzt.  Im Gegensatz zu anderen göttlich inspirierten Sehern, weissagt sie einem unaufgefordert die Zukunft.. Soweit ist es bei diesen Wesen nichts ungewöhnliches, doch ergeht die Vorhersage meistens doppeldeutig. Oft darf man sich dann nicht nur mit der Doppeldeutigkeit beschäftigen, sondern auch als Sahnehäubchen die vorgegebenen Rätzel lösen, um die Zukunft richtig zu deuten.

Zu Ehre dieser mystischen Rätzeltante wurden insgesamt neun neue Tracks zusammengetragen und das nun vorliegende Werk auf den Titel  „Els nous cants de la Sibil·la“ (Die neuen Lieder der Sibylle) getauft. Wer in Bezug auf die griechische Mythologie nun die nächste knappe dreiviertel Stunde Hörspaß auf orientalische Klänge monumentaler Art hofft, der wird grandios enttäuscht sein. Hier geht es knüppelhart von der ersten Sekunde an zur Sache. Gigantische Brutalostürme, die einen ungebremst als unbedeutenden Spielball durch einen bestialischen Kosmos schleudern.  So lässt sich der gnadenlose Trip gefühlsmäßig am besten beschreiben, wenn einen zum ersten Mal dieser grindbehaftete Death Metal um die Ohren gehauen wird.

Auch auf textlicher Ebene handelt das dritte Werk von der Bedeutungslosigkeit des Menschen im Universum und dem aussichtslosen Kampf sein erbärmliches Daseins auf ewig zu fristen. Bei dieser gern genommenen Thematik für eine Produktion kann sich schnell ein Strick draus gedreht werden und die ganze Nummer geht direkt den Bach herunter. Entgegen der negativ behafteten Befürchtung, schaffen es ÓSSERP auf Anhieb ein Klangmonster zu erschaffen, das nicht nach dem ersten Hördurchlauf ungeliebt in der hintersten Ecke des Vinylregals landet, nur um dort auf Dauer einzustauben und in Vergessenheit zu geraten. Das die Lyrics in der katalanischen Landessprache gehalten sind, stört im Grunde bei dieser Art von extremer Musik kaum jemanden.

Die Band tischt einen sehr realitätsgetreu ein episches Endzeitszenario mit einer nahezu brillanten Komposition auf. Neben den rasenden Grindcore typischen Einschlägen lässt die Band genug Zeit und Raum, um melodiegeschwängerte Parts einfließen zu lassen. Immer wieder fallen die sauber gespielten Riffings der Gitarrenfraktion positiv in die Wertung. Dabei kann man bedenkenlos ein Faible für den großartigen Feinschliff attestieren, der neben der Brachialität zu Tage getragen wird. Nur so funktioniert ein abwechslungsreiches Death’n’Grind Album, das seine Lassos ausgeworfen hat um möglichst viele neue Hörer für sich dauerhaft zu begeistern !

Infos

Release

19.08.2022

Laufzeit

42:30 Minuten

Label

Blood Fire Death

Fazit
"Els nous cants de la Sibil·la" ist eine äußerst mitreißende Weissagung !!
13
von 15
Hervorragend
.